CLIP, CLIR & Co.: Dienstmerkmale im Überblick
Das Telefon als Kommunikationsmittel: Vor über 140 Jahren stellte eine Telefonleitung das erste Mal eine Verbindung zwischen zwei Personen her. Nur wenige Jahre später war es schon möglich, zwischen mehreren Gesprächsteilnehmern zu wählen. Die ersten "Fräulein vom Amt" waren männlich und saßen in der Französischen Straße in Berlin. Später wurde der Beruf auch für Frauen zugänglich. Die Telefonvermittlung nannte sich "Amt, was beliebt?" und stellte die Verbindungen zwischen den Gesprächsteilnehmern wunschgemäß her.
So wurden aus einem "heißen Draht" schnell mehrere Telefonleitungen, die durch Umstecken miteinander verbunden werden konnten. Das analoge Netz war entstanden. Wer allerdings am anderen
Ende der Leitung saß, wenn der heimische Apparat klingelte, ließ sich nur im direkten Telefongespräch klären. Rufnummernanzeige oder -unterdrückung, Beispiele für heutige Dienstmerkmale, galten lange Zeit
als Fremdworte. Ebenfalls gab es pro Anschluss nur eine Rufnummer. War diese besetzt, hörte der Anrufer das rhythmische Tuten des Besetztzeichens.
Telefonieren im Festnetz: Viele Dienstmerkmale machen es einfacher.
Foto: Christoph Hähnel - fotolia.com
ISDN
Das sollte sich erst mit den ersten digitalen Telefonnetzen ändern, welches die mechanischen Vermittlungsstellen durch digitale Techniken ersetzte. Ende der 1990er Jahre war es so weit. Die Deutsche Telekom hatte nach Betriebsversuchen den internationalen digitalen Standard ISDN bundesweit eingeführt.
Der Hauptunterschied zum ursprünglichen analogen Festnetzanschluss lag in der Vermittlungstechnik und der digitalen Übertragung zum ISDN-fähigen Endgerät. Zunächst war die Bundespost mit der nationalen Norm 1TR6 gestartet, um dann später zu Euro-ISDN zu wechseln. So war es möglich, über einen Anschluss mehrere Sprach-Kanäle gleichzeitig zu übertragen. Netztechnisch wurden alle Vermittlungsstellen in Deutschland auf ISDN umgestellt. Die Leitungen zum Kunden mussten nicht verändert werden, nur beim Kunden war die Installation eines NTBA (Network Termination Base Adapter) notwendig.
Wer keinen expliziten ISDN-Anschluss gebucht hatte, bekam davon wenig mit. In vielen deutschen Wohnfluren oder Wohnzimmern klingelte der mit der Anschlussdose verbundene analoge Telefonapparat wie gewohnt weiter.
Dienstmerkmale beim analogen Anschluss
Auch heute spricht man trotz der Umstellung auf All-IP manchmal noch vom "analogen" Telefonanschluss, bei dem der Kunde nur telefonieren, aber nicht ins Internet gehen möchte.
Features wie die Rufnummernübermittlung, die Rufumleitung, der Parallelruf, Anklopfen, Makeln und die Konferenzschaltung konnten nach der Digitalisierung der Vermittlungsstellen mit einem Analog-Anschluss dann auch genutzt werden, sofern man einen Apparat mit Tasten und Tonwahl besaß. Die älteren Apparate mit Impulswahl (Ratatatat) funktionieren nur noch an analogen MSAN-Anschlüssen. Viele heute üblichen Breitband-Router "verstehen" die Impulse nicht mehr, und es kommt keine Wählverbindung zustande.
Dienstmerkmale im Überblick
Die als "Dienstmerkmale" bekannten Funktionen werden bei einem öffentlichen Telekommunikationsnetz zusätzlich durch das Netz zur Verfügung gestellt.
Features wie Rufnummernübermittlung, Anklopfen und Makeln, auch als Vermittlungstechnische Leistungsmerkmale bezeichnet, werden somit neben dem einfachen Verbindungsaufbau vom Anrufenden zum gerufenen Teilnehmer umgesetzt. Welche Funktionen möglich sind, hängt vom bestehenden Anschluss und dem jeweiligen Telekommunikationsanbieter ab. Zur Anzeige der Rufnummer des Anrufers braucht man ein moderneres Telefon, welches die zwischen dem ersten und zweiten Klingelton übertragenen Rufnummerninformationen auch anzeigen kann.
