Vorschlag

Eine einzige Mediathek aller Öffentlich-Rechtlichen?

WDR-Programm­direktor Jörg Schö­nen­born träumt weiterhin von einer einzigen Media­thek aller öffent­lich-recht­lichen Sender. Seinen Traum von "einem Zugang" beschrieb er auf den Medi­entagen München.
Von dpa / /

Idee einer gemeinsamen Mediathek weiterverfolgt Idee einer gemeinsamen Mediathek weiterverfolgt
Foto: Peter Kneffel/dpa
Der Programm­direktor des West­deut­schen Rund­funks (WDR), Jörg Schö­nen­born, hat sich für eine große Media­thek mit allen öffent­lich-recht­lichen Sendern ausge­spro­chen.

Er sagte am Rande der Medi­entage München heute der Deut­schen Presse-Agentur: "Ich glaube, wir schulden der Gesell­schaft irgend­wann ein einziges großes Portal. Einen Eingang, der zu allen öffent­lich-recht­lichen Inhalten führt."

Ein Zugang für alle Inhalte

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Foto: Peter Kneffel/dpa
Er ergänzte: "Meine Vision ist, dass die Öffent­lich­keit eine Adresse für gute, wert­volle öffent­lich-recht­liche Inhalte hat. Dass sie nicht zwischen Knöpfen oder unter­schied­lichen Adressen wählen muss, sondern dass es ein Portal, eine Tür, einen Zugang gibt." Natür­lich könne auf diesem großen Portal jeder Sender sein eigenes Angebot haben wie etwa das ZDF, Arte oder der WDR.

Die Platt­form soll nach Ansicht Schö­nen­borns nicht nur für öffent­lich-recht­liche TV-Sender Platz bieten. "Meine Vision ist die einer Platt­form, auf der alle öffent­lich-recht­lichen Ange­bote sind, aber auch andere Player etwa aus dem Kultur­bereich." In die Zukunft blickend, sagte der WDR-Programm­direktor voraus: "Wir haben in den letzten drei Jahren extrem viel erreicht, was die Plat­zie­rung und Nutzung der Media­thek angeht, und ich hoffe, dass wir da in weiteren drei bis fünf Jahren einen großen Schritt weiter sind."

ARD und ZDF arbeiten bereits enger als früher bei ihren Media­theken zusammen. Die Eigen­stän­dig­keit und Iden­tität der Sender als jeweils eigene Media­thek ist ihnen bislang aber nach wie vor wichtig. Spit­zen­ver­treter spra­chen sich verein­zelt in der Vergan­gen­heit gegen eine Super­media­thek aus. Schon länger wird in der Medi­enbranche disku­tiert, ob es nicht ein einziges Portal für die öffent­lich-recht­lichen Sender geben sollte.

ProSiebenSat.1-Vorstand: Öffent­lich-Recht­liche sind unver­zichtbar

Allge­mein gab es zuletzt Wirbel um die Öffent­lich-Recht­lichen, nicht nur wegen deren Auftrag, Inhalten und der Finan­zie­rung. Vorwürfe gegen Führungs­kräfte beim Rund­funk Berlin-Bran­den­burg (RBB) und beim Nord­deut­schen Rund­funk (NDR) haben bei den ARD-Häusern Turbu­lenzen ausge­löst. Eine Folge ist auch, dass der Ruf nach mehr Reformen bei den öffent­lich-recht­lichen Sendern wieder lauter wurde.

Inmitten dieser Turbu­lenzen erhalten die Öffent­lich-Recht­lichen nun Rücken­deckung aus einer Ecke, aus der man es nicht unbe­dingt erwarten konnte. So hat der Vorstand des privaten Medi­enkon­zerns ProSiebenSat.1, Wolf­gang Link, den öffent­lich-recht­lichen Rund­funk in Deutsch­land auf den Medi­entagen als "unver­zichtbar und wert­voll" bezeichnet.

Wenn es den öffent­lich-recht­lichen Rund­funk heute nicht gäbe, müsste man ihn erfinden, sagte der Manager beim Eröff­nungs­gipfel der Konfe­renz. Ob man ihn genau so aufbauen und so finan­zieren würde wie heute, darüber werde man sicher­lich auch auf dem Kongress disku­tieren.

Link betonte: "Die Entwick­lung unseres dualen Systems ist an einem entschei­denden Punkt ange­kommen: Der öffent­lich-recht­liche Rund­funk stand selten so in der Kritik." Hinzu komme, dass ange­sichts stei­gender Infla­tion und hoher Ener­gie­preise der öffent­lich-recht­liche Rund­funk unter Legi­tima­tions­druck bei den Bürge­rinnen und Bürgern gerate.

Die Media­theken der öffent­lich-recht­lichen und privaten TV-Sender zeigen viel mehr als nur "verpasste Sendungen". Aufwändig produ­zierte Serien, Dokus und Filme sind heut­zutage Pflicht. Wir geben eine Über­sicht.

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