Mehr Luft

Befreiungsschlag: Vodafone sucht Investoren

Voda­fone befindet sich seit längerem in Turbu­lenzen: Hohe Schulden, Inves­toren, die Druck machen - kommt jetzt die Lösung?
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Voda­fone befindet sich seit längerem in turbu­lentem Fahrt­wasser, das Unter­nehmen ist hoch verschuldet, die Inves­toren machen Druck und wollen mehr Rendite. Nun könnte es einen "Befrei­ungs­schlag" geben, berichtet die gewöhn­lich gut infor­mierte Wirt­schafts­zei­tung "Handels­blatt", die sich auf "Konzern- und Finanz­kreise" beruft.

Neue Voda­fone-Fest­netz-Glas­faser­gesell­schaft mit Investor?

Vodafone Group Chef Nick Read ist gelernter Buchhalter und hat es nicht einfach Vodafone Group Chef Nick Read ist gelernter Buchhalter und hat es nicht einfach
Foto: Vodafone plc / Ed Robinson/OneRedEye
Schon länger stand im Raum, dass Voda­fone gemeinsam mit einem Investor eine gemein­same Gesell­schaft zum Fest­netz-Glas­faser­ausbau (FTTH) für Deutsch­land gründen könnte. Ähnli­ches hatte die Deut­sche Telekom mit der GlasfaserPlus erfolg­reich reali­siert, dort ist ein austra­lischer Renten­fonds inves­tiert. Bei der Telekom ist der Glas­faser­ausbau inzwi­schen Chef­sache.

Sende­türme zu Geld verwan­deln

Und nicht nur das: Gemäß dem Vorbild des Funk­turm-Deals der Telekom möchte Voda­fone auch Anteile seiner Sende­turm-Gesell­schaft Vantage Towers verkaufen, die bereits seit 2019 alle Sende­stand­orte von Voda­fone verwaltet. Die Idee klingt gut: Möglichst viel Geld bekommen, aber gleich­zeitig die maxi­male Kontrolle behalten.

Schaut man sich die soge­nannte Markt­kapi­tali­sie­rung der euro­päi­schen TK-Unter­nehmen an, so liegt Voda­fone auf einem weit abge­schla­genen Platz hinter der Deut­schen Telekom, obwohl Voda­fone weitaus inter­natio­naler unter­wegs ist, beispiels­weise in Indien oder Afrika, während die Telekom sich in den USA quasi über Nacht zu Markt­führer im Mobil­funk hoch­gear­beitet hat.

In Zahlen: Platz 4 nimmt die Telefónica SA (Spanien, Europa, Südame­rika) mit 19,6 Milli­arden Euro ein, auf Platz 3 liegt die Orange (Frank­reich, Europa, Afrika) mit 24,5 Milli­arden und auf Platz 1 unein­holbar die Deut­sche Telekom mit 88,5 Milli­arden, während Voda­fone sich mit "nur" 32,4 Milli­arden auf Platz 2 begnügen muss. Inter­national gesehen steuert Voda­fone Deutsch­land alleine 30 Prozent des Gesamt­umsatzes des Voda­fone-Welt­kon­zerns bei.

Voda­fone: Neue Deals gegen Schul­den­last

Schon länger übt die Inves­toren­gruppe Cevian massiven Druck auf Voda­fone Chef Nick Read aus, endlich renta­bler zu arbeiten. Das bleibt nicht ohne Wirkung. Read hat in England eine Fusion von Voda­fone UK und Three UK im Blick, in Spanien wäre er gerne mit MasMovil zusam­men­gegangen, was aber nicht geklappt hat. Und in Portugal gibt es auch Verän­derungen durch eine neue Zusam­men­arbeit im Fest­netz­bereich.

Hohe Schulden, hohe Inves­titionen

Wie das Handels­blatt weiter berichtet, hätten die Finanz­spe­zia­listen der Voda­fone-Zentrale nach wie vor gut zu tun, es geht um Schulden von etwas über 41,5 Milli­arden Euro. Gleich­zeitig muss massiv in die eigene Infra­struktur inves­tiert werden, beispiels­weise in Deutsch­land, wo Voda­fone dabei ist, seine jahre­lang verschla­fenen Haus­auf­gaben beim Netz­ausbau von unver­sorgten Regionen in Angriff zu nehmen.

