Bewegungsdaten

Wer Bewegungsdaten verkauft und wie man dem widerspricht

Telefónica zog zuletzt viel Aufmerksamkeit auf sich, weil der Netzbetreiber die Bewegungsdaten seiner Kunden sammelt und verkauft. Doch damit ist Telefónica nicht allein - wir erklären, wie sie widersprechen können.
Von David Rist

S-Bahn-Züge fahren in Berlin am Bahnhof an der Jannowitzbrücke vorüber (Langzeitbelichtung). Anhand der Bewegungsdaten kann zum Beispiel das Verkehrsaufkommen gemessen werden
Bild: dpa
Schon einmal hatte Telefónica angekündigt die Bewegungsdaten seiner Kunden verkaufen zu wollen. Nach vehementer Kritik von Daten­schützern machte Telefónica damals einen Rück­zieher. Nun startet Telefónica einen zweiten Anlauf und hat laut eigener Aussage vor allem in puncto Sicher­heit nach­gebessert: Die Bewegungs­daten der Kunden sollen nun so verschlüsselt werden, dass sich keinerlei Rück­schlüsse auf einzelne Personen ziehen lassen sollen.

Verkauft werden die Bewegungs­daten aber dennoch und Kunden die mit­machen, sollen dafür sogar ent­lohnt werden. Etwa durch Rabatte, wie der Vorstands­vorsitzende von Telefónica Deutschland, Thorsten Dirks, in der Wirtschafts Woche bekannt gab.

So funktioniert die Analyse der Bewegungsdaten

S-Bahn-Züge fahren in Berlin am Bahnhof an der Jannowitzbrücke vorüber (Langzeitbelichtung). Anhand der Bewegungsdaten kann zum Beispiel das Verkehrsaufkommen gemessen werden
Bild: dpa
Nicht nur Telefónica, sondern alle drei Netz­betreiber sammeln die sogenannten Bewegungs­daten ihrer Kunden. Dabei wird erfasst, welche SIM-Karten sich zu welchem Zeit­punkt in die Funk­zellen der Netz­betreiber einbuchen. Anhand der IMSI (Internationale Mobilfunk-Teilnehmerkennung) lassen sich dann Rück­schlüsse auf den Besitzer der SIM-Karte ziehen und die Bewegungs­daten werden mit dem Alter und Geschlecht des Karten­inhabers zusammen erfasst. Aus der Kombination dieser Daten lässt sich anschließend relativ genau darstellen, wo Männer beziehungs­weise Frauen welcher Alters­gruppe zu welcher Zeit sich besonders häufig aufhalten. Für die Werbe­branche sind das äußerst wertvolle Daten, denn so kann zum Beispiel Plakat­werbung sehr ziel­gruppen­gerecht platziert werden. Zwar werden die Daten eines einzelnen Kunden, wie Alter, Aufenthalts­ort und Geschlecht, zusammen erfasst, die Über­mittlung erfolgt bei allen Netz­betreibern allerdings anonymisiert.

So werden die Bewegungsdaten verwendet

Alle Netz­betreiber sammeln und analysieren die Bewegungs-, Verkehrs oder GEO-Daten genannten Informationen über die Bewegung der eigenen Kunden. Anhand dessen können Sie sehen, welche Orte zu welcher Zeit besonders stark frequentiert sind. Dadurch ist es den Netz­betreibern möglich das Netz entsprechend anzupassen, um Über­lastungen und Störungen zu vermeiden.

Verkauf der Bewegungsdaten: Telefónica und Telekom tun es, Vodafone nicht

Der Verkauf von Bewegungs­daten ist an sich nichts Neues. Vodafone Deutschland ist bereits 2008 eine Ko­operation mit dem Hersteller von Navigations­systemen TomTom eingegangen, um anhand der Bewegungs­daten von Vodafone-Deutschland-Kunden Verkehrs­ströme messen zu können und daraus aktuelle Stau­meldungen generieren zu können. Seit 2013 ist diese Ko­operation allerdings vorbei und dadurch ist Vodafone Deutschland momentan der einzige Netz­betreiber, der keine Bewegungs­daten verkauft.

