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Ist 5G wirklich schon "Pflicht" beim Handykauf?


11.04.2022 11:58 - Gestartet von wolfbln
8x geändert, zuletzt am 11.04.2022 12:43
Wenn Henning und Teltarif auch gerne neue Produkte und Techniken bewerben wollen, möchte ich bezweifeln, dass 5G als Option wirklich schon "Pflicht" ist, wie im Artikel beschrieben.

Keine Frage: 5G kommt und wird 4G komplementieren, 2G wird irgendwann Ende des Jahrzehnts abgeschaltet werden.

Aber ist es jetzt schon der richtige Zeitpunkt beim Handy auf 5G als Feature zu achten?

Erinnern wir uns: die ganz frühen 5G Nutzer hatten Pech, weil sie 5G Geräte kauften, die nur teilweise brauchbar waren mit den benutzten Techniken. Das ist nicht komplett gebannt. Zwar können inzwischen alle wesentlichen 5G-Geräte die üblichen bei uns verwendeten Frequenzen.

Aber der Teufel steckt im Detail: Zum einen können viele Geräte (selbst iPhones) nicht alle DSS-Kombis durch fehlende 4G-Ankerfrequenz-Kombinationen, zum anderen wird 5G SA (oder 5G+ wie es jetzt Vodafone nennt), bisher nur für einzelne Geräte freigegeben.

Es bleibt dadurch weiter die Frage, ob das neue Gerät wirklich voll 5G tauglich sein wird in ein paar Jahren, wenn 5G SA das NSA ablösen oder ergänzen wird.

Die wesentliche Frage ist aber vielmehr: bringt 5G im Handy heute wirklich etwas? Und diese würde ich (gegenwärtig zumindest) mit NEIN für die meisten Nutzer beantworten. Es ist oft nur eine schöne Anzeige im Display, weil 5G signalisiert wird, wo gar kein 5G verfügbar ist.

Ich besitze 5G Geräte und bin von Großstadt bis Land unterwegs. In der Großstadt habe ich ziemlich flächendeckend "5G", aber das ist vielfach DSS in Kombi mit 4G auf n1 oder n3. Oft ist es auch LTE mit 5G Signalisierung, nur punktuell gibt es bisher n78.

5G im DSS ist dabei nicht generell schneller als 3CA LTE an der gleichen Stelle. Nur die Latenz ist geringfügig geringer. N78 ist punktuell schon schneller, aber selbst in Berlin bisher nur stellenweise verfügbar, so dass es sich mehr für Wireless Home Versorgung eignen würde. Dafür fehlen aber wieder die passenden Tarife.

Bleibt die Frage auch, ob mir wirklich Geschwindigkeiten um 500 Mbit/s und einstellige Latenzen so wichtig sind und für meine üblichen Anwendungen nötig. Ich kann es bisher nicht sehen, das kann aber noch kommen.

Dann bleibt der Punkt, dass 5G zwar schon in Mittelklasse-Handys Einzug gehalten hat, aber noch generell mit Aufpreisen versehen wird. Gleiches gilt für viele Verträge (in Deutschland), die 5G beinhalten.

Soll man also diese Mehrkosten ausgeben, um einen zweifelhaften Mehrwert zu haben und "zukunftssicher" zu sein?

Das hängt von einem selber ab und da sollte Teltarif differenzieren. Wenn man sich alle 2 Jahre ein neues Handy zulegt, dann kann das auch für die nächsten Monate gut ein LTE-Gerät sein, will man aber sich etwas bis zum Ende des Jahrzehnts gönnen, könnte man an 5G denken, mit der Gefahr, dass es dann doch nicht zum Betreiber voll kompatibel sein wird. Auch hängt es sicher von Budget und der Wichtigkeit einer noch schnellerer Datenübertragung als bisher für einen ab.

Darüber sollte Teltarif klar informieren, anstatt auf den zweifelhaften 5G-Hype der Industrie aufzuspringen. 5G kommt, das bezweifele ich nicht. Aber es kommt eher allmählich und nicht disruptiv. Es baut (zunächst) auf 4G auf, gibt extra Kapazität und einen Boost für denjenigen, der ihn glaubt zu brauchen, aber deckt damit kein Funkloch zusätzlich ab oder löst die anderen Hausaufgaben der Betreiber (VoLTE, 5G Roaming etc.).

Diesbezüglich kann 5G eben auch enttäuschen. Wer im Funkloch sitzt, hat durch 5G nicht plötzlich Empfang (B28 reicht kaum weiter als B20 und braucht im DSS/NSA auch 4G) und wenn die Daten nur tröpfeln liegt das meistens an zu wenig 4G-Kapazität oder Feldstärke am Standort, nur an extremen Standorten wie in vollen Stadien oder dergleichen, bringt es bisher wirklich etwas.