Kabelnetze

Unitymedia-Chef: "Wir leben von der Trägheit der Kunden"

Unitymedia-CEO Lutz Schüler forderte auf der ANGA COM ein deutsches Hulu-Pendant, um der amerikanischen Konkurrenz in Form von Netflix und Co. Paroli bieten zu können.
Von Marc Hankmann

Unitymedia-CEO Lutz Schüler Unitymedia-CEO Lutz Schüler
Bild: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Auf der Fach­messe ANGA COM forderte Lutz Schüler, CEO des Kabel­netz­betreibers Unitymedia, eine gemeinsame Kooperation deutscher Medien­unter­nehmen. Angesichts der Bedrohung durch internationale Konkur­renten wie Netflix oder Amazon schlug Schüler eine Platt­form für nationale TV-Inhalte vor, quasi ein deutsches Hulu. Bisherige Versuche sind jedoch gescheitert.

Unitymedia-CEO Lutz Schüler Unitymedia-CEO Lutz Schüler
Bild: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Während der Eröffnungs­diskussion richtete Schüler den Blick aufs Ausland, in dem das Phänomen des Cord Cutting bereits weite Kreise zieht. Damit wird der massen­hafte Wechsel von Kabel­kunden hin zu Over-the-Top-Angeboten (OTT) wie Netflix oder Amazon Prime Video beschrieben, wobei die Kunden gleich­zeitig ihre Verträge mit den Kabel­netz­betreibern kündigen. "Wir leben von der Träg­heit der Kunden", erklärte Schüler, warum dieses Phänomen in Deutschland noch nicht so verbreitet ist.

Doch mit zunehmenden Erfolg von Netflix und Co. sieht Schüler die Gefahr, dass die Kabel­netz­betreiber Kunden verlieren und Fernseh­inhalte wie TV-Serien und Filme, insbesondere aus dem US-amerikanischen Raum, für hiesige TV-Sender teurer werden. Um dem zu entgehen, schlägt der Unitymedia-CEO eine nationale Platt­form für TV-Inhalte vor. Außerdem zahle der Kunde in Deutschland vergleichs­weise wenig für den Internet­zugang und TV-Inhalte, was sich mit einer solchen Platt­form nach Schülers Ansicht ändern könnte.

Gescheitert am Kartell­recht

RTL-CEO Anke Schäferkordt RTL-CEO Anke Schäferkordt
Bild: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Die Forderung ist allerdings nicht neu, denn sowohl die öffentlich-rechtlichen als auch private Fernseh­sender versuchten in der Vergangen­heit vergeblich, eine solche Platt­form zu etablieren. Sie scheiterten am Kartell­recht. Deshalb appellierte Anke Schäfer­kordt, Geschäfts­führerin Medien­gruppe RTL Deutschland, auf der ANGA COM an den Gesetz­geber. "Wir brauchen eine Regulierung, die mehr Partner­schaften ermöglicht", sagte die RTL-Chefin in Köln.

Aus der Marken­welt entlassen

Mit Blick auf einen möglichen neuen Anlauf für ein deutsches Hulu-Pendant sagte Schäfer­kordt, man müsse Kooperationen neu denken. Schüler forderte hierzu, dass die TV-Sender bereit sein müssten, den Zuschauer aus ihrer eigenen Marken­welt auf eine sender­über­greifende Platt­form zu entlassen. Spätestens mit steigendem Erfolg der inter­nationalen Konkurrenz sollte bei den hiesigen Medien­unternehmen der Druck so groß werden, dass ein neuer Versuch für eine gemeinsame nationale TV-Plattform unternommen wird.

In einem Ratgeber-Artikel zeigen wir Ihnen die aktuell in Deutschland verfügbaren Video-on-Demand-Angebote im Vergleich.

Mehr zum Thema Anga Com