Statement

Stellungnahme: Xiaomi dementiert Zensurabsichten

Der Hersteller Xiaomi nimmt zu den Vorwürfen der litaui­schen Cyber­secu­rity and Infor­mation Autho­rity (NKSC) ausführ­lich Stel­lung.
Von

Lei Jun, Gründer und CEO des chinesischen Herstellers Xiaomi stellte 2016 das Betriebssystem MIUI 8 vor, das auf Android basiert. Lei Jun, Gründer und CEO des chinesischen Herstellers Xiaomi stellte 2016 das Betriebssystem MIUI 8 vor, das auf Android basiert.
Foto: Picture Alliance /dpa
Der Hersteller Xiaomi wird durch die Vorwürfe des litaui­schen Cyber­secu­rity and Infor­mation Autho­rity (NKSC) stark belastet. Ein Spre­cher des Unter­neh­mens nahm zu dem Bericht "Cyber­secu­rity assess­ment of 5G-enabled mobile devices" Stel­lung, der kürz­lich von der veröf­fent­licht wurde. Man nehme, so der Spre­cher, die in dem Bericht erho­benen Vorwürfe ernst. Xiaomi bestreite zwar die Darstel­lung bestimmter Ergeb­nisse, lasse aber die im Bericht aufge­wor­fenen Fragen von einem unab­hän­gigen Experten prüfen.

Xiaomi wört­lich: Wir sind „von der Inte­grität unserer Produkte und der Compli­ance-Prak­tiken unseres Unter­neh­mens in Litauen und ganz Europa über­zeugt, und wir glauben, dass eine dritte Partei dies für unsere Nutzer und Partner bestä­tigen wird“.

Für Xiaomi sind zwei Punkte aus dem Bericht beson­ders wichtig:

1.: „Angeb­liche“ Zensur

Lei Jun, Gründer und CEO des chinesischen Herstellers Xiaomi stellte 2016 das Betriebssystem MIUI 8 vor, das auf Android basiert. Lei Jun, Gründer und CEO des chinesischen Herstellers Xiaomi stellte 2016 das Betriebssystem MIUI 8 vor, das auf Android basiert.
Foto: Picture Alliance /dpa
„Die Produkte von Xiaomi beschränken oder filtern nicht die Kommu­nika­tion von oder zu ihren Nutzern. Xiaomi hat nie und wird auch in Zukunft keine persön­lichen Akti­vitäten seiner Smart­phone-Nutzer einschränken oder blockieren, wie z. B. das Suchen, Anrufen, Surfen im Internet oder die Verwen­dung von Kommu­nika­tions­soft­ware Dritter. Im NCSC-Bericht wird nicht behauptet, dass wir dies tun.

Der Bericht verweist darauf, dass Xiaomi eine Werbe­manage­ment-Soft­ware einsetzt, die nur begrenzt in der Lage ist, bezahlte und Push-Werbung zu verwalten, die über Xiaomi-Apps wie Mi Video und Mi Browser an die Geräte gesendet wird. Dies kann genutzt werden, um Nutzer vor anstö­ßigen Inhalten wie Porno­grafie, Gewalt, Hass­bot­schaften und Bezug­nahmen, die für lokale Nutzer belei­digend sein könnten, zu schützen. Diese Praxis ist in der Smart­phone- und Inter­net­branche welt­weit üblich.“ Das sei auch in Artikel 13 „Contro­ver­sial Content of Face­book Ads poli­cies“ und unter Poli­tical Content Clause of Google Ads poli­cies nach­lesbar.

Xiaomi betont, die Richt­linien für das Werbe­manage­ment­system von Zeit zu Zeit zu über­prüfen, um sicher­zustellen, dass sie den Bedürf­nissen und Erwar­tungen unserer Nutzer entspre­chen. Xiaomi hat sich verpflichtet, in allen Ländern verant­wor­tungs­voll und trans­parent zu handeln. "Wir verpflichten uns zu stän­diger Verbes­serung und Inno­vation und begrüßen den Austausch mit Nutzern, Aufsichts­behörden und anderen Inter­essen­gruppen."