Bei Telefónica sieht es bekanntlich anders aus: Erst kürzlich hat der Verkauf von Bewegungs­daten bei Telefónica begonnen. Doch damit ist Telefónica nicht allein, auch die Telekom verkauft die Bewegungs­daten ihrer Kunden. Besser gesagt die 2012 gegründete Tochter­firma der Telekom, die Motionlogic GmbH. Die Firma selbst nennt die Ver­marktung der Bewegungs­daten übrigens Geomarketing-Insights.

Telefónica – schnell und einfach online widersprechen

o2 beziehungs­weise Telefónica hat für den Wider­spruch zur Sammlung der Bewegungs­daten eigens eine Seite names Selbst entscheiden eingerichtet. Den Service können sowohl E-Plus und o2-Kunden als auch Kunden aller anderen Marken im Telefónica-Netz, wie etwa Blau, Base, Fonic oder Simyo, nutzen.

Als Erstes wird der Kunde dazu aufgefordert die Telefon­nummer einzugeben, die von der Bewegungs­daten-Analyse ausgeschlossen werden soll. Anschließend wird an diese Nummer ein Einmal­passwort per SMS verschickt. Dieses Passwort muss zur Verifizierung dann wieder auf der Telefónica-Seite eingeben werden.

Screenshot von der Telefónica-Seite Bild: teltarif.de Wenn alles geklappt hat, erscheint eine Meldung mit dem aktuellen Status. Dieser lautet standardmäßig "Teilnahme aktiviert" – was bedeutet, dass man an der Bewegungs­daten-Analyse teilnimmt.

Screenshot von der Telefónica-Seite Bild: teltarif.de Wer das nicht möchte, findet am Ende der Meldung den Button "Einstellungen ändern". Ein Klick darauf genügt und man nimmt nicht mehr an der Bewegungs­daten-Analyse teil. Es erscheint eine weitere Meldung, die darauf hinweist, dass der Vorgang bis 24 Stunden dauern kann. Screenshot von der Telefónica-Seite Bild: teltarif.de

Telekom – Widerspruch ebenfalls per Online-Formular

Bei der Telekom heißt das Aufzeichnen der Bewegungs­daten Opt-Out Service. Die aufgezeichneten Bewegungs­daten werden dem Telekom-Tochter-Unternehmen Motionlogic GmbH zur Analyse weitergeben. Auf der Seite zum Opt-Out Service wird erklärt, dass die Daten beispiels­weise für Hoch­rechnungen der Verkehrs­flüsse genutzt werden.

Etwas weiter unten auf der Seite können Telekom-Kunden der Anonymisierung und anschließenden Über­mittlung an die Motionlogic GmbH widersprechen. Hierfür benötigt es lediglich den Vor- und Nachnamen des Vertrags­inhabers sowie die dazugehörige Handy­nummer, die vom Opt-Out Service abgemeldet werden soll. Anschließend erhält man einen vier­stelligen Code per SMS zugeschickt und muss diesen auf der Seite zur Verifizierung eingeben.

Screenshot von der Telekom-Seite Bild: teltarif.de Wenn alles geklappt hat, erscheint noch eine kurze Meldung, die bestätigt, dass der Wider­spruch entgegen genommen wurde. Screenshot von der Telekom-Seite Bild: teltarif.de

Vodafone – Widerspruch nicht nötig

Auch Vodafone Deutschland sammelt die Bewegungs­daten beziehungs­weise Verkehrs­daten seiner Kunden. Allerdings werden diese lediglich intern verwendet und nicht wie bei der Telekom oder Telefónica extern vermarktet. Demnach ist bei Vodafone Deutschland kein Wider­spruch erforderlich. Seitens Vodafone Deutschland heißt es dazu:

Vodafone Deutschland verwendet Verkehrs­daten zum Erkennen und Beseitigen von Störungen im Netz und richtet die dafür bestehenden Prozesse nach den datenschutz­rechtlichen Bestimmungen des § 100 Abs. 1 TKG sowie den Vorgaben der Bundes­beauftragten für den Daten­schutz aus.

Vodafone Deutschland unterhält beziehungsweise betreibt keine Daten­analyse und/oder –vermarktung wie beispiels­weise mit TomTom. Die Ko­operation mit TomTom haben wir bereits in 2013 beendet.

Auf einer weiteren Seite haben wir für Sie alle Meldungen zum Thema Datenschutz zusammen­gefasst.

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