Rufnummernunterdrückung und -übermittlung
Das Dienstmerkmal CLIP stand erst seit 1998 auch für analoge Telefonanschlüsse zur Verfügung. Das offizielle Kürzel der Rufnummernübermittlung lautet CLIP und steht für Calling Line Identification Presentation. CLIP lässt die Rufnummer des Anrufers im Display des Angerufenen erscheinen. Vorausgesetzt natürlich, der Angerufene besitzt ein CLIP-fähiges Telefon und der Anrufer hat diese Funktion nicht unterdrückt. Die Übermittlung der Nummer findet zwar grundsätzlich im Netz statt, das Dienstmerkmal der Rufnummernunterdrückung, Calling Line Identifikation Restriction, kurz CLIR, sorgt allerdings dafür, dass der Anrufer anonym bleiben kann. Je nach Wunsch des Anrufers und Angebot des Dienstanbieters kann die Rufnummer ständig unterdrückt sein, üblicherweise eher fallweise ("ab Werk" auf "ein").
Ausgenommen sind allerdings Notrufzentralen der Rettungsdienste, Polizei oder der Feuerwehr. Hier greift das Dienstmerkmal CLIRO (Callers Line Identification Restriction Override), das grundsätzlich nur ausgewählten Teilnehmeranschlüssen zur Verfügung steht. So wird beispielsweise bei Anrufen bei der Polizei, der Feuerwehr und besonders sicherheitsrelevanten Anschlüssen des Bundes anhand des Merkmals CLIRO die aktivierte Rufnummernunterdrückung ignoriert. Ein anonymer Anruf ist somit in diesem Fall nicht möglich.
Als "Absender" die Servicenummer?
CLIP sorgt dafür, dass die eigene Rufnummer beim Angerufenen erscheint.
Foto: teltarif.de
Doch trotz Leistungsmerkmal CLIP kann bei einem Anruf der Schein trügen: Nicht unbedingt ist die Rufnummer, die der Angerufene auf seinem
Display sieht, die Nummer des Anrufers. "CLIP-no screening" heißt das Merkmal, mit der der Anrufer eine selbst festgelegte Rufnummer dem Angerufenen senden kann. Sinnvoll ist das meist für Firmen, die als "Absender"
nicht die Durchwahl der einzelnen Mitarbeiter, sondern beispielsweise die Rufnummer der hauseigenen Telefonzentrale übermitteln wollen.
Call-Center verwenden auch gerne diese Funktion, wenn sie im Auftrag einer anderen Firma Telefonate führen sollen. Will der Anrufer in betrügerischer Absicht eine Kurzwahl wie 110 oder 112 übermitteln, muss der Anruf seit Dezember 2021 vom Netz abgebrochen werden. Werden Nummern übertragen, die es gar nicht gibt, kann die vermittelnde Telefongesellschaft seit dem gleichen Datum den Anruf ablehnen (sperren) oder die Rufnummernübertragung ausblenden.
Halten, Rückfrage, Makeln
Die Leistungsmerkmale Halten, Rückfrage und Makeln bauen aufeinander auf und sind in der Regel namentlich als Leistungsmerkmal HOLD gebündelt. So kann bei einer bestehenden Verbindung einer der Gesprächspartner diese in einen Wartezustand bringen. Der Wartende erhält dann in der Regel eine Ansage oder Wartemusik. In der Zwischenzeit hat der Gesprächspartner die Möglichkeit, zu der bestehenden Verbindung, die sich in der Warteschleife befindet, vom selben Endgerät eine weitere Person anzurufen oder ein anklopfendes Gespräch entgegenzunehmen. Er nutzt in diesem Fall das Dienstmerkmal Rückfrage.
Der wartende Teilnehmer wird bis zur Wiederaufnahme des Gesprächs gehalten. Wird nun abwechselnd zwischen den zwei aktiven Verbindungen hin- und hergeschaltet, wird auf das Leistungsmerkmal Makeln zurückgegriffen. Dabei können nur die Teilnehmer der gerade bestehenden aktiven Verbindung miteinander sprechen.
Überblick bei Rufumleitungen
Das Dienstmerkmal COLP (Connected Line Identification Presentation) fordert die Rufnummer des Angerufenen an. Das auf den ersten Blick ungewöhnliche Feature lohnt sich beispielsweise dann, sobald der Angerufene eine Rufumleitung aktiviert hat. Der Anrufer bekommt Dank COLP die Information, dass er nicht mit dem Anschluss verbunden ist, den er eigentlich angewählt hat. In seinem Display erscheint die Rufnummer, auf die der Anruf weitergeleitet wurde.
