Datenschutz

WhatsApp-Gründer Jan Koum: Spekulationen sind verantwortungslos

WhatsApp-Gründer Jan Koum geht auf Datenschutzbedenken nach dem Facebook-Kauf ein. Er erzählt aus seiner Kindheit und nennt Privatsphäre die DNA von WhatsApp. Doch kann er die Kritiker besänftigen?
Von Hans-Georg Kluge

WhatsApp-Gründer Jan Koum auf dem MWC 2014 in Barcelona. WhatsApp-Gründer Jan Koum
Bild: dpa
Jan Koum gibt in seinem Blog-Eintrag einen Einblick in seine Vergangenheit - er sei in der Ukraine geboren und in der Sowjetunion aufgewachsen. Er erinnere sich sehr gut daran, dass seine Mutter oftmals am Telefon sagte, "Das besprechen wir nicht über das Telefon. Ich sage es dir persönlich". Die Angst vor dem Geheimdienst KGB, der möglicherweise Telefonate abhörte war allgegenwärtig und habe letztlich die Familie bewogen, in die USA auszuwandern.

Aufgrund dieser Erfahrungen, halte er, Jan Koum, Datenschutz, Privatsphäre und vertrauliche Kommunikation für extrem wichtig. WhatsApp sei daher sehr datensparsam aufgebaut: Der Dienst wisse weder die E-Mail-Adressen, noch die Namen seiner Nutzer. Auch Geburtsdaten, Vorlieben, Internetsuchen oder GPS-Positionen frage WhatsApp bewusst nicht ab. Keine dieser Daten sei je gespeichert worden und es gebe keine Pläne, dies zu ändern. Privatsphäre sei in der DNA von WhatsApp festgeschrieben.

Geradezu verzweifelt klingt Jan Koum, wenn er Gerüchte und Spekulationen angreift: Diese seien "nicht nur grundlos und unbegründet, sondern sie sind unverantwortlich". Denn diese Gerüchte brächten Leute dazu, zu denken, WhatsApp sammele plötzlich alle möglichen Daten. Dies sei aber nicht der Fall.

WhatsApp: Vorbild in puncto Datenschutz?

WhatsApp-Gründer Jan Koum auf dem MWC 2014 in Barcelona. WhatsApp-Gründer Jan Koum
Bild: dpa
Obwohl Jan Koum einiges zum Thema Datenschutz zu sagen hat, gibt er keine Antwort auf die wohl drängendste Frage: Warum haben Jan Koum und andere Teilhaber von WhatsApp den Dienst ausgerechnet an Facebook verkauft, wenn ihnen Datenschutz so wichtig ist? Facebook ist schließlich nicht gerade als Verteidiger der Privatsphäre bekannt. Und auch WhatsApp nahm es in puncto Sicherheit und dem damit verwandten Datenschutz nicht immer allzu genau. Schwache Verschlüsselung und abwiegeln von erkennbaren Sicherheitslücken-Problemen - nur zwei Beispiele, die in der Vergangenheit für Verdruss gesorgt haben. Und Daten sammelt der Messaging-Dienst genug - über Telefonnummern, IP-Adressen und Kontaktdaten seiner Nutzer verfügt der Dienst ohnehin. Die laxen Sicherheitsmaßnahmen ließen zeitweise zu, dass sich ganze Acounts kapern ließen.

Auch gilt WhatsApp als höchst intransparentes Unternehmen - Pressearbeit findet faktisch nicht statt und Anfragen der Presse quittiert die Firma gerne mit einem eisigen Schweigen. Erst in den letzten Monaten gab es vereinzelt öffentliche Äußerungen - meist von Jan Koum selbst. Dass sich der WhatsApp-Gründer über Spekulationen und Gerüchte wundert, darf vor diesem Hintergrund schon als verwunderlich gelten.

Facebook hat jetzt das Sagen

Jan Koum nennt Spekulationen zu neuen Datensammel-Aktivitäten seitens WhatsApp verantwortungslos. Jan Koum nennt Spekulationen zu neuen Datensammel-Aktivitäten seitens WhatsApp "verantwortungslos".
Bild: dpa
Hat Facebook WhatsApp nur gekauft, um einen großen Konkurrenten nicht mehr fürchten zu müssen? Ist es vorstellbar, dass Facebook kolportierte 19 Milliarden Dollar auf den Tisch legt und mit WhatsApp keine weiteren Pläne hat? Diese Fragen bleiben vorerst offen. Auch Jan Koum kann außer Beteuerungen nichts Substantielles gegen die Befürchtungen der Nutzer sagen. Letztlich hat Facebook jetzt das Sagen und kann sich über (vermeintliche) Überzeugungen des Gründers leicht hinwegsetzen.

Denkbar ist, dass Facebook WhatsApp sehr langsam an das soziale Netzwerk annähert. Vorbild könnte hier zum Beispiel Youtube sein: Nachdem Google das Video-Portal gekauft hatte, fand die Integration in die Google-Dienste nur langsam und schrittweise statt. Bereits angekündigt ist, dass Facebook seiner neuen Messaging-Sparte in Sachen Sicherheit unter die Arme greifen wird. Ob das wechselwillige WhatsApp-Nutzer aufhalten kann, ist fraglich.

Facebook könnte sich auch entscheiden, WhatsApp tatsächlich - wie von Jan Koum angekündigt - einen großen Freiraum zu lassen. Bleibt WhatsApp populär, bliebe Facebook zumindest am Ball und am Erfolg beteiligt. Im anderen Fall muss Facebook eine riesige Summe abschreiben - egal, denn in diesem Szenario wäre der Verlust ohnehin einkalkuliert.

Quo Vadis WhatsApp?

Das große Echo der Nutzer und auch der Medienlandschaft zeigen: WhatsApp hat mit Facebook wohl keinen wirklich passenden Partner gefunden. Die konkreten Datenschutz- und Sicherheits-Probleme bei WhatsApp waren für viele Nutzer wohl nebensächlich, man vertraute dem Anbieter. Facebook hingegen kann nicht auf das Vertrauen seiner Nutzer zählen, viele sind nur widerwillig beim aktuell größten sozialen Netzwerk. Erst die Zukunft wird zeigen, ob Jan Koum Recht behält und WhatsApp autonom bleibt.

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