2.: Daten­ver­arbei­tung und Daten­über­mitt­lung

Der Bericht, so kriti­siert Xiaomi die litaui­schen Behörden, „sugge­riert auch fälsch­licher­weise eine unan­gemes­sene Daten­ver­arbei­tung. Tatsäch­lich erfüllt Xiaomi alle Anfor­derungen der Daten­schutz­grund­ver­ord­nung, einschließ­lich der Verwen­dung, Verar­bei­tung und Über­tra­gung von Endnut­zer­daten. Unsere Konfor­mität gilt für alle Systeme, Apps und Dienste. Jegliche Nutzung von perso­nen­bezo­genen Daten setzt die gültige Zustim­mung des Endnut­zers voraus und erfolgt immer in Über­ein­stim­mung mit den lokalen oder regio­nalen Gesetzen und Vorschriften der Euro­päi­schen Union und ihrer Mitglied­staaten.“

Xiaomi arbeite in Über­ein­stim­mung mit den ISO/IEC 27001 Infor­mation Secu­rity Manage­ment Stan­dards und dem ISO/IEC 27701 Privacy Infor­mation Manage­ment System. Seit 2016 erhält Xiaomi außerdem jedes Jahr die Enter­prise Privacy Certi­fica­tion von TrustArc. Dies gewähr­leis­tete den best­mög­lichen Schutz der Privat­sphäre und der Sicher­heit für den Endbe­nutzer.

Xiaomi fühlt sich dem Daten­schutz und der Sicher­heit der Nutzer verpflichtet. Man arbeite mit den höchsten Stan­dards und halte alle lokalen und regio­nalen Vorschriften ein.

Eine Einschät­zung von Henning Gajek

Das poli­tische System in China möchte alles unter Kontrolle haben, um vor unlieb­samen Über­raschungen und Situa­tionen, die man nicht mehr unter Kontrolle halten kann, verschont zu bleiben. Am liebsten würde man der ganzen Welt sein System als über­legen verkaufen, ist sich aber wohl bewusst, dass es auch andere Systeme gibt, die das anders sehen.

Wenn chine­sische Unter­nehmen auf west­lichen Märkten erfolg­reich sein sollen, müssen sie sich den lokalen Gege­ben­heiten anpassen und Produkte liefern, die akzep­tiert werden. Ein Küchen­messer ist nicht gut oder schlecht, man kann damit Gurken schneiden oder einem Menschen eine Verlet­zung zufügen.

Das Internet ist voll von Botschaften, welche die Empfänger eher nerven oder massiv stören (z.B. Spam oder Hass etc.) und viele Nutzer möchten vieles gar nicht sehen und wollen es entweder aktiv ausfil­tern oder sogar von ihrem Anbieter vorge­fil­tert haben. Das ist auch in einer „freien Welt“ eine Grat­wan­derung. Man kann nervende Begriffe wie „Pillen, Viagra, Reich­werden, Wachs­tums­hor­mone etc.“ heraus­fil­tern, aber genauso gut auch poli­tisch uner­wünschte Infor­mationen wie Tibet, Uiguren oder was auch immer.

Produkte aus China per se in Grund und Boden zu verdammen, ist auf die Dauer keine gang­bare Lösung. Wichtig ist zu wissen, was in der Welt passiert und genauer hinzu­schauen, welche Infor­mationen man seinem Smart­phone „gibt“ und wo diese Infor­mationen wieder auftau­chen - beson­ders, wenn es um persön­liche private Dinge geht.

Auf die Dauer hilft nur mit China im Dialog zu bleiben, aber die eigene Posi­tion immer wieder freund­lich aber bestimmt klar zu machen. Das ist keine einfache Aufgabe, sondern ein Mara­thon. Und in einer freien Welt kann der Käufer auch für sich entscheiden, seine Produkte von einem anderen Liefe­ranten zu kaufen, in der Hoff­nung, dass man dort nicht vom Regen in die Traufe gerät.

Wer lieber ein Angebot von Apple in Betracht zieht, könnte das aktuell güns­tige Modell SE (2020) wählen.

Mehr zum Thema Datenschutz Internet