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ProSiebenSat.1: Weniger Werbung und mehr Streaming

Trotz anhal­tend schwa­cher Werbe­umsätze im linearen Fern­sehen will sich ProSiebenSat.1 auf sein Kern­geschäft Enter­tain­ment konzen­trieren. Profi­tieren soll dabei vor allem die Strea­ming-Platt­form Joyn.
Von Björn König

Die zentrale Botschaft der Bilanz­pres­sekon­ferenz von ProSiebenSat.1 war eindeutig: Trotz eines heraus­for­dernden Umfeldes bei Werbe­umsätzen will sich der Medi­enkon­zern eindeutig auf sein Kern­geschäft Enter­tain­ment konzen­trieren. Verbunden ist diese Aussage aber mit einer Einschrän­kung, denn von den Inves­titionen profi­tiert in Zukunft wohl in erster Linie die digi­tale Strea­ming-Platt­form Joyn.

Das ehema­lige "Brot- und Butter­geschäft" lineares Fern­sehen dürfte hingegen mit nach­haltig struk­turellen Problemen konfron­tiert sein.

Fokus auf Koope­rationen

ProSiebenSat.1-Finanzchef Martin Mildner will Schulden abbauen und ins Kerngeschäft investieren ProSiebenSat.1-Finanzchef Martin Mildner will Schulden abbauen und ins Kerngeschäft investieren
Foto: ProSiebenSat.1 Media SE
ProSiebenSat.1-CEO Bert Habets unter­strich in seinen Worten die Bedeu­tung von Koope­rationen, die der Medi­enkon­zern in jüngster Vergan­gen­heit einge­gangen ist. Zu nennen ist hier insbe­son­dere Ad-Tech mit RTL sowie ein verlän­gerter Distri­butions-Deal mit Voda­fone. Auch die Inte­gra­tion von Joyn in die Magenta-TV-Platt­form der Deut­schen Telekom spiele in diesem Zusam­men­hang eine wich­tige Rolle.

Inhalt­lich will man in Unter­föh­ring mehr Geld für lokalen Content in die Hand nehmen, auch in dieser Hinsicht soll wiederum die Strea­ming-Platt­form Joyn in beson­derem Maße profi­tieren. CEO Habets betonte auf Anfrage unserer Redak­tion zudem die Bedeu­tung von FAST-Chan­nels, deren Angebot inner­halb von Joyn deut­lich ausge­baut wurde und dieser Trend sich auch in Zukunft fort­setzen werde.

Zurück­hal­tung beim Thema MFE

Mit Blick auf das Enga­gement von ProSiebenSat.1-Groß­aktionär Media For Europe (MFE) äußerte sich Finanz­vor­stand Martin Mildner zurück­hal­tend. So sei es Sache der Italiener, ob sie letzt­end­lich eine voll­stän­dige Über­nahme von ProSiebenSat.1 anstreben, dazu wolle man sich in Unter­föh­ring nicht weiter äußern. Dennoch zeigte auch er sich über­zeugt, dass die anhal­tende Forde­rung von MFE nach einer Konzen­tra­tion auf das Kern­geschäft durchaus folge­richtig sei.

Eine solche Stra­tegie ermög­liche es ProSiebenSat.1 schließ­lich mehr Kapa­zitäten für dieses Segment zu schaffen. Unter den vorher­gehenden Manage­ments hatte der Medi­enkon­zern ein breites Port­folio an Rand­betei­ligungen aufge­baut, um sich insbe­son­dere mit weiteren Stand­beinen unab­hän­giger vom vola­tilen TV-Werbe­geschäft zu machen. Mit einem Minus von sieben Prozent gab es hier aktuell für ProSiebenSat.1 wenig Grund für Begeis­terung, zudem liege laut Mildner der Verschul­dungs­grad im Konzern über dem oberen Ende des Ziel­kor­ridors, weshalb der Schul­den­abbau weiterhin ganz oben auf der Agenda stehe.

Aufwärts beim Akti­enkurs?

Rück­fragen zum schwa­chen Akti­enkurs begrün­dete der Finanz­chef mit Blick auf die Markt­kapi­tali­sie­rung. Was für den Groß­teil der Aktio­näre wenig Grund zur Freude bedeutet, könnte jedoch für Groß­aktionär MFE eine güns­tige Gele­gen­heit sein, den eigenen Anteil an ProSiebenSat.1 weiter aufzu­sto­cken, sofern dem keine regu­lato­rischen Hürden im Weg stehen.

Insge­samt bleibt die finan­zielle Lage bei ProSiebenSat.1 weiterhin durch­wachsen, zumin­dest der Verkauf von Rand­betei­ligungen dürfte mittel­fristig zu posi­tiven Effekten führen, welche weitere Inves­titionen in das Kern­geschäft ermög­lichen. Die Hänge­partie um MFE ist dennoch weiterhin unge­klärt, was für den Medi­enkon­zern zu stra­tegi­schen Unklar­heiten führt.

In einer weiteren Meldung zum Thema lesen Sie: ProSiebenSat.1: Berlus­coni will euro­päi­schen TV-Sender

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