Statistik

Opensignal: Wie 5G Mobilfunk auf Autobahnen verbessert

Regel­mäßig meldet sich das Mobil­funk-Analyse-Unter­nehmen Open­signal zu Wort. Diesmal mit der Frage, ob 5G auf Auto­bahnen besser als außer­halb ist.
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Regel­mäßig meldet sich das Mobil­funk-Analyse-Unter­nehmen Open­signal zu Wort. Manche Analysen können Nutzer leicht nach­voll­ziehen, manche Ergeb­nisse sind auf den ersten Blick unge­wöhn­lich. Das rührt daher, dass das Unter­nehmen mit Hilfe von bei Nutzern frei­willig oder in Verbund mit anderen Programmen instal­lierten Apps Mobil­funk-Signale und -Nutzung proto­kol­liert und rein mathe­matisch-statis­tisch daraus seine Schlüsse zieht. Wer den Mobil­funk eher unter einem tech­nischen Aspekt betrachtet, kann zu anderen Ergeb­nissen kommen.

Die allge­meine Netz­abde­ckung und sog. „Weiße Flecken" (wo es gar kein Netz gibt) sind bekannt­lich seit langer Zeit im Mittel­punkt der Debatten rund um den Mobil­funk und seine Netz­qua­lität.

Fort­schritte beim Netz­aufbau entlang von Haupt­ver­kehrs­adern

Opensignal hat herausgefunden, dass 5G auf Autobahnen besser funktioniert, als außerhalb von Autobahnen. Opensignal hat herausgefunden, dass 5G auf Autobahnen besser funktioniert, als außerhalb von Autobahnen.
Foto: Picture Alliance/dpa
Open­signal stellt fest, dass die Netz­betreiber in den letzten Jahren "signi­fikante Fort­schritte bei der Besei­tigung von grauen Flecken in länd­lichen Gebieten und entlang von Haupt­ver­kehrs­adern" gemacht haben, was nach Erfah­rungen von teltarif.de teil­weise zutrifft, teil­weise scheint sich in bestimmten Regionen "nichts" zu tun.

Seitdem es 5G gibt, hebt Open­signal die Mess­latte in Bezug auf das "mobile Erlebnis" (wie erlebt der Kunde die Netz­ver­sor­gung unter­wegs) an. Nicht zuletzt seien hohe Geschwin­dig­keit, Zuver­läs­sig­keit und nied­rige Latenz die Grund­vor­aus­set­zungen für in Zusam­men­hang mit 5G oft genannten Anwen­dungen wie das auto­nome Fahren, findet Open­signal.

Open­signal hat sich nun das "Mobil­funk-Erlebnis auf deut­schen Auto­bahnen" mithilfe seiner Nutzer-Daten ange­schaut und mit den durch­schnitt­lichen Daten im Rest des Landes vergli­chen.

Neben dem allge­meinen Mobil­funk-Empfangs- und Nutzungs-Erlebnis legten die Analysten beson­deren Augen­merk auf die Unter­schiede beim Erlebnis von 5G.

Ist 5G auf Auto­bahnen besser ausge­baut?

5G-Verfügbarkeit auf deutschen Autobahnen 5G-Verfügbarkeit auf deutschen Autobahnen
Grafik: Opensignal
Open­signal fand heraus, dass nicht nur das 5G-Erlebnis auf deut­schen Auto­bahnen besser ist als im Rest des Landes, das gelte auch für das mobile Erlebnis insge­samt.

Grund­sätz­lich hatten die 5G-Nutzer auf Auto­bahnen nur in 0,7 Prozent ihrer Zeit keine Verbin­dung zum Netz im Vergleich zu 1,2 Prozent im Rest des Landes. Betrachtet man die Zeit, welche die Nutzer mit einem 5G-Netz­werk verbunden waren, so hätten sie 17,6 Prozent der Zeit eine aktive 5G Verbin­dung gehabt, was ein nahezu doppelt so hoher Wert ist wie der Durch­schnitt abseits der Auto­bahnen (8,9 Prozent).

