Attacke

Internationaler Währungsfonds Ziel von Cyberattacke (Update)

Und Anonymous legt Homepage der spanischen Polizei lahm
Von dpa / Björn Brodersen

Internationaler Währungsfond Ziel ausgeklügelter Cyberattacke Bild: IMF Photograph/Stephen Jaffe Erst das Ringen um den Chefposten, jetzt ein mysteriöser Cyberangriff: Der Internationale Währungsfonds (IWF) kommt nicht aus den Schlagzeilen. Der Fonds soll aus dem Ausland attackiert worden sein. Möglicherweise ging der Anrgriff von einer ausländischen Regierung aus. Bei dem Angriff sei "eine große Menge" Daten entfernt worden, berichtete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg heute unter Berufung auf einen Kenner der Umstände. Betroffen seien E-Mails und andere Dokumente. Welche Regierung hinter dem Angriff stecken soll, wurde aber nicht erwähnt.

Der Angriff auf das Computersystem des Fonds, in dem Berichten zufolge hochvertrauliche Daten über die Finanzsituation verschiedener Länder gespeichert sind, habe sich vor der Festnahme Strauss-Kahns am 14. Mai ereignet, berichtete Bloomberg weiter. IWF-Sprecher David Hawley hatte per E-Mail erklärt, der Weltwährungsfonds sei "voll funktionsfähig". Zu dem Vorfall sei eine Untersuchung eingeleitet.

"Einige verdächtige Datentransfers"

Internationaler Währungsfond Ziel ausgeklügelter Cyberattacke Bild: IMF Photograph/Stephen Jaffe Die New York Times zitierte Insider mit den Worten, die Computer-Attacke sei ernst. "Es war ein sehr bedeutender Eingriff", sagte demnach ein Beamter. Blomberg berichtete von einer E-Mail an die Mitarbeiter des Fonds vom 8. Juni, in der von "einigen verdächtigen Datentransfers" die Rede sei. Eine Untersuchung habe ergeben, dass ein Desktop-Computer des Fonds missbräuchlich benutzt worden sei, um in das Computersystem des IWF einzudringen. Wie es weiter hieß, sei vorsichtshalber eine Computerverbindung zum Informationsaustausch zwischen der Weltbank und dem IWF vorübergehend gekappt worden. Beide Hauptquartiere liegen sich an einer Straße in Washington gegenüber.

Der Zeitung zufolge geht man beim Währungsfonds nicht davon aus, dass der Eingriff mit dem spektakulären Hackerangriff auf das Unternehmen RSA Security vom März zusammenhängt. Die Firma liefert Sicherheitsschlüssel zum Schutz vor unbefugten Zugriffen auf Computersysteme und hat weltweit Tausende von Unternehmen als Kunden. Erst im vergangenen Monat hatten Hacker offenbar mit Hilfe der bei RSA Security gestohlenen Informationen versucht, in das Computersystem des US-Rüstungsriesen Lockheed Martin einzudringen.

Der IWF ist in der weltweiten Finanzkrise zu einem der wichtigsten Krisenhelfer aufgestiegen. Gerade in der Bewältigung der Euro-Schuldenkrise spielt der Währungsfonds eine wichtige Rolle.

Homepage der spanischen Polizei lahmgelegt

Internet-Aktivisten haben zudem nach der Festnahme von drei Mitgliedern ihres Netzwerks die Homepage der spanischen Polizei lahmgelegt. Wie der staatliche Rundfunk RNE heute berichtete, hatte die Organisation "Anonymous" die Internetseite der Polizei so massiv mit Anfragen bombardiert, dass der Server zusammenbrach. In einer Mitteilung bekannte sich die Gruppe zu der Attacke. Darin betonte sie, dass ihre Mitglieder keine Terroristen seien, sondern Bürger, die sich für ihre Rechte einsetzten.

Die spanische Polizei hatte am Freitag die Festnahme von drei Männern bekanntgegeben, die für die Internet-Angriffe auf den japanischen Elektronikkonzern Sony und auf die Webseiten mehrerer Regierungen verantwortlich gewesen sein sollen. Mitte April waren Unbekannte in die Sony-Netzwerke eingebrochen. Dabei wurden möglicherweise die Daten von mehr als 100 Millionen Kundenkonten gestohlen. Das Unternehmen schloss nicht aus, dass darunter auch Kreditkarten-Informationen waren. Die Festgenommenen stehen nach Angaben der spanischen Polizei außerdem in Verdacht, an den Angriffen auf die Internetseiten mehrerer Banken sowie der Regierungen von Ägypten, Algerien, Libyen, Iran, Chile, Kolumbien und Neuseeland beteiligt gewesen zu sein.

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