Aktivistisch

Unruhe erwartet: US-Investor steigt bei Vantage-Towers ein

Vantage Towers wurde von Voda­fone gegründet, um frisches Kapital zum Netz­ausbau zu bekommen. Jetzt könnte ein neuer "akti­vis­tischer Investor" Unruhe bringen.
Von mit Material von dpa

Das Unter­nehmen Vantage Towers wurde von Voda­fone gegründet, um die eigenen Sende­stand­orte besser vermarkten zu können. Wo nicht unmit­telbar "Voda­fone" drauf­steht, so die Über­legung, könnten konkur­rie­rende Unter­nehmen eher gewillt sein, für sich einen Standort zu mieten. Doch diese Idee hatte nicht nur Voda­fone, sondern auch die Deut­sche Telekom, deren GD-Towers-Deal heute in Kraft tritt. Und nicht nur die: Auch die welt­weit aktive Telefónica, deren Türme werden von der American Towers Corpo­ration beispiels­weise verwaltet. Auch andere Netz­betreiber (außer­halb von Deutsch­land) finden die Idee "sexy".

Mit diesen Ausgrün­dungen war immer die Idee verbunden, dass Finanz­inves­toren einsteigen, die darüber indi­rekt den Netz­ausbau finan­zieren könnten und kurz­fristig flüs­sige Mittel bereit­stellen. Im Gegenzug müssen die Netz­betreiber ihre Stand­orte bei den neuen Gesell­schaften "mieten". Der Haken: Die Inves­toren möchten am Ende ihrer Halte­zeit Renditen erzielen.

Neuer "akti­vis­tischer" Investor bei Vantage Towers

Bei der Turmgesellschaft von Vodafone will ein neuer "aktivistischer Investor" für neuen Wind sorgen. Bei der Turmgesellschaft von Vodafone will ein neuer "aktivistischer Investor" für neuen Wind sorgen.
Bild: Vantage Towers
Nun hat sich der "akti­vis­tische US-Investor Elliott" ein großes Stück an Vantage Towers gesi­chert. Damit könnte dieser die Pläne der Noch-Voda­fone-Tochter kräftig durch­ein­ander wirbeln. Elliott ist ein soge­nannter "Hedge­fonds" (Szene-Unwort "Heuschrecke") des Milli­ardärs Paul Singer und verwaltet mit 499  Ange­stellten welt­weit 55,7 Milli­arden US-Dollar (Stand Juli 2022). Mit Datum 24. Januar soll Elliott "direkt sowie über andere Instru­mente" bereits 5,61 Prozent der Anteile halten, so steht es in einer Stimm­rechts­mit­tei­lung am Dienstag.

Elliott, so weiß es die Deut­sche Pres­seagentur (dpa), sei dafür bekannt, sich in Unter­neh­mens­belange einzu­mischen, um daraus Kapital zu schlagen. Die Börse fand das natür­lich gut: Die Vantage-Aktie legte nach der Veröf­fent­lichung der Stimm­rechte zu.

Quar­tals­zahlen: Vantage Towers baut weiter

Vantage Towers hat seine Quar­tals­zahlen vorge­legt. Das Unter­nehmen baute im dritten Geschäfts­quartal (geht analog zu Voda­fone hier bis Ende Dezember 2022) seine Stand­orte weiter aus. Gegen­über dem Vorjah­res­zeit­raum sei der Umsatz - ohne Durch­lei­tungs­ein­nahmen - um knapp fünf Prozent auf 263,7 Millionen Euro gestiegen, wie das Unter­nehmen mitteilte. Das Manage­ment ist nun zuver­sicht­lich, die obere Hälfte seiner Prognose für das noch bis Ende März laufende Geschäfts­jahr zu errei­chen. Vantage Towers ist im Akti­enindex MDax gelistet.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Eigent­lich bräuchten Voda­fone und seine Töchter drin­gend viel Geld und noch mehr Ruhe. Hoch­defi­zitäre Invest­ments wie beispiels­weise in Indien müssten längst aufge­löst sein, aber offenbar hätte das noch schlim­mere finan­zielle Folge­wir­kungen, die den Inves­toren kaum zu vermit­teln wären. Andere Voda­fone-Märkte sind auch große Baustellen (z.B. Spanien, Italien, Portugal), wo nichts mehr zu verdienen ist. Aber eine Konso­lidie­rung (rentable Zusam­men­legung von bislang unren­tablen Firmen) wollen die Regu­lierer nicht, weil sie Angst vor stei­genden Preisen haben. Statt­dessen haben wir weiter viele halb­fer­tige oder weiter wack­lige Netze.

In den Märkten, in denen Voda­fone noch gut dasteht, wie z.B. in Deutsch­land, müsste massiv Geld in den Netz­ausbau gepumpt werden, um dem Kunden zu erklären, warum sie bei Voda­fone sein und bleiben sollten und nicht beim Wett­bewerber. Der extreme Druck aus dem Voda­fone-Vertrieb müsste heraus­genommen werden, was aber die nächsten zwei bis drei Jahre Null­wachstum oder sogar einen Rück­gang der Zahlen bedeuten würde. Diese Ruhe würde drin­gend gebraucht, um neues Vertrauen bei den Kunden aufzu­bauen.

Bei der Mutter­gesell­schaft ist Cevian Capital zum Glück ganz ausge­stiegen. Dafür wird es bei der Tochter Vantage-Towers jetzt bald "zur Sache" gehen. Wieder funken Inves­toren dazwi­schen, die vermut­lich persön­lich alle ein Satel­liten­telefon in der Tasche haben und dabei gar nicht merken, dass ihr terres­tri­sches Invest­ment gar nicht so funk­tio­niert, wie es die Kunden erwarten. Nach­haltig wäre es, eine flächen­deckende Infra­struktur zu schaffen, mit der sich lang­fristig viel mehr Geld verdienen ließe.

Wo die privaten Unter­nehmen nicht inves­tieren wollen, muss der Staat einspringen, z.B. in Olbiers.

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