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Lohnt sich ein günstiger Fernseher mit Android TV?

Fern­seher mit Android stehen für rund 500 Euro in den Regalen von MediaMarkt & Co. Mitt­ler­weile geht es auch güns­tiger, denn immer mehr Hersteller bieten Geräte zu Preisen von rund 300 Euro an. Wir haben uns ein Modell von Sharp ange­schaut.
Von Björn König

Wer einen güns­tigen Smart TV kaufen wollte, musste bislang auf einige "Premium-Funk­tionen" verzichten. Bei güns­tigen Geräten wird zum Beispiel gerne am Betriebs­system gespart. Statt Android TV (bzw. sehr bald wieder Google TV) oder Amazon Fire TV bei Grundig-Geräten verwenden die Hersteller oftmals eigene Systeme, wie VIDAA von Hisense oder das Toshiba Smart Portal.

Nach­teil dieser Betriebs­sys­teme ist vor allem eine schlechte App-Unter­stüt­zung und die fehlende Kompa­tibi­lität mit anderen Geräten, auf denen das Google-Betriebs­system läuft. Beispiels­weise können TVs mit Android auto­matisch die Chro­mecast-Funk­tion nutzen, ohne einen zusätz­lichen Dongle am HDMI-Port anschließen zu müssen. Bild: Amazon Günstiger Android TV von Sharp
Bild: Amazon
In der Regel findet man zwar Stan­dard-Apps wie Netflix oder Prime Video ohne Probleme, bei anderen Diensten wird es aber schon deut­lich schwie­riger. Dann bräuchte man zum Beispiel wieder einen Fire-TV-Stick oder den kommenden Chro­mecast mit Google TV, um entspre­chende Apps zu nutzen. Somit kann es sich lohnen, direkt einen Fern­seher mit inte­griertem Google-Betriebs­system zu kaufen. Aller­dings gab es dort bislang einen Haken: Die Geräte waren teurer und es mangelte an Auswahl bei den Herstel­lern. Dies ändert sich mitt­ler­weile, wir haben uns ein Modell von Sharp ange­schaut. Lohnt sich also der Kauf eines güns­tigen Android-Fern­sehers?

Magere Perfor­mance

Der "Flaschen­hals" bei Smart TVs ist natür­lich die Leis­tung. Je anspruchs­voller ein Betriebs­system ist, desto mehr Hard­ware-Ressourcen verbraucht es. Und auch diese sind natür­lich ein beliebter Punkt, an dem Hersteller güns­tigerer Geräte sparen. Unser Test­gerät Sharp 40BL5EA (beispiels­weise für aktuell 329 Euro im Online-Handel) gönnt sich sowohl beim Hoch­fahren als auch der Nutzung zwischen den Apps durchaus einige Bedenk­zeit.

Auffällig ist zudem, dass der Fern­seher im laufenden Betrieb gele­gent­lich abstürzte oder bei Neustart die LAN-Verbin­dung verlor. Hier dürfte es sich um Kompa­tibi­litäts­pro­bleme zwischen Hard- und Soft­ware handeln, die Sharp jedoch mit entspre­chenden Updates anpassen kann. Kritik­punkte sind weiterhin der Google Assistant, welcher bei dem güns­tigen Fern­seher erheb­liche Schwä­chen zeigte. So lag die Reak­tions­zeit nach Tasten­druck deut­lich unter vergleich­baren höher­prei­sigen Geräten bzw. Smart­phones oder von Alexa auf dem Fire-TV-Stick. Auch müssen Nutzer in dieser Preis­klasse übli­cher­weise auf eine volle Sprach­steue­rung verzichten, es ist also immer eine Fern­bedie­nung nötig.

Fern­bedie­nung mit Schwä­chen

Womit wir auch beim zweiten großen Kritik­punkt des güns­tigen Android-Fern­sehers wären: Die Fern­bedie­nung eignet sich nämlich nur sehr bedingt für eine ange­nehme Smart-TV-Nutzung. Das liegt einer­seits an der Tasten­anord­nung, schlechten Druck­punkten, fehlendem Touchpad (z.B. bei höher­prei­sigen Geräten von LG üblich) und der insge­samt "billig" wirkenden Verar­bei­tung. So macht das Navi­gieren im Betriebs­system keinen Spaß.

Immerhin: Der Hersteller hat vier Direkt­wahl­tasten für Netflix, Prime Video, YouTube und Google Play Movies & TV spen­diert. Das hat immerhin den Vorteil, dass man seine meist­gewählten Lieb­lings­apps nicht erst in der Ober­fläche suchen muss. Im alltäg­lichen Betrieb konnte uns dies jedoch nicht wirk­lich über­zeugen, denn an der Geschwin­dig­keit des App-Starts änderte auch die Schnell­wahl­taste natür­lich über­haupt nichts.

Eine Alter­native wäre hier zumin­dest die Fern­bedie­nungs-App von Google für Android TVs. Diese kann man kostenlos über den Google Play Store herun­ter­laden und als Alter­native mit dem Fern­seher koppeln. Damit ließ sich intui­tiver durch die Ober­fläche navi­gieren.

Nicht am falschen Ende sparen

Der Android Smart TV von Sharp erfüllt für 329 Euro durchaus seinen Zweck, poten­zielle Käufer sollten hier aber eindeutig ihre Erwar­tung herun­ter­schrauben. Man merkt schon recht deut­lich, dass Android TV nicht für güns­tige Fern­seher bzw. die entspre­chende Hard­ware konzi­piert ist. Wer wirk­lich länger Freude an seinem Fern­seher haben möchte, sollte schon ein paar Euro mehr inves­tieren.

Frag­lich ist zum Beispiel auch, ob und wie lange die güns­tigen Geräte weiter mit Updates versorgt werden. So steht schon bald Android 11 auch auf Fern­sehern vor der Tür und Google hat seine TV-Ober­fläche erst kürz­lich einem umfang­rei­chen Relaunch unter­zogen. Man muss zudem davon ausgehen, dass die Soft­ware in Zukunft mehr Spei­cher benö­tigen wird. Wer dann schon nach kurzer Zeit wieder einen neuen Fern­seher kaufen muss, hat nicht gespart, sondern zahlt am Ende womög­lich sogar doppelt.

Wer aller­dings wirk­lich sparen möchte, ohne auf Google-Features zu verzichten, kann im Zweifel auch ganz auf einen Smart TV verzichten und zum einfa­chen LED-Fern­seher greifen. Dieser kann dann mit dem kommenden Chro­mecast über den HDMI-Port mit allen Funk­tionen versorgt werden.

Details zum in Kürze erschei­nenden neuen TV-Dongle von Google lesen Sie in einem weiteren Beitrag.

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