Open­signal-Nutzer erzielten eine höhere durch­schnitt­liche Down­load-Geschwin­dig­keit (48 MBit/s) auf der Auto­bahn, vergli­chen mit dem Landes­durch­schnitt (43,8 MBit/s), auf 5G beschränkt lagen die geringen Unter­schiede anders herum (127,7 MBit/s auf der Auto­bahn gegen­über 135,3 MBit/s im Landes­schnitt). Maximale Downloadgeschwindigkeiten bei 5G auf Autobahnen und außerhalb Maximale Downloadgeschwindigkeiten bei 5G auf Autobahnen und außerhalb
Grafik: Opensignal
Ähnlich verhalte es sich mit der Upload-Geschwin­dig­keit: Diese liege insge­samt bei durch­schnitt­lichen 13,7 MBit/s auf der Auto­bahn und bei 11,7 MBit/s abseits davon. Die 5G-spezi­fischen Werte zeigten mit 30 MBit/s (Auto­bahn) und 28,4 MBit/s (Landes­durch­schnitt) mehr als zweimal so hohe Werte. Zusätz­lich wurde das Video- und Gaming-Erlebnis sowie die Sprach­qua­lität in Apps ausge­wertet. Bei Video erreichte 5G ein „Hervor­ragend“, glei­ches gelte für Gaming. In beiden Fällen hätten die Vergleichs­werte im Bereich „Gut“ gelegen. 5G-Performance gegenüber Video, Spiele oder Sprach-Apps auf Autobahnen 5G-Performance gegenüber Video, Spiele oder Sprach-Apps auf Autobahnen
Grafik: Opensignal
Insge­samt zeigten die Open­signal-Daten, dass deut­sche Nutzer auf Auto­bahnen im Schnitt ein besseres Mobil­funk-Erlebnis hätten als im Rest des Landes. Beson­ders 5G habe die Leis­tung und Qualität deut­lich gestei­gert.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Wenn man das so liest, könnte man von einer flächen­deckenden Versor­gung mit 5G in ganz Deutsch­land ausgehen. Doch Flächen­deckung ist bis heute nicht einmal mit 2G (GSM) erreicht. Gewiss, die Abde­ckung der Bevöl­kerung (und nicht der Fläche) liegt bei 5G von der Telekom bei offi­ziell 91 Prozent, und Voda­fone und o2 befinden sich in einer Aufhol­jagd, bei 1&1 rätselt die Branche nach wie vor, wann die ersten Antennen wirk­lich sichtbar werden und Signale senden.

Man muss die Zahlen wohl anders inter­pre­tieren: Wenn es 5G gibt, ist die Qualität auf Auto­bahnen durchaus höher als abseits der Auto­bahnen, wo es auch 5G geben kann (aber nicht muss).

Die Auto­bahnen und Bahn­stre­cken liegen aufgrund der Auflagen der Bundes­netz­agentur im Fokus der Mobil­funk-Netz­betreiber, die alles dran setzen, die letzten Lücken zu schließen um moderne Logistik und irgend­eine Form von "auto­nomen Fahren" zu reali­sieren. Wenn stör­rische Groß­grund­besitzer und Straßen- oder Bauämter endlich ihre letzten Bedenken über­wunden haben und die Frage der Zufahrt zum Mast (für den Service) und die Strom­ver­sor­gung oder Signal­ver­sor­gung (Glas­faser, Kupfer­kabel oder Richt­funk) geklärt sind, könnte das sogar was werden.

Wer sich gerade ein neues Handy kaufen möchte: 5G sollte ins Pflich­ten­heft (auch beim Mobil­funk­ver­trag) aufge­nommen werden. Es kommt "schneller" als noch viele glauben.

Regel­mäßig berichten wir über den Netzaus- und -Aufbau im Detail.

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