Im Test: Mobiles Internet im Netz von Vodafone
Normalerweise führen wir unseren jährlichen Netztest im Frühjahr durch. Auch 2021 starteten wir nach Ostern mit den Untersuchungen des Internet-Zugangs in den Handynetzen. Corona-bedingt waren wir aber seltener als in den Vorjahren beruflich oder privat unterwegs. Daher haben wir den Testzeitraum auf April bis August verlängert. Viereinhalb Monate lang bereisten wir weite Teile Deutschlands - von Fehmarn an der Ostsee bis Freudenstadt im Schwarzwald sowie von Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz bis nach Berlin im Osten Deutschlands.
Anders als bei klassischen Netztests anderer Medien fahren wir keine vordefinierten Strecken ab, sondern untersuchen die Qualität des mobilen Internet-Zugangs immer dort, wo wir beruflich oder privat ohnehin online gehen. In diesem Jahr hatten wir das Apple iPhone 12 Pro Max und das Samsung Galaxy S20 Ultra im Einsatz. Dazu standen für 5G und "LTE max." freigeschaltete Verträge aus den drei derzeit aktiven deutschen Mobilfunknetzen zur Verfügung.
Vodafone-Netz im Test
Montage: teltarif.de
Von April bis Juni war das UMTS-Netz von Vodafone noch aktiv. Anfang Juli hat sich der Düsseldorfer Mobilfunk-Netzbetreiber - fast zeitgleich mit der Deutschen Telekom - vom aus heutiger Sicht veralteten 3G-Standard verabschiedet. In der Praxis haben wir auch im Frühjahr das UMTS-Netz von Vodafone kaum noch wahrgenommen. An den zehn Standorten, die wir für den Testbericht ausgewählt haben, spielte 3G keine Rolle mehr.
Weniger 5G als im Telekom-Netz
Im Mobilfunknetz der Deutschen Telekom hatten wir an sieben der zehn ausgewählten Teststandorte schon 5G-Empfang. Im Vodafone-Netz war das nur an drei der zehn Orte der Fall. Nun ist unser Test nicht repräsentativ. Zehn weitere Untersuchungen an anderen Standorten können - auch hinsichtlich der gemessenen Übertragungsgeschwindigkeiten - völlig anders ausfallen. Aber auch unterwegs ist uns das 5G-Symbol auf dem Handy-Display im Vodafone-Netz seltener als im Telekom-Netz begegnet.
Dafür haben wir zwei Standorte erwischt, die Vodafone mit 5G auf 3600 MHz versorgt. In diesem Frequenzbereich haben die Netzbetreiber genügend Spektrum zur Verfügung, um einen Internet-Zugang mit sehr hohen Bandbreiten anzubieten. Beide Standorte liegen in Hessen und wir haben im Downstream Datenübertragungsgeschwindigkeiten von mehr als 500 MBit/s gemessen.
In Frankfurt am Main-Sossenheim lagen die Datenraten zwischen 600 und 654 MBit/s im Downstream sowie zwischen 66,5 und 69,1 MBit/s im Upstream. Die Pingzeiten konnten mit Werten zwischen 46 und 48 ms nicht überzeugen. In Wächtersbach in Osthessen haben wir 563 bis 576 MBit/s im Downstream gemessen. Im Upstream waren es aber nur magere 7,34 bis 10,0 MBit/s und auch die Ansprechzeiten konnten mit 36 bis 38 ms nicht ganz überzeugen.
5G ist nicht immer schnell
Wie die Telekom setzt auch Vodafone neben 3600 MHz weitere Frequenzbereiche ein, um 5G in die Fläche auszubauen. Dabei zeigte sich - ähnlich wie im Telekom-Netz -, dass der neue Mobilfunkstandard nicht gleichbedeutend mit einem extrem schnellen mobilen Internet-Zugang ist. Vielmehr liegen die Datenübertragungsraten dann in Bereichen, die auch mit dem LTE-Standard möglich wären.
In Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz haben wir zwar in der Spitze 162 MBit/s im Downstream gemessen. Die Performance sank bei weiteren Tests am gleichen Standort aber auf bis zu 31,0 MBit/s. Im Upstream haben wir in Bad Kreuznach 23,8 bis 46,9 MBit/s gemessen. Wie bei Downloads war auffällig, dass die Performance-Unterschiede von Messung zu Messung recht groß waren. Einen guten Eindruck haben die Pingzeiten hinterlassen. Diese lagen zwischen 21 und 24 ms.
Gute Performance bei Downloads im LTE-Netz
Vodafone überraschte im diesjährigen Test durch gute Datenübertragungsraten an fast allen Test-Standorten. Einzig im unterfränkischen Lohr haben wir mit 9,33 MBit/s im Downstream einen ein einstelligen MBit/s-Wert gemessen. Bei weiteren Tests erreichten wir immerhin 10,4 MBit/s. Schwach waren auch die Ergebnisse bei Uploads. Hier haben wir magere 4,65 bis 5,54 MBit/s gemessen. Dafür waren die Reaktionszeiten mit 22 bis 23 ms sehr ordentlich.
Vodafone-5G-Abdeckung
Quelle: vodafone.de, Screenshot: teltarif.de
Neben den beiden Standorten mit 5G auf 3600 MHz haben wir in Freudenstadt, Füssen, Mainz und Berlin dreistellige MBit/s-Werte im Downstream gemessen. Damit waren wir bei Downloads im Vodafone-Netz an sechs von zehn Standorten "dreistellig". Im Telekom-Netz war das nur an drei der zehn Messpunkte der Fall. Dafür hatten wir bei der Telekom an ebenfalls drei Standorten mehr als 50 MBit/s im Upstream zur Verfügung. Im Vodafone-Netz war das nur zweimal - nämlich in Frankfurt am Main-Sossenheim und in Füssen im Allgäu - der Fall.
Ansprechzeiten selten unter 25 ms
Betrachtet man die Reaktionszeiten, so lagen wir im Vodafone-Netz in Lohr/Unterfranken, in Bad Kreuznach und in Berlin unter 25 ms - in Berlin nur zum Teil. Im Telekom-Netz war das an sechs Standorten der Fall. An zwei Orten haben wir bei der Telekom sogar weniger als 20 ms gemessen - und das ohne den neuen 5G-Standalone-Standard, der in Deutschland bislang nur von Vodafone angeboten wird. Hier dürfte die Glasfaser-Anbindung vieler Telekom-Standorte eine entscheidende Rolle spielen, während Vodafone und Telefónica häufiger auf Richtfunkstrecken zurückgreifen.
5G Standalone konnten wir mit den beiden im Test verwendeten Smartphones nicht ausprobieren. Wir hatten aber im Frühjahr die Möglichkeit, die neue 5G-Variante mit dem Oppo Find X3 Pro im Vodafone-Netz einem Test zu unterziehen. Dabei haben wir Pingzeiten zwischen 11 und 13 ms erreicht. Die Reaktionszeit im 5G-Non-Standalone-Betrieb war am gleichen Standort mehr als doppelt so hoch. Dafür bot 5G Non-Standalone die höheren Datenübertragungsgeschwindigkeiten.
Streaming-Tests mobil und stationär
Wie im Telekom-Netz haben wir auch Streaming im Mobilfunknetz von Vodafone ausprobiert. Mobil haben wir einen MP3-Radiostream mit 320 kBit/s auf einer Fahrt von Osthessen nach Rheinhessen auf den Autobahnen A66, A3 und A60 gehört. Während es beim Streaming im Telekom-Netz keine Audio-Aussetzer gab, war das Hörfunkprogramm rund um das Hanauer Kreuz bei Nutzung des Vodafone-Netzes kurzzeitig nicht zu hören.
Am Hanauer Kreuz schaltete das für den Streaming-Test verwendete iPhone 12 Pro Max aus dem LTE/5G-Netz kurzzeitig auf GSM um. Das reicht für Telefonate, nicht aber für einen brauchbaren mobilen Internet-Zugang. Folglich brach der Stream ab. Nach etwa 40 bis 50 Sekunden hatten wir wieder LTE-Empfang und der für den Test ausgewählte Hörfunksender war wieder unterbrechungsfrei zu hören.