Wer die Ermittlung der eigenen Rufnummer durch COLP verhindern will,
greift auf das Dienstmerkmal COLR (Connected Line Identification Restriction)
zurück. Doch vergleichbar mit der Rufnummernunterdrückung CLIR können
beispielsweise Polizei und Feuerwehr das Dienstmerkmal COLR ignorieren.
Ihnen wird weiterhin die tatsächliche Rufnummer angezeigt.
Mit Telefonen ohne Display sind einige Dienstmerkmale nicht nutzbar.
teltarif.de
Ansagen statt Besetztzeichen
Die Liste der möglichen Dienstmerkmale ist sehr lang. So bietet seit dem Jahr 2005 eine freundliche Computerstimme dem Anrufer an, einen Verbindungsaufbau zu einem zuvor besetzten Zielteilnehmer in der Vermittlungsstelle zu automatisieren. Dieses Dienstmerkmal namens CCBS (Completion of Calls to Busy Subscriber) wurde auch schon vor 2005 angeboten. Damals schon konnten Anrufer, die ein Besetztzeichen erhielten, per Tonwahlverfahren, also einfachen Tastendruck, um Rückruf bitten. Die Sprachsteuerung hingegen führte die Deutsche Telekom erst später in ihrem Netz ein.
Egal ob Tastendruck oder mündliche Rückrufbitte: Beendet der gewünschte Gesprächspartner sein ursprüngliches Telefonat, erhält das Endgerät des Anrufers durch die Vermittlungsstelle hierüber eine Information. Stimmen beide Seiten nun zu, wird per "Wahlwiederholung" eine Verbindung aufgebaut.
Das altbekannte Tuten des Besetztzeichens kann nicht immer klar erkannt werden. Es kann sein, dass die Gegenstelle "besetzt" ist oder irgendetwas nicht stimmt, besonders wenn ein sehr schnelles Besetzzeichen ertönt.
Das Merkmal CW (Call-Waiting), besser bekannt als Anklopffunktion, gibt dem Angerufenen bekannt, dass noch jemand in der Leitung wartet. Befindet sich der Angerufene schon in einem Gespräch, so bekommt er einen zweiten ankommenden Ruf durch einen Anklopfton signalisiert. Der Anrufer hört das Freizeichen, der Angerufene hat die Wahl: Entweder beendet er die erste Verbindung oder er greift auf das Dienstmerkmal Rückfrage zurück. In diesem Fall bringt er die erste Verbindung in den Zustand Halten. So schließt sich der Kreis der Dienstmerkmale.
ISDN durch VoIP/NGN ersetzt
ISDN war nach anfänglicher Skepsis bei den Nutzern sehr beliebt, weil es sich als robust herausstellte. Mit der Umstellung auf das Next Generation Network nach IP-Protokoll wurde die ISDN-Technik in Rente geschickt und still gelegt, nicht alle Nutzer waren darüber glücklich.
An der heimischen Telefondose muss ein Router montiert werden, der die VoIP-Leitungssignale in passende Signale für Computer oder Telefone umsetzt. VoIP steht für Voice over IP. Vom ISDN hat man übernommen, dass ein Telefonanschluss ab Werk meist drei Rufnummern bekommt und bis zu 10 Rufnummern möglich sind. Bei SIP-Trunk (für kleinere oder größere Firmen) gibt es eine "Zentrale", deren Nebenstellennummer meist mit einer Null, aber auch mit 00 oder 01 endet. Wer die Durchwahlen nicht kennt, wird von der Zentrale bedient und weitervermittelt. Wer die Durchwahl kennt, kann direkt zum gewünschten Teilnehmer durchwählen. Beispiel 4711-0 für die Zentrale und 4711-123 für die Nebenstelle 123.
Mit der Einführung von VoIP und NGN sind manche von ISDN bekannte Funktionen wie "Rückruf bei Besetzt" entweder verschwunden oder stehen nicht generell zur Verfügung. Da Telefonanschlüsse heute "Massenware" sind, werden sie über stark automatisierte Verfahren vergeben und deren Schaltung organisiert. Technisch kundige Ansprechpartner, die definitiv wissen, ob es eine Funktion gibt oder nicht und wie sie benutzt wird, sind bei den Kunden-Hotlines heute selten geworden.
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