Lohnt sich ein günstiger Fernseher mit Android TV?
Wer einen günstigen Smart TV kaufen wollte, musste bislang auf einige "Premium-Funktionen" verzichten. Bei günstigen Geräten wird zum Beispiel gerne am Betriebssystem gespart. Statt Android TV (bzw. sehr bald wieder Google TV) oder Amazon Fire TV bei Grundig-Geräten verwenden die Hersteller oftmals eigene Systeme, wie VIDAA von Hisense oder das Toshiba Smart Portal.
Nachteil dieser Betriebssysteme ist vor allem eine schlechte App-Unterstützung und die fehlende Kompatibilität mit anderen Geräten, auf denen das Google-Betriebssystem läuft. Beispielsweise können TVs mit Android automatisch die Chromecast-Funktion nutzen, ohne einen zusätzlichen Dongle am HDMI-Port anschließen zu müssen.
Günstiger Android TV von Sharp
Bild: Amazon
In der Regel findet man zwar Standard-Apps wie Netflix oder Prime Video ohne Probleme, bei anderen Diensten wird es aber schon deutlich schwieriger. Dann bräuchte man zum Beispiel wieder einen Fire-TV-Stick oder den kommenden Chromecast mit Google TV, um entsprechende Apps zu nutzen. Somit kann es sich lohnen, direkt einen Fernseher mit integriertem Google-Betriebssystem zu kaufen. Allerdings gab es dort bislang einen Haken: Die Geräte waren teurer und es mangelte an Auswahl bei den Herstellern. Dies ändert sich mittlerweile, wir haben uns ein Modell von Sharp angeschaut. Lohnt sich also der Kauf eines günstigen Android-Fernsehers?
Magere Performance
Der "Flaschenhals" bei Smart TVs ist natürlich die Leistung. Je anspruchsvoller ein Betriebssystem ist, desto mehr Hardware-Ressourcen verbraucht es. Und auch diese sind natürlich ein beliebter Punkt, an dem Hersteller günstigerer Geräte sparen. Unser Testgerät Sharp 40BL5EA (beispielsweise für aktuell 329 Euro im Online-Handel) gönnt sich sowohl beim Hochfahren als auch der Nutzung zwischen den Apps durchaus einige Bedenkzeit.
Auffällig ist zudem, dass der Fernseher im laufenden Betrieb gelegentlich abstürzte oder bei Neustart die LAN-Verbindung verlor. Hier dürfte es sich um Kompatibilitätsprobleme zwischen Hard- und Software handeln, die Sharp jedoch mit entsprechenden Updates anpassen kann. Kritikpunkte sind weiterhin der Google Assistant, welcher bei dem günstigen Fernseher erhebliche Schwächen zeigte. So lag die Reaktionszeit nach Tastendruck deutlich unter vergleichbaren höherpreisigen Geräten bzw. Smartphones oder von Alexa auf dem Fire-TV-Stick. Auch müssen Nutzer in dieser Preisklasse üblicherweise auf eine volle Sprachsteuerung verzichten, es ist also immer eine Fernbedienung nötig.
Fernbedienung mit Schwächen
Womit wir auch beim zweiten großen Kritikpunkt des günstigen Android-Fernsehers wären: Die Fernbedienung eignet sich nämlich nur sehr bedingt für eine angenehme Smart-TV-Nutzung. Das liegt einerseits an der Tastenanordnung, schlechten Druckpunkten, fehlendem Touchpad (z.B. bei höherpreisigen Geräten von LG üblich) und der insgesamt "billig" wirkenden Verarbeitung. So macht das Navigieren im Betriebssystem keinen Spaß.
Immerhin: Der Hersteller hat vier Direktwahltasten für Netflix, Prime Video, YouTube und Google Play Movies & TV spendiert. Das hat immerhin den Vorteil, dass man seine meistgewählten Lieblingsapps nicht erst in der Oberfläche suchen muss. Im alltäglichen Betrieb konnte uns dies jedoch nicht wirklich überzeugen, denn an der Geschwindigkeit des App-Starts änderte auch die Schnellwahltaste natürlich überhaupt nichts.
Eine Alternative wäre hier zumindest die Fernbedienungs-App von Google für Android TVs. Diese kann man kostenlos über den Google Play Store herunterladen und als Alternative mit dem Fernseher koppeln. Damit ließ sich intuitiver durch die Oberfläche navigieren.
Nicht am falschen Ende sparen
Der Android Smart TV von Sharp erfüllt für 329 Euro durchaus seinen Zweck, potenzielle Käufer sollten hier aber eindeutig ihre Erwartung herunterschrauben. Man merkt schon recht deutlich, dass Android TV nicht für günstige Fernseher bzw. die entsprechende Hardware konzipiert ist. Wer wirklich länger Freude an seinem Fernseher haben möchte, sollte schon ein paar Euro mehr investieren.
Fraglich ist zum Beispiel auch, ob und wie lange die günstigen Geräte weiter mit Updates versorgt werden. So steht schon bald Android 11 auch auf Fernsehern vor der Tür und Google hat seine TV-Oberfläche erst kürzlich einem umfangreichen Relaunch unterzogen. Man muss zudem davon ausgehen, dass die Software in Zukunft mehr Speicher benötigen wird. Wer dann schon nach kurzer Zeit wieder einen neuen Fernseher kaufen muss, hat nicht gespart, sondern zahlt am Ende womöglich sogar doppelt.
Wer allerdings wirklich sparen möchte, ohne auf Google-Features zu verzichten, kann im Zweifel auch ganz auf einen Smart TV verzichten und zum einfachen LED-Fernseher greifen. Dieser kann dann mit dem kommenden Chromecast über den HDMI-Port mit allen Funktionen versorgt werden.
Details zum in Kürze erscheinenden neuen TV-Dongle von Google lesen Sie in einem weiteren Beitrag.