Enttäuscht

Netflix: Weniger Nutzer als erwartet

Eigentlich sollte der Marktstart in weiteren Ländern Netflix einen Schub geben - der Zuwachs bei den Nutzerzahlen ist aber geringer als erwartet. Dazu kommt, dass sich in den USA neue Konkurrenz ankündigt.
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Netflix-Party zum Marktstart in Deutschland in der Komischen Oper in Berlin. Netflix-Party zum Marktstart in Deutschland in der Komischen Oper in Berlin.
Bild: Marie-Anne Winter
Der Markteintritt in weiteren europäischen Ländern sollte Netflix einen neuen Schub bringen - derzeit sieht es aber ganz nach dem Gegenteil aus: Nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen für das dritte Quartal ist die Aktie der Video-Streaming-Plattform um mehr als ein Viertel eingebrochen. Die Nutzerzahl war im dritten Quartal langsamer als erwartet gewachsen, und die Gewinnprognose für das laufende Vierteljahr lag deutlich unter den Markterwartungen.

Netflix-Party zum Marktstart in Deutschland in der Komischen Oper in Berlin. Netflix-Party zum Marktstart in Deutschland in der Komischen Oper in Berlin.
Bild: Marie-Anne Winter
Netflix war im September in mehreren europäischen Ländern gestartet, darunter auch in Deutschland. Im vergangenen Quartal kamen drei Millionen neue Nutzer hinzu, davon ein Drittel in den USA. Das Wachstum lag unter den Erwartungen des Unternehmens, wie Netflix am Mittwoch nach US-Börsenschluss einräumte. Das Unternehmen hatte mit rund 1,3 Millionen neuen Nutzern in den USA und gut 2,3 Millionen im Ausland gerechnet. Ein Auslöser für die geringeren Neuzugänge könnten Preiserhöhungen gewesen sein, hieß es.

Beim Gewinn pro Aktie erwartet Netflix für das vierte Quartal 44 US-Cent, während Analysten dem Finanzdienst Bloomberg zufolge im Schnitt mit einer Prognose von 84 Cent gerechnet hatten. Die Aktie fiel nachbörslich zeitweise um über 26 Prozent auf 330 Dollar. Der Firmenwert würde auf dieser Basis von 27 Milliarden Dollar auf rund 20 Milliarden sinken.

HBO plant ebenfalls ein Streaming-Angebot

Bei Netflix kann man für eine monatliche Abo-Gebühr Filme und Serien über das Internet ansehen. Die Preis liegen je nach gewähltem Abo zwischen 7,99 und 11,99 Euro pro Monat. Im dritten Quartal wuchs der Umsatz im Jahresvergleich um über 38 Prozent auf 1,22 Milliarden Dollar. Der Gewinn legte von 32 auf 59 Millionen Dollar zu. Die Netflix-Aktie war schon vor dem Quartalsbericht leicht unter Druck geraten. Der zum US-Medienriesen Time Warner gehörende Bezahlsender HBO (u.a. "Game of Thrones") kündigte an, sein Programm in den USA auch online anzubieten.

Das geplante HBO-Streamingangebot richtet sich zunächst an die etwa zehn Millionen US-Kunden, die von Time Warner ihr Internet beziehen, aber kein Fernsehen. HBO-Chef Richard Plepler sprach allerdings auch von internationalen Möglichkeiten, ohne jedoch konkreter zu werden.

Netflix hat jetzt insgesamt rund 53 Millionen Nutzer, davon gut 37 Millionen in den USA. Das Unternehmen war ursprünglich als Online-Videothek mit einem DVD-Versand gestartet. In diesem Bereich fiel die Nutzerzahl zuletzt um 275 000 auf noch rund sechs Millionen. Die Aktie hatte in den vergangenen Jahren bereits mehrere drastische Einbrüche erlebt, etwa als das Unternehmen in zwei Sparten aufgeteilt werden sollte, oder als neue Konkurrenz auftauchte. Der Kurs erholte sich jedoch wieder und war in diesem Jahr auf Rekordstände geklettert.

Weitere Informationen zum Angebot von Netflix finden Sie in unserem Testbericht.

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