Droide

Vision: Halb Mensch, halb Smartphone

Neue Techniken werden für interaktive Gegenstände und Räume sorgen
Von dpa / Kaj-Sören Mossdorf

Wenn das Handy seine Umgebung immer besser erkennt, entstehen ganz neue Möglichkeiten für die Bereitstellung von Informationen, die zu der jeweiligen Situation passen. "Das Handy der Zukunft wird sehen können", erwartet Mühlhäuser. "Es wird die reale Umgebung in ihren Bestandteilen "verstehen" und dreidimensional mit Informationen überlagern." Von den heutigen Augmented-Reality-Ansätzen bis dahin, sind aber noch etwa 15 Jahre Forschung nötig.

Das Handy wird, so erwarten die Wissenschaftler, immer mehr an den Körper heranrücken. Baudisch stellte auf der CHI-Konferenz in Paris ein Feedback-System vor, bei dem jeweils zwei Elektroden an die Unterarme angeschlossen werden. Werden die Muskeln eines Arms elektrisch stimuliert, stemmt sich der andere Arm unwillkürlich dagegen und neigt so das in beiden Händen gehaltene Smartphone - die Erfahrung der körperlichen Reaktion kann zum Beispiel in ein Computerspiel auf dem Handy eingebunden werden.

"Unser Ziel ist es, Anwendungen auf mobilen Geräten realistischer und immersiver zu machen", erklärt Baudisch. "Hier bedient die Maschine den Menschen", erklärt Baudisch. "Der Nutzer kämpft mit dem bewussten Teil seines Körpers gegen den vom Computer gesteuerten Teil. Das ist eine ganz spannende Erfahrung und lässt sich auch auf andere Anwendungen übertragen."

Für die Neigung des Geräts, für Helligkeit der Umgebung, Standortbestimmung oder Annäherung ans Gesicht hat das Smartphone etliche Sensoren integriert. Künftig werden Sensoren auch außerhalb des Geräts Verwendung finden und "als Gateway in die Netzwelt dienen", wie der Darmstädter Forscher Mühlhäuser erwartet. "Wir werden Sensoren am Körper tragen und deren Daten zum Beispiel über Bluetooth zu den mobilen Geräten schicken." Bei der Bedienung der Geräte werde die Sprachsteuerung weiterentwickelt, nachdem Apple mit Siri für einen Durchbruch gesorgt habe.

Die enge Verbindung zwischen Technik und dem eigenen Körper könnte auch für mehr Sicherheit sorgen. "Wir brauchen in der digitalen Welt einen Stellvertreter, dem wir zu hundert Prozent vertrauen können", sagt Mühlhäuser. Das könnte dann eine Sim-Karte mit den Fähigkeiten eines eigenständigen Nano-Computers werden, die außerhalb des Mobilgeräts am Arm oder am Ohr getragen wird. "Das digitale Ich steckt dann immer in meinem Ring oder in meiner Armbanduhr und funktioniert nur bei Kontakt zu meinem Körper."

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