Schneller Internet-Zugang über 5G auf 3600 MHz
Foto: teltarif.de
Bei stationären Videostreaming-Tests mit Netflix, Sky Go und DAZN gab es im Vodafone-Netz keine Probleme. Dabei spielte es keine Rolle, an welchen unserer zehn Test-Standorte wir gestreamt haben. Auch die rund 10 MBit/s im Downstream in Lohr reichten für unterbrechungsfreies Videostreaming auch über einen längeren Zeitraum aus.
Diese Schwächen zeigte das Vodafone-Netz im Test
Betrachtet man vor allem die Datenübertragungsraten, die wir im Test erreicht haben, dann hat Vodafone bei unserem diesjährigen Netztest gegenüber der Telekom sogar die Nase vorn. Allerdings zeigte das Netz des Düsseldorfer Betreibers eine andere Schwäche: Die Abdeckung ist nicht mit der im Telekom-Netz vergleichbar. So gab es unterwegs oft Stellen, an denen wir zwar noch LTE-Empfang hatten, aber eben deutlich schwächer als im Telekom-Netz.
In ländlichen Regionen kam es sogar in Ausnahmefällen vor, dass die GSM-Abdeckung schwächelte. Dann war nicht nur der Internet-Zugang kaum nutzbar. Es gab auch Abbrüche bei Telefonaten. Aber es zeigte sich auch, dass Vodafone an Verbesserungen arbeitet - etwa in Biebergemünd. In den südlichen Teilen dieser Spessartgemeinde steht zwar weiterhin nur das 2G-Netz zur Verfügung, jetzt aber mit wesentlich besserem Signal als noch vor einem Jahr. Das verbessert den Empfang auf der Bundesstraße 276 und innerhalb von Gebäuden.
Testergebnisse im Vodafone-Netz im Detail
Stadt | Downstream (in MBit/s) |
Upstream (in MBit/s) |
Ping (in ms) |
---|---|---|---|
Frankfurt am Main - Sossenheim 1) | 600 bis 654 | 66,5 bis 69,1 | 46 bis 48 |
Wächtersbach 1) | 563 bis 576 | 7,34 bis 10,0 | 36 bis 38 |
Freudenstadt Marktplatz | 117 bis 163 | 43,3 bis 43,4 | 39 bis 43 |
Lohr | 9,33 bis 10,4 | 4,65 bis 5,54 | 22 bis 23 |
Füssen | 100 bis 105 | 55,7 bis 60,4 | 26 bis 27 |
Mainz-Weisenau | 145 bis 151 | 7,96 bis 7,98 | 41 bis 42 |
Bad Kreuznach 1) | 31,0 bis 162 | 23,8 bis 46,9 | 21 bis 24 |
Soltau | 24,8 bis 32,2 | 0,93 bis 1,20 | 30 bis 33 |
Puttgarden | 26,8 bis 33 | 31,4 bis 40,2 | 37 bis 38 |
Berlin-Hohenschönhausen | 116 bis 184 | 24,7 bis 29,7 | 22 bis 26 |
Messwert-Zeitpunkt: Juni bis Juli 2021 (je nach Standort) 1) Mit 5G. |
Gesamteindruck: Vodafone macht Schritt nach vorn
Insgesamt hinterließ Vodafone einen deutlich besseren Eindruck als noch im vergangenen Jahr. Der 5G-Ausbau bleibt hinter dem der Telekom zurück. Dennoch lieferte Vodafone höhere Datenübertragungsraten als der Bonner Mitbewerber. Bei den Pingzeiten war die Telekom besser. Vor allem die punktuellen Netzlücken, die wir im Vodafone-Netz in ländlichen Regionen häufiger als im Telekom-Netz beobachten mussten, sind dafür verantwortlich, dass die Düsseldorfer mit ihren Bonner Mitbewerbern noch nicht auf Augenhöhe sind.
Details zu unseren Testergebnissen im Telekom-Netz finden Sie in einem weiteren Beitrag.