Bürgermeister: "Telekom kämpft für schlechten Antennenstandort" (Update)
Telekom will schlechten Senderstandort
Foto: teltarif.de
Die Deutsche Telekom hat in den vergangenen Monaten immer wieder ihr Bemühen um eine Verbesserung der Mobilfunkversorgung in ländlichen Regionen betont. Viele Genehmigungsverfahren für den Bau neuer Standorte dauerten zu lange, sodass betroffene Kunden ohne Netz oder nur mit schwachem Signal auskommen müssen. Allerdings ist der Netzbetreiber einem Bericht des Onlinemagazins Golem zufolge zumindest teilweise auch nicht ganz unschuldig daran, dass die Funkversorgung schlechter ist, als es technisch möglich wäre.
Die Kollegen zitieren Nico Lange, der seit kurzem Ortsteil-Bürgermeister von Alterstedt, einem Teil von Schönstedt in Thüringen, ist. Hier habe die Telekom gegen den Willen der Kommunalpolitik einen Standort für einen neuen Mobilfunkmasten durchgesetzt, der wesentlich schlechter für die Netzversorgung geeignet sei als ein vom Gemeinderat vorgeschlagener Alternativstandort.
Lange weiß, wovon er redet, denn er baut dem Bericht zufolge seit 15 Jahren Richt- und Verteilfunknetze für den regionalen Internet-Anbieter Landnetz auf. Seinen Angaben zufolge fragte die Telekom beim Gemeinderat an, ob es möglich sei, einen 60 Meter hohen Funkturm am Ortseingang von Alterstedt, zwei Kilometer von Schönstedt entfernt, zu errichten. Die Gemeinde sollte dazu das vorgesehene Grundstück kaufen und für eine Jahrespacht von 1500 Euro der Telekom zur Verfügung stellen.
Telekom will niedrigsten Punkt der ganzen Umgebung als Standort
Telekom will schlechten Senderstandort
Foto: teltarif.de
Allerdings liege der Standort direkt neben dem örtlichen Sportplatz und sei der einzige Landeplatz für einen Rettungshubschrauber. Zudem liege der Standort fast am niedrigsten Punkt der ganzen Umgebung. So sei es selbst bei 60 Metern Antennenhöhe nicht gewährleistet, dass Alterstedt mitversorgt werden könne. Die Gemeinde habe der Telekom daher einen alternativen Standort auf einer Anhöhe zwischen Alterstedt und Schönstedt empfohlen.
Der von der Gemeinde empfohlene Standort biete eine Lage, die auch beim Aufbau eines kleineren Sendemasten eine gute Netzabdeckung in Alterstedt, Schönstedt und weiteren Orten in der Umgebung gewährleiste. Zudem sei in unmittelbarer Nähe eine Glasfaser- bzw. Leerrohr-Infrastruktur vorhanden, sodass die Anbindung der Funkstation einfacher als am von der Telekom vorgeschlagenen Standort sei.
Der Netzbetreiber blieb bei seiner Standortwahl und sprach den Kommunalpolitikern die Kompetenz für Funktechnik ab. Wenn die Gemeinde nicht auf den Vorschlag eingehe, werde der Mast eben 20 Meter weiter auf einem Privatgrundstück errichtet. Allerdings habe die Telekom angeboten, die Pachtgebühr von den ursprünglich vorgeschlagenen 1500 Euro auf 2500 Euro zu erhöhen. Daraufhin erhielt der Netzbetreiber eine Genehmigung für den Bau des Standorts - allerdings ohne sich auf konkrete Versorgungszusagen einzulassen, wie der Ortsteil-Bürgermeister von Alterstedt betonte.
Update 16 Uhr: Stellungnahme der Deutschen Telekom
Wie die Telekom mittlerweile gegenüber teltarif.de mitteilte, war es bei der Suche nach einem neuen Maststandort beabsichtigt, die Mobilfunkversorgung im Ortsteil Schönstedt und entlang der Bundesstraße zu verbessern. Wie bei jeder Standortsuche sei das Unternehmen im ersten Schritt auf die Gemeinde zugegangen, um den idealen Standort für das Versorgungsziel zu identifizieren. Das sei auch in diesem Fall geschehen und der Standort am Sportplatz sei der Telekom von der Gemeinde Schönstedt angeboten worden.
"Zuletzt gab es am 19. März einen Vor-Ort-Termin mit dem Bürgermeister und dem Bauamtsleiter, um letzte Details zu besprechen", so die Telekom-Pressestelle gegenüber teltarif.de. "Da wir von Anfang an in sehr kooperativem Austausch mit der Gemeinde über den Standort waren, haben wir, anders als behauptet, keine privaten Grundstücke angefragt. Der geplante Mobilfunkmast soll etwa 40, nicht 60 Meter, hoch werden. Wir haben uns mit der Gemeinde über die Konditionen geeinigt. Zusammengefasst kann man sagen, dass wir auf einem sehr guten Weg sind, die Mobilfunkversorgung in Schönstedt zu verbessern."
Die Telekom-Pressestelle erklärte weiter, es sei funktechnisch nicht möglich, mit nur einem einzigen alternativen Standort sowohl Schönstedt, Alterstedt, die Bundesstraße sowie "etliche andere Orte in der Umgebung" ausreichend mit Mobilfunk zu versorgen. Das Unternehmen sei "sehr offen dafür", auch für Alterstedt eine Lösung zu finden.
In einem Ratgeber zeigen wir auf, wie Sie die Abdeckung der Mobilfunknetze vergleichen können.