Smartphone als Leser für kontaktloses Bezahlen
Wenn es beim Einkauf in kleinen Läden ans Bezahlen geht, fragen viele Händler nach wie vor nach Bargeld. Kartenzahlung nehmen sie nicht an, weil sich das nicht lohne oder eine starke Angst vor unklaren zusätzlichen Kosten oder Bedingungen besteht. Zwar bieten Dienstleister und Banken einfache bis noble Kartenlesegeräte zur Miete an. Doch das "lohnt" sich natürlich nur, wenn darüber viel Umsatz läuft. Einfache Lösungen wie SumUp sind diesen Händlern kaum bekannt.
Die App ist erst nach Registrierung und Freischaltung nutzbar.
Screenshot: Henning Gajek / Montage teltarif.de
Das Smartphone als Kartenleser
Ab sofort bietet die Sparkassen-Finanzgruppe ihren Firmenkunden bundesweit die neue App "Sparkasse POS (S-POS)" an. S-POS ist eine Software-Lösung, mit der Geschäftsleute Kartenzahlungen ihrer Kunden an einem handelsüblichen Android-Smartphone akzeptieren können – ganz ohne zusätzliche Kartenleser ("Akzeptanz-Hardware"). Das eigene Smartphone des Händlers wird so zum mobilen Kartenlesegerät.
Erste Akzeptanz-App im Markt
Sparkasse POS betont, erste Akzeptanz-App im deutschen Markt zu sein, an der auch Zahlungen mit der Girocard, die im Volksmund nach wie vor (falsch) als "EC-Karte" bezeichnet wird, akzeptiert werden. Die Girocard sei hierzulande das "erfolgreichste und beliebteste Zahlverfahren". Vielleicht auch, weil sie weit verbreitet ist und dem Händler und den Banken keine zusätzlichen Kosten durch die Zwischenschaltung von Kartendienstleistern wie Mastercard, Visa oder American Express entstehen können.
Viele digital affine Kunden lehnen allerdings die Girocard ab, weil sie eine nur in Deutschland nutzbare Insellösung darstellt und zum Beispiel im Internet nicht als direktes Zahlungsmittel nutzbar ist.
Die App des Händlers ist mit einer PIN und einem Fingerabdruck geschützt.
Screenshot: Henning Gajek / Montage teltarif.de
S-POS startet mit 50 Euro
Zum Marktstart sollen Firmenkunden der Sparkassen mit der S-POS-App zunächst kontaktlos Beträge bis 50 Euro kassieren können, sowohl über klassische Plastikkarten als auch über digitale Karten in Bezahl-Apps wie „Mobiles Bezahlen“ (Sparkasse, Android) oder Apple Pay.
S-POS kann auch klassische Kredit- und Debit-Karten
Was die digital-affine Kundschaft freuen wird: An der S-POS-App kann außerdem mit den Kartensystemen Maestro, Mastercard, V PAY und Visa kontaktlos bezahlt werden, sofern der Händler sich dafür hat freischalten lassen.
Die Sparkassen S-POS App richtet sich an kleine Händler, für die ein richtiges Kassenterminal zu teuer wäre. Zur Nutzung ist ein Vertrag notwendig.
Screenshot: Henning Gajek / Montage teltarif.de
Kooperation von S-Payment und PAYONE
Die S-POS-App wird von dem Unternehmen S-Payment gemeinsam mit dem Zahlungsdienstleister PAYONE, einem Joint Venture von Worldline und der DSV-Gruppe, sowie den Partnern Deutscher Sparkassenverlag (DSV) und bluesource - mobile solutions entwickelt und bereitgestellt. PAYONE verarbeitet für über 260.000 Kunden mehr als 3,8 Milliarden Transaktionen pro Jahr. Über 1.600 Mitarbeiter arbeiten an sechs Standorten. Das Unternehmen zählt Firmen wie die Deutsche Bahn, Rossmann, PUMA, home24 oder Sansibar zu seinen Kunden.
Das in der App integrierte „digitale Terminal“ basiert auf einer von CCV und Rubean gemeinsam entwickelten Lösung, welche gleichzeitig auf dem Händler-Smartphone installiert wird. Das digitale Terminal ermöglicht die kontaktlosen Kartenzahlungen an der S-POS-App.
Welche Voraussetzungen sind notwendig?
wie uns "S-Payment" auf Anfrage mitteilte, müssen die Händler gewisse technische und vertragliche Voraussetzungen erfüllen. Bei einem Mindestalter von 18 Jahren erhält der Händler nach Abschluss eines Vertrages mit PAYONE (S-Händlerservice) eine Terminal ID und einen persönlichen Freischaltcode.
