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Tipps & Tricks: Internetradio im Auto hören

Heute ist es möglich, Internetradio auch unterwegs im Auto zu hören. Teilweise schlecht ausgebaute Netze auf dem Lande und die Highspeed-Datendrossel erweisen sich allerdings als Spaßbremsen.
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TuneIn im Auto TuneIn im Auto
Foto: TuneIn
Hätte vor einem Jahrzehnt jemand erzählt, er könne quer durch Deutschland fahren und dabei Radiostationen aus den USA, Kanada oder Australien im Autoradio hören, man hätte diesen wahrscheinlich für verrückt erklärt. Heute ist es dank schneller Verbindungen via UMTS oder LTE jedoch möglich, Internetradio auch mobil zu genießen - allerdings immer noch mit großen Einschränkungen.

Datendrossel und schlechter Netzausbau auf dem Land

TuneIn im Auto TuneIn im Auto
Foto: TuneIn
Zunächst einmal sollte sich jeder, der Internetradio unterwegs im Fahrzeug hören will, darüber bewusst sein, dass die Angelegenheit nicht kostenlos ist. Grundvoraussetzung ist eine Daten-Flatrate, ansonsten kann mobiles Internetradio zu einem kostspieligen Abenteuer werden. Das Highspeed-Volumen sollte dabei von der Nutzungsdauer abhängig sein. Wer täglich rund 30 Minuten unterwegs ist und dabei Internetradio hören möchte, braucht mindestens 5 GB Highspeed im Monat, um möglichst alle Webradio-Sender - unabhängig von der Datenrate - aussetzerfrei hören zu können. Ansonsten ist die Nutzung ein Lotteriespiel: Nach der unattraktiven Drosselung der Datenverbindung nach verbrauchtem Highspeed-Volumen auf 64 oder gar 56 kBit/s, ist nur noch die Nutzung eines Streams mit einer Datenrate von maximal 48 kbit/s möglich. Bei Providern die auf 32 kBit/s drosseln, gehen dann zumeist nicht einmal mehr Streams mit 24 kbit/s ruckelfrei.

Während Städte und Ballungsräume und ein Großteil der Autobahnen inzwischen sehr gut mit Mobilfunknetzen ausgebaut sind - größtenteils mit UMTS oder LTE, zumindest aber mit EDGE - so gibt es auf dem Land häufig nur Verbindungen per GPRS oder sogar gar kein Netz aufgrund fehlender Basisstationen. Vor allem in längeren Waldstücken oder unbewohnten Flächen existieren unzählige Funklöcher.

Allgemein ist es ratsam, Streams mit niedrigeren Datenraten zu wählen, um auf einer möglichst langen Fahrstrecke ungestörten Radiogenuss zu haben. Apps wie TuneIn zeigen die Übertragungsdatenrate an und es gibt die Möglichkeit neben dem High-Quality-Stream einen oder mehrere mit niedriger Datenrate auszuwählen. Vor allem im Datenreduktionsverfahren AAC+ ist selbst bei Datenraten von 40 kbit/s oder darunter noch eine akzeptable Audioqualität möglich.

Werksseitige Lösungen

Multimedia-Navi von iCarTech Multimedia-Navi von iCarTech
Foto ICarTech
Mehrere Autohersteller wie Audi, BMW oder Mercedes Benz bieten Lösungen ab Werk an, bei denen die Nutzung von Internetradio möglich ist. Beim System BMW Connected Drive wird beim Autokauf eine SIM-Karte mitgeliefert, der Kunde geht einen Nutzungsvertrag mit BMW ein. Bei den meisten anderen Autoherstellern ist ein Smartphone für die Internetverbindung nötig (etwa eine Bluetooth-Verbindung oder die Einschaltung eines Hotspots), die Bedienung läuft dann komfortabel über das Autoradio oder den Bildschirm der Autoradio/Navigations-Kombination. Die Verbindung ins Internet hält bei fast allen Automodellen eine Außenantenne.

Die Autohersteller kooperieren mit diversen Webradio-Portalen, die mehr als 100 000 Radiosender ins Auto bringen. Audi kooperiert etwa mit Radio.de, BMW mit TuneIN. Allerdings sind die Werkslösungen nicht gerade preisgünstig und variieren zwischen rund 700 und bis zu 3 500 Euro.

Externe Lösungen

Günstiger ist die Anschaffung eines externen Autoradios, das auch Zugang zum Internetradio liefert. Solche hat etwa Hersteller Kenwood in seinem Angebot. In Verbindung mit einem iPhone, einem iPad oder einem Android-Smartphone oder -Tablet kann das Internetradio-Portal Aha Radio genutzt werden. Das Modell Kenwood KDC-BT73DAB kostet etwa lediglich rund 200 Euro und bietet zudem auch noch digital-terrestrischen Empfang via DAB/DAB+.

Anbieter wie Icartech bieten Multimedia-Navigationssysteme mit Android-Betriebssystem in Doppel-DIN-Norm für mehrere Fahrzeughersteller an. Die Oberfläche lässt sich wie bei einem Tablet per Touchfeld bedienen, die Steuerung des Gerätes ist jedoch auch per Lenkradfernbedienung möglich. Bei diesen Modellen ist die Nutzung aller im Google-Play-Store verfügbaren Apps möglich, also auch Internetradio-Portalen wie TuneIn oder radio.de.

Die Verbindung mit dem Internet ist bei diesen Geräten auch mit einem UMTS/LTE-Stick möglich, somit braucht man hier nicht zwingend ein Smartphone zur Herstellung der Verbindung mit dem Internet. Die Android-Navis kosten - je nach Autobauer - zwischen 600 und 1 200 Euro.

Einbindung des Smartphones in vorhandenes Werks- oder Autoradio

Die für Kunden mit Sicherheit einfachste und kostengünstigste Lösung zum Hören von Internetradio im Fahrzeug ist die Verbindung des Smartphones mit dem bestehenden Werks- oder Autoradio. Viele Modelle verfügen über einen AUX-Eingang, an den man das Mobiltelefon zur Tonübertragung einbinden kann. Einige Autoradios können auch drahtlose Verbindungen per Bluetooth empfangen. Wer weder einen AUX-Eingang noch eine Bluetooth-Möglichkeit beim Autoradio besitzt, kann einen Mini-UKW-Sender (ab 10 Euro im Handel) nutzen und diesen an den Headsetausgang des Smartphones anschließen. Das Radioprogramm kann der Autofahrer dann auf einer individuell wählbaren, freien UKW-Frequenz hören.

Wer Apps wie TuneIN herunterlädt, kann so über 10 000 Radiostationen und mehr während der Fahrt genießen. Allerdings sollte der Fahrer die Wunsch-Radiostation vor der Fahrt einstellen und den Sender nicht mehr wechseln, eine Bedienung während der Fahrt ist lebensgefährlich.

Unser Fazit: Es ist heute problemlos möglich, Internetradio mobil im Auto zu hören. Wirklich attraktiv ist die Möglichkeit aber nur in Ballungsräumen oder entlang viel befahrener Straßen und Autobahnen mit gutem Netzausbau. Zumindest anno 2014 sprechen noch viele Faktoren dagegen, dass die Fahrzeug- und Autoradiohersteller kundenfreundliche Lösungen in höherer Stückzahl produzieren. Das könnte sich bei weiter fortschreitendem Netzausbau freilich ändern.

Ein Tipp: Einen Vergleichtest Mobiles Internetradio gegen DAB+ finden Sie an anderer Stelle.

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