4,7 GBit/s: Nokia stellt 5G-Geschwindigkeitsrekord auf
Nein, da hängt keine Klimaanlage an der Wand: Das ist eine Nokia Airscale Basisstation. Der Radfahrer dient nur zum Größenvergleich, die Anlage sendet so nicht.
Foto: Nokia Networks
Dem Netzwerkausrüster Nokia ist es gelungen, einen 5G-Geschwindigkeitsweltrekord in einem Live-Netz in Dallas (Texas, USA) aufzustellen. Verwendet wurden in den USA bereits vergebene "Millimeterwellen" (Frequenzen bei 28 und 39 GHz) mit einer Frequenzbandbreite von 800 MHz. Damit konnte Nokia 5G-Geschwindigkeiten von bis zu 4,7 Gigabit pro Sekunde erreichen.
Die Tests wurden mit kommerziellen verfügbaren Basisstationen durchgeführt, wie sie auch von den großen US-Netzbetreibern bereits im Alltag eingesetzt werden. Die realisierte Lösung ermöglicht nicht nur konkurrenzlos hohe mobile Breitbandgeschwindigkeiten: Netzbetreiber können damit auch verschiedene Latenz-empfindliche Dienste anbieten, z. B. Network Slicing für betriebs- oder sicherheitskritische Anwendungen.
Man nehme: 8 Kanäle a 100 MHz
Nein, da hängt keine Klimaanlage an der Wand: Das ist eine Nokia Airscale Basisstation. Der Radfahrer dient nur zum Größenvergleich, die Anlage sendet so nicht.
Foto: Nokia Networks
Dazu wurden acht 100 MHz breite Kanäle des Millimeterwellen-Spektrums auf den in den USA bereits verfügbaren 28-GHz- und 39-GHz-Bändern mit einer Bandbreite von insgesamt 800 MHz und 40 MHz des "klassischen" LTE-Spektrums unter Verwendung der "EN-DC"-Funktionalität der AirScale-Lösung von Nokia. Mit "EN-DC" (Enhanced Network Dual Connectivity) können sich Endgeräte gleichzeitig mit 5G- und LTE-Netzen verbinden, was auch unter dem Namen "Dynamic Spectrum Sharing (DSS)" bekannt ist. Die genutzten Endgeräte können so letztlich einen noch höheren Datendurchsatz erreichen als bei einer Verbindung mit 5G oder LTE allein. Die Geschwindigkeiten wurden sowohl bei 5G-Cloud-basierten Basisstationen (Virtual Radio Access Node vRAN) als auch bei klassischen Basisbandkonfigurationen erreicht.
Uitto: Bedeutender Meilenstein
Für Tommi Uitto, Chef von Mobile Networks bei Nokia, ist das "ein wichtiger und bedeutender Meilenstein für die Entwicklung von 5G-Services in den USA, insbesondere in einer Zeit, in der Konnektivität und Kapazität so entscheidend sind. Wir liefern unsere mmWave-Funkgeräte bereits an alle großen US-Fluggesellschaften, und wir freuen uns darauf, auch in Zukunft eng mit ihnen zusammenzuarbeiten".
Stéphane Téral, Chef-Analyst beim Marktforschungsunternehmen LightCounting findet das "eine beachtliche Leistung". Die 8-Komponenten-Carrier-Aggregation im Millimeterwellenbereich zeigt damit der Welt, dass es mehr Möglichkeiten als nur massive MIMOs und offene RANs gibt, um nicht nur das Versprechen von kommerziellem 5G wirklich zu erfüllen, sondern auch den Weg für ein zukünftiges Terahertz-System (was dann auch die Basis für 6G sein wird) zu ebnen".
Millimeterwellen in Europa noch nicht am Start
Diese extrem hohen Frequenzen wurden in Europa bislang nur für Richtfunk-Verbindungen eingesetzt, wo es auf absolut störungsfreie Sicht (kein Baum, kein Ast, selbst starker Regen dämpft schon) zwischen den Antennen ankommt. In der Praxis können diese Frequenzen also nur in ganz geringer Entfernung (in Produktionshallen, an Plätzen mit hohem Publikums- oder Datenverkehr) eingesetzt werden. Eine Versteigerung dieser Frequenzen ist in Europa erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen. Für die Versorgung von größeren Flächen oder Regionen (Städte, Landkreise etc. sind sie nicht geeignet.)
Wie 5G-Mobilfunk im Prinzip funktioniert, lesen Sie auf unseren Ratgeberseiten.