Technisch ist ein Android-Smartphone ab Version 8.0 (oder höher) erforderlich, das über NFC (Near Field Communication; Nahfeldkommunikation) verfügen muss. Es ist eine Internetverbindung (über die mobilen Daten des Smartphones reicht schon) notwendig. Die beiden Android-Apps "Sparkasse POS" und "S-POS Plug-in" (digitales Terminal) müssen heruntergeladen und installiert werden. Die Akzeptanz von Kartenzahlungen über die App S-POS unterscheidet sich nicht allzu sehr von einem klassischen Terminal:
- Über die App "Sparkasse POS" gibt der Händler den zu zahlenden Betrag ein (oder per Taschenrechnerfunktion die Summe mehrerer Beträge).
- Durch Klick auf "Karte" wird die kontaktlose Kartenzahlung gestartet und der Betrag an das digitale Terminal übergeben. Dieses öffnet sich automatisch.
- Der zu bezahlende Betrag wird angezeigt und der Kunde wird aufgefordert, seine kontaktlos-fähige Karte (durch Vorhalten oder durch Start einer App auf dem Smartphone des Kunden) an den NFC-Leser des Händler-Smartphones (in der Regel auf der Rückseite des Gerätes) zu halten. Dadurch wird der Zahlvorgang gestartet.
- Nachdem der Kunde die Zahlung angestoßen hat und diese angenommen wurde, erhält der Händler eine Erfolgsmeldung. An dieser Stelle kann auf Wunsch zudem ein digitaler Kundenbeleg per QR-Code bereitgestellt werden.
- Der Händler wird danach zurück auf den Startbildschirm seiner S-POS-App geleitet.
Alternative für iPhone oder iPad
Mit einem iPhone ist diese App nicht nutzbar. Hier könnte ein Mini-Terminal von "SumUp" oder "Zettle by PayPal" (früher iZettle) und VR-pay:Me (jeweils nicht im Angebot der Sparkassen) eingesetzt werden, das sich mit dem Tablet oder Smartphone per Bluetooth verbindet. SumUp berechnet übrigens keine monatlichen Grundgebühren, sondern nur einen kleinen Anteil pro Zahlvorgang: 0,9 Prozent bei Debit und 1,9 Prozent bei Kreditkarten vom Zahlungsbetrag. Girocards werden von SumUp nicht unterstützt, Maestro jedoch schon - viele Girocards sind mit Maestro gekoppelt. Ein SumUp- oder ein ähnliches autonomes Terminal kann der Händler direkt beim Hersteller beziehen.
Bargeldloses Kassieren für alle
Seit Beginn der Corona-Krise setzen viele Discounter und Handelsfilialisten aus Sicherheits- und Hygienegründen verstärkt auf bargeldloses Bezahlen, vor allem auf kontaktlose Kartenzahlung. „Mit Sparkasse POS können jetzt auch kleine und mittlere Unternehmen ohne Kassensysteme oder Terminal-Infrastruktur ihren Kunden bargeldloses Bezahlen anbieten“, betont Ottmar Bloching, Chef von S-Payment. Wir möchten attraktive Produkte entwickeln. Gleichzeitig ermöglichen wir den Privatkunden, an immer mehr Orten ‚mit ihrer Sparkasse‘ zu bezahlen.“
Die App erlaubt es jetzt, Geschäftsleuten, Kartenzahlungen überall anzunehmen – dies gilt zum Beispiel gerade für Wochenmarkt-Beschicker, Handwerker, Erdbeer- oder Sonnenblumenfeld-Betreiber, Taxi-Unternehmer, Kioske, Vereine oder Hofladenbesitzer. „Mit der App Sparkasse POS stellen die Sparkassen-Finanzgruppe und PAYONE genau diesem Händlersegment eine innovative digitale Alternative zu klassischen stationären und mobilen Terminals zur Verfügung. Wir bieten Händlern damit einen flexiblen und passenden Einstieg in das bargeldlose Kassieren – auch solchen, die bislang die Akzeptanz bargeldloser Zahlungen nicht in Betracht gezogen haben“, sagt Niklaus Santschi, Chef von PAYONE.
Nachfrage nach mobilen Lösungen steigt
Gerade in Zeiten von COVID 19 sollen die Anforderungen von Händlern an sicheres und hygienisches Kassieren erfüllt werden. Laut der Studie „POS-Systeme 2020“ des EHI-Retail Institute wollen 77 Prozent der befragten Händler ihre Hardware in den nächsten Jahren ganz oder teilweise erneuern. Ein in diesem Zusammenhang wesentliches Thema ist die mobile Kasse. 56 Prozent der befragten Händler planen, den Kassiervorgang künftig auch auf mobilen Geräten abzuwickeln.