Unitymedia-Chef: "Wir leben von der Trägheit der Kunden"
Unitymedia-CEO Lutz Schüler
Bild: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Auf der Fachmesse ANGA COM forderte Lutz Schüler, CEO des Kabelnetzbetreibers Unitymedia, eine gemeinsame Kooperation deutscher Medienunternehmen. Angesichts der Bedrohung durch internationale Konkurrenten wie Netflix oder Amazon schlug Schüler eine Plattform für nationale TV-Inhalte vor, quasi ein deutsches Hulu. Bisherige Versuche sind jedoch gescheitert.
Unitymedia-CEO Lutz Schüler
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Während der Eröffnungsdiskussion richtete Schüler den Blick aufs Ausland, in dem das Phänomen des Cord Cutting bereits weite Kreise zieht. Damit wird der massenhafte Wechsel von Kabelkunden hin zu Over-the-Top-Angeboten (OTT) wie Netflix oder Amazon Prime Video beschrieben, wobei die Kunden gleichzeitig ihre Verträge mit den Kabelnetzbetreibern kündigen. "Wir leben von der Trägheit der Kunden", erklärte Schüler, warum dieses Phänomen in Deutschland noch nicht so verbreitet ist.
Doch mit zunehmenden Erfolg von Netflix und Co. sieht Schüler die Gefahr, dass die Kabelnetzbetreiber Kunden verlieren und Fernsehinhalte wie TV-Serien und Filme, insbesondere aus dem US-amerikanischen Raum, für hiesige TV-Sender teurer werden. Um dem zu entgehen, schlägt der Unitymedia-CEO eine nationale Plattform für TV-Inhalte vor. Außerdem zahle der Kunde in Deutschland vergleichsweise wenig für den Internetzugang und TV-Inhalte, was sich mit einer solchen Plattform nach Schülers Ansicht ändern könnte.
Gescheitert am Kartellrecht
RTL-CEO Anke Schäferkordt
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Die Forderung ist allerdings nicht neu, denn sowohl die öffentlich-rechtlichen als auch private Fernsehsender versuchten in der Vergangenheit vergeblich, eine solche Plattform zu etablieren. Sie scheiterten am Kartellrecht. Deshalb appellierte Anke Schäferkordt, Geschäftsführerin Mediengruppe RTL Deutschland, auf der ANGA COM an den Gesetzgeber. "Wir brauchen eine Regulierung, die mehr Partnerschaften ermöglicht", sagte die RTL-Chefin in Köln.
Aus der Markenwelt entlassen
Mit Blick auf einen möglichen neuen Anlauf für ein deutsches Hulu-Pendant sagte Schäferkordt, man müsse Kooperationen neu denken. Schüler forderte hierzu, dass die TV-Sender bereit sein müssten, den Zuschauer aus ihrer eigenen Markenwelt auf eine senderübergreifende Plattform zu entlassen. Spätestens mit steigendem Erfolg der internationalen Konkurrenz sollte bei den hiesigen Medienunternehmen der Druck so groß werden, dass ein neuer Versuch für eine gemeinsame nationale TV-Plattform unternommen wird.
In einem Ratgeber-Artikel zeigen wir Ihnen die aktuell in Deutschland verfügbaren Video-on-Demand-Angebote im Vergleich.