Ratgeber: So schützen sich Internet-Nutzer selbst vor Spähern
Datensammelei im Netz brachte man bislang vor allem mit Unternehmen und Werbung in Verbindung. Dass Geheimdienste Daten und Kommunikation im großen Stil und mit Unterstützung populärer Internetdienstleister abschöpfen, hat man höchstens geahnt. Doch jetzt kommen immer mehr Beweise und Details zum Ausmaß der Überwachung ans Licht.
Ratgeber: So schützen sich Internet-Nutzer selbst vor Spähern
Bild: dpa
Anglo-amerkanische Geheimdienste haben nach
Informationen von Edward Snowden weitreichenden Zugang zu
Internet-Daten vieler Bürger. Sie sammeln und analysieren, wer wann
mit wem Mails austauscht, hören Videotelefonate ab und speichern
Inhalte von E-Mails.
Das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz
Schleswig Holstein stuft deshalb den Selbstdatenschutz als wichtiger
denn je ein: "Grundprinzipien sind hierbei Datenvermeidung und
Datensparsamkeit, also so wenige Daten im Netz zu hinterlassen wie
irgend möglich." Und das können Surfer darüber hinaus tun:
Dienste: Wegen der sicheren Anwendbarkeit des europäischen Datenschutzrechtes sind bei der Auswahl von Internetdiensten europäische und deutsche Angebote den Angeboten aus Drittländern, insbesondere aus den USA, vorzuziehen, empfiehlt das Landeszentrum. Auch bei britischen Anbieter sei größere Vorsicht und Zurückhaltung geboten. Vor der regelmäßigen Nutzung eines Internetangebots sollte man sich die Nutzungs- und Datenschutzbestimmungen durchlesen - und auf den Dienst verzichten, wenn Datenschutz-Zweifel bleiben. Bei den Diensten sollte man auf eine Verschlüsselung sowohl der Verbindung (https) als auch der Daten auf den Servern des Anbieters achten.
Identität: Der Benutzername für einen Dienst oder die verwendete E-Mail-Adresse müssen keinen Hinweis auf die Identität des Nutzers liefern. "Verwenden Sie - wie vom Telemediengesetz rechtlich vorgesehen - statt Klarnamen Pseudonyme", raten die Datenschützer. Außerdem könne die Nutzung mehrerer Browser, mehrerer E-Mail-Accounts oder mehrerer sonstiger Identitäten - etwa mehrere Benutzerkonten bei einem Dienst - eine Profilbildung erschweren.
Suchmaschinen: Google oder Bing zeichnen jede Suchanfrage auf und
versuchen, über die Verknüpfung mit Informationen wie IP-Adresse oder
Cookies Nutzerprofile zu erstellen oder zuzuordnen. Datenschützer
raten deshalb zum Benutzen von Suchmaschinen, die keine Daten
aufzeichnen, etwa startpage.com, metager.de oder
duckduckgo.com.
Der Überwachungsskandal hat der Suchmaschine
Ixquick einen Nutzerzuwachs beschert. Sie verspricht, anders als
Google oder Yahoo keine Informationen über Nutzer zu sammeln. Zudem
sitzt die Firma in den Niederlanden.
Sicher Surfen: Wer vollkommen unerkannt surfen möchte, muss seine
IP-Adresse gegenüber den Webseiten verbergen, die er aufruft. Das
leisten Anonymisierungsdienste wie Tor. Dabei wird eine Anfrage nicht
direkt an die jeweilige Webseite weitergeleitet, sondern macht
dreimal Zwischenstation. Weil an jedem Punkt an der Strecke nur der
jeweils vorige Kontaktpunkt bekannt ist, ist der tatsächliche
Absender verborgen. Solche
Dienste bremsen aber auch die Surfgeschwindigkeit.
In vielen Fällen
alltagstauglicher ist die Nutzung alternativer Browser wie Firefox
mit nützlichen Add-ons. Dazu zählen etwa BetterPrivacy (löscht
hartnäckige Spezial-Cookies), Ghostery (Tracking-Blocker),
HTTPS-Everywhere (erzwingt - falls möglich - verschlüsselte
Verbindungen) oder Flagfox (verrät den Server-Standort). Darüber
hinaus sollte man den Browser so einstellen, dass beim Schließen
Cookies, Cache und History gelöscht werden.
Auf der folgenden Seite erwähnen wir sichere Chatprogramme als Alternative für Facebook und Skype, nennen E-Mail-Dienste, die besonderen Wert auf Sicherheit legen und zeigen abgeschottete Cloud-Alternativen. Außerdem erläutern wir, wie Sicherheit im Eigenbau machbar ist und wie Nutzer auf Cryptopartys von erfahrenen Hackern lernen können.