HR-Intendant

Weitere Absage an die Super-Mediathek von ARD und ZDF

Nach dem ZDF kommt jetzt auch vom hr eine Absage an eine gemein­same Media­thek von ARD und ZDF. Die öffent­lich-recht­lichen Sender sollen eigen­ständig bleiben.
Von mit Material von dpa

Die ARD Mediathek soll eigenständig bleiben Die ARD Mediathek soll eigenständig bleiben
Screenshot: Michael Fuhr
Immer wieder gab es in den vergan­genen Monaten Ideen für eine gemein­same Media­thek der öffent­lich-recht­lichen Sender. Jetzt hat sich der Inten­dant des Hessi­schen Rund­funks (HR), Manfred Krupp, gegen eine solche Verschmel­zung ausge­spro­chen. "Ich bin gegen eine Mega-Einheits­media­thek", sagte Krupp der Deut­schen Presse-Agentur.

Menschen brau­chen starke Bindungen

Die ARD Mediathek soll eigenständig bleiben Die ARD Mediathek soll eigenständig bleiben
Screenshot: Michael Fuhr
Er argu­men­tierte dabei mit der Bindung der Nutzer an eine Marke. Krupp stellte einen Vergleich mit Zeitungs­ver­lagen an: Es gebe inzwi­schen viele Zeitungen, die einen gemein­samen Mantel und einen unter­schied­lichen Lokal­teil haben. Und trotzdem stellten die Nutze­rinnen und Nutzer eine Bindung zu ihrer Zeitungs­marke her.

Mit ARD und ZDF sei das ähnlich. "Menschen haben einfach bestimmte Bindungen, etwa an die ARD über die Sendungen 'Tages­schau' oder den 'Tatort'." Umge­kehrt sei das beim ZDF ähnlich. "Warum soll ich nun eine Hürde für Menschen bauen, die durch ihre Medi­ennut­zung geprägt sind? Mit dem nun initi­ierten Strea­ming-Netz­werk holen wir die Menschen ab und führen sie hinter dem Portal in eine viel brei­tere Welt." Krupp betonte auch das Argu­ment der Viel­falt.

Koope­ration statt Verschmel­zung

Schon länger wird in der Medi­enbranche disku­tiert, ob es nicht eine Super-Media­thek - also ein einziges Portal für die öffent­lich-recht­lichen Sender - geben sollte. ARD und ZDF verein­barten im Sommer, dass sie stärker zusam­men­arbeiten, aber zugleich eigen­ständig bleiben wollen. Auf den bereits und auch weiterhin bestehenden Media­theken von ARD und ZDF sollen nach und nach mehr Ange­bote der jeweils anderen Sender zu finden sein. Die Sender spre­chen von einem Strea­ming-Netz­werk. Die engere Zusam­men­arbeit soll die Posi­tion der öffent­lich-recht­lichen Sender mit Blick auf die welt­weite Konkur­renz im boomenden Strea­ming-Markt stärken.

Für Nutzer bleiben die vorhan­denen Apps bestehen. Eine über­grei­fende Struktur für das Netz­werk mit einer neuen Online-Media­thek und damit einem Verschmelzen der bishe­rigen Media­theken ist nicht geplant. Die Nutzer gelangen über die Zugänge der bishe­rigen Media­theken von ARD und ZDF auf das Angebot.

Im März hatte der Inten­dant des West­deut­schen Rund­funks (WDR), Tom Buhrow, in einem Gast­bei­trag "Wo die ARD im Jahr 2030 steht" für die "Fran­furter Allge­meine Zeitung" als Stein des Anstoßes ausge­führt, dass er lang­fristig eine einzige große Media­thek des öffent­lich-recht­lichen Rund­funks in Deutsch­land sieht: "Die Öffent­lich-Recht­lichen werden eine Media­thek für alle bieten."

Hürden für Nutzung von Inhalten noch zu hoch

HR-Inten­dant Krupp plädierte im dpa-Gespräch unter­dessen für mehr Tempo beim Ausbau der ARD-Media­thek - speziell auf der tech­nischen Seite. "Die Media­thek hat tolle Inhalte, sie hat sich verbes­sert in den Nutzungs­mög­lich­keiten, aber tech­nolo­gisch in den Empfeh­lungs­mecha­nismen haben wir noch sehr viel Luft nach oben", sagte der Inten­dant. "Es ist toll, wenn wir viele neue Inhalte haben.

Wenn aber die Hürde für die Nutzung noch zu hoch ist, dann errei­chen diese Inhalte die Menschen nicht. Und deswegen glaube ich, dass wir vor allem auch in der Tech­nologie an Geschwin­dig­keit zunehmen müssen." Er nannte als Beispiele Such­funk­tionen, Perso­nali­sie­rung und Empfeh­lungs­system für die Media­thek.

Eine Einschät­zung (von Michael Fuhr)

Nachdem mehrere Inten­danten der gemein­samen Media­thek von ARD und ZDF nun eine Absage erteilt haben, dürfte das Thema vom Tisch sein. Schon heute sind viele Inhalte der Öffent­lich-Recht­lichen - etwa die der Gemein­schafts­pro­gramme und Platt­formen wie Ki.Ka oder funk - in beiden Media­theken zu finden, während Aushän­geschilder wie Tages­schau, heute, Die Sendung mit der Maus, Terra-X oder der Tatort nur entweder bei der ARD oder beim ZDF auffindbar sind.

Eine gemein­same Media­thek dürfte einer­seits inhalt­lich zu über­laden sein, was die Auffind­bar­keit erschwert. Ande­rer­seits könnten die Öffent­lich-Recht­lichen mit einer solchen Super-Media­thek Kosten sparen. Der Nutzer müsste zudem nicht über­legen, in welcher Media­thek der vielen Öffent­lich-Recht­lichen eine gewisse Sendung zu finden ist.

Auch der ZDF-Inten­dant Thomas Bellut erteilte der Super-Media­thek eine Absage.

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