Kabel-Glas­faser verkaufen oder ausglie­dern

Schon Xavier Niehl (Free Frank­reich) hatte beim Einstieg mit 2,5 Prozent in die Voda­fone Group gefor­dert, dass Voda­fone sein Netz verkaufen solle. Er meinte aber nicht den Mobil­funk, sondern die Kabel-Glas­faser-Infra­struktur z.B. in Deutsch­land. Dort soll es noch in diesem Monat einen Deal geben. Der noch unbe­kannte Investor würde gemeinsam mit Voda­fone jeweils rund zwei Milli­arden Euro Eigen­kapital beisteuern und dann sollten nochmal 14 Milli­arden an Kredite aufge­nommen werden, um die teil­weise sehr alte und über­las­tete Koax-Kabel-Infra­struktur komplett von der Straße bis zum Kunden in Glas­faser umzu­rüsten.

Da ist Eile geboten, wenn das Neben­kos­ten­pri­vileg, wie vom Gesetz­geber geplant, fallen sollte, können viele enttäuschte Koax-Kabel-Zwangs­kunden kündigen und sich einen neuen Liefe­ranten für Internet, TV und Telefon suchen. Das würde Voda­fone am deut­lichsten merken.

Als Investor könnte die KKR-Gruppe (KKR = Kohl­berg Kravis Roberts) bereit stehen, das sind Finanz­inves­toren, die sich davon eine Rendite verspre­chen. Andere Quellen vermuten, dass die Deut­sche Glas­faser, die von der schwe­dischen EQT finan­ziert wird, das komplette Netz der Voda­fone (Unity­media/Kabel­deutsch­land/KabelBW) über­nehmen könnte. Und dann ist noch ein fran­zösi­scher Investor mit Namen "Antin" im Gespräch.

Das Handels­blatt hat bei Voda­fone nach­gefragt und bekam den vagen Hinweis, dass Optionen geprüft würden, die Bieter wollten - wie so üblich - gar nichts sagen.

Turm­gesell­schaft zum Verkauf?

Ähnlich wie Tim Höttges bei der Telekom will Nick Read für seine Voda­fone-Turm­gesell­schaft viel Geld, aber zugleich die maxi­male Kontrolle behalten. Das klappt wohl so nicht. Jetzt wird über­legt, nur noch 24,9 Prozent der Aktien abzu­geben, was rund 3,4 Milli­arden Euro bringen könnte. Voda­fone gehört aktuell noch 81,74 Prozent an der Turm-Gesell­schaft, die in Düssel­dorf behei­matet ist.

Inter­essan­ter­weise hat auch KKR ein Auge auf Vantage Towers geworfen und auch EQT (Schweden) sei nicht abge­neigt. Nicht mehr dabei sollen die spani­sche Cellnex (die auch bei der Telekom einsteigen wollte) und GIC aus Singapur sein, denn die wollten einen Mehr­heits­anteil und den gabs für sie nicht.

Neue Luft in die Kasse

Mit diesen Geschäften könnte Nick Read, der "Buch­hal­tung" gelernt hat, wieder etwas Luft in seiner Kasse bekommen, aber vor lauter finan­zieller Effi­zienz verliere er die Unter­neh­mens­ziele aus dem Blick, sagen Kritiker. Bei der Vantage Towers läuft nicht alles rund. Die neuen Aktio­näre wollen natür­lich Rendite und machen dort eben­falls Druck. Also wurde alles "wegge­spart" und dabei sank die "Qualität" bei Vantage Towers weiter, was der neue deut­sche Netz­betreiber Ralph Dommer­muth (1&1) jetzt bitter zu spüren bekam. Sein Netz­ausbau wird wohl länger dauern, weil Vantage Towers nicht vorwärts kommt.

Lesen Sie, wie Ralph Dommer­muth von 1&1 die Lage einschätzt.

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