Abrechnung

Wieder Klagen über zu hohe callando-Rechnungen

Anbieter lässt sich sehr viel Zeit mit kundenfreundlichem Feature
Von Björn Brodersen

Interessanterweise verweist der Kundendienst von callando offenbar auch wieder auf die T-Online-Software ISDN Speedmanager. Mehreren Nutzern, die sich über die zu hohe Telefonrechnung beschwerten, schrieb er beispielsweise per E-Mail: "Sie haben einen Internetdienst mit einer falschen Benutzerkennung genutzt, d.h. es wurde ein falscher Benutzername bei der Einwahl über das DFÜ-Netzwerk eingegeben. Die von Ihnen angegebenen Benutzernamen wurden alle mit '@t-online.de' ergänzt. Die Eingaben wären korrekt gewesen, wenn nicht immer ein '@t-online.de' angehängt worden wäre." Weiter heißt es: "Sie haben sehr wahrscheinlich die Software 'Speedmanager' auf Ihrem Rechner installiert. Wir empfehlen Ihnen, diese Software zu deinstallieren, da es sein kann, dass diese Software in das DFÜ-Netzwerk eingreift und diese Ergänzungen vornimmt."

Eine Software soll falsche Einwahldaten verursachen

Eine PC-Anwendung soll die Schuld an den falschen Benutzerdaten tragen? Die Deutsche Telekom bestätigte uns gegenüber, dass unter bestimmten Umständen der Speedmanager solche Ergänzungen wirklich vornimmt. Bei eingefleischten Internet-by-Call-Usern schrillen dennoch die Alarmglocken: Bereits im vergangenen Jahr hatten etliche IbC-Nutzer Fehlbeträge durch einen Zugang der callando-Marke QuickDial reklamiert. Auch damals hatte callando PC-Programme wie den Speedmanager für die Fehleingaben in den DFÜ-Netzwerkverbindungen verantwortlich gemacht, obwohl nach ihren eigenen Angaben nicht alle der betroffenen User eine solche Software überhaupt installiert hatten.

Misstrauisch macht auch die Tatsache, dass die betroffenen Nutzer offenbar trotz Anforderung keinen Nachweis von callando über ihre Login-Daten erhalten haben - das berichteten sie uns jedenfalls. Auch auf die alternative Möglichkeit, einen Einzelverbindungsnachweis über den Inkassodienst nexnet [Link entfernt] einzusehen, wies callando den Angaben zufolge die Kunden nicht hin. Unverständlich bleibt zudem nicht nur, warum callando trotz der Ankündigung, dass das System in ein paar Tagen betriebsbereit sei, so lange braucht, die RADIUS-Server-Authentifizierung zu installieren. Ebenso dürfte es mit einem durchaus vertretbaren Aufwand verbunden sein, die Tarife trotz einer solchen Ergänzung der Benutzerkennung in den DFÜ-Netzwerkverbindungen zu den Standardminutenpreisen abzurechnen. Und für das Problem mit dem ISDN Speedmanager hätte inzwischen - mehr als ein Jahr nach dem Bekanntwerden des Problems - auch eine Lösung gefunden worden sein.

Hinzu kommt, dass callando trotz unseres mehrmaligen Nachfragens keine Informationen zu den Problemen, dem neu anvisierten Starttermin und der Zahl der betroffenen Kunden preisgibt. Man muss dem Anbieter zugute halten, dass er im Falle des angeblich vom Speedmanager verursachten Fehlers zumindest einem Nutzer bereits eine Gutschrift in Höhe des Fehlbetrages auf einer der nächsten Telefonrechungen angekündigt hat - so wie beim Abrechnungsfehler im vergangenen Jahr auch.

Wie reagieren Betroffene am besten

Der Potsdamer Rechtsanwalt Björn Gottschalkson hält die unterschiedliche Bepreisung der Angebote bei fehlerhaften Zugangsdaten für höchst fragwürdig. Ein Kunde der die Zugangsdaten eingibt, könne auch damit rechnen, dass die aktuellen Tarife für ihn gelten, meint er. Soweit tatsächlich für den Nutzer unbekannt Änderungen durch zusätzliche Software vorgenommen wurden oder ein Tippfehler vorliegt, könne seiner Ansicht ein Anfechtungsgrund für den Nutzer gegeben sein. Die Erklärung zur Eingehung des Vertrages wäre dann verfälscht worden.

Zudem müsste callando darlegen, auf welcher Grundlage die unterschiedlichen Preise berechnet werden. Der Standarttarif von 1,49 Cent müsste dafür wiederum ordnungsgemäß veröffentlicht worden sein. Ein kleiner Hinweis am Ende einer Webseite wäre dafür jedenfalls nicht ausreichend. Wir haben einen solchen Hinweis auf der callandoNET-Website während unserer Recherchen nicht gefunden. Zudem weist der Anbieter - im Gegensatz zum Provider Creatos - auf seiner Website nicht auf die Problematik des ISDN Speedmanagers hin. Auf den Tarifseiten der Creatos-Marken Surf666 und dump:net findet sich zum Beispiel die Empfehlung, "den T-Online ISDN Speedmanager zu deinstallieren", sofern dieser auf dem Rechner installiert ist.

Kunden, denen unfreiwillig höhere Preise als erwartet abgerechnet wurden, sollten daher einen Nachweis der Berechnungsgrundlage einfordern, rät Rechtsanwalt Gottschalkson betroffenen Nutzern. Für den Fall, dass ein Schreibfehler vorlag oder die eigenen Zugangsdaten verfälscht wurden, sollten sie die Anfechtung erklären.

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