Post-PRISM

ICANN bekräftigt Abspaltung von den USA

Künftig sollen viele Interessierte mit einbezogen werden
Von Kaj-Sören Mossdorf mit Material von dpa

ICANN will sich den USA entziehen. ICANN will sich den USA entziehen
Bild: Internet Governance Forum Deutschland
Die Inter­net­orga­nisa­tion ICANN will nach den Ent­hüllun­gen über Inter­net­spio­nage den Ein­fluss der USA auf die Or­gani­sation ver­rin­gern. Es bestehe zwar eine "be­son­dere Be­ziehung" zu den USA, sagte der Chef der ICANN, Fadi Chehadé. Doch die Or­gani­sation wolle sich künf­tig glo­ba­ler auf­stel­len und weni­ger auf eine Re­gie­rung aus­richten, sagte er heute auf dem Jahres­tref­fen der ICANN in Buenos Aires. Er wolle mög­lichst viele In­teres­sier­te in die Ent­schei­dungen der ICANN ein­beziehen und nicht "eine Regierung durch eine andere ersetzen".

ICANN will sich den USA entziehen. ICANN will sich den USA entziehen
Bild: Internet Governance Forum Deutschland
Die ICANN ist für die Verwaltung der übergeordneten Webadressen zuständig, also der Endungen wie .de, .org oder .com. Sie sitzt in den USA und arbeitet mit dem US-Handelsministerium zusammen.

Brasilien hat für den April des kommenden Jahres eine Konferenz zu den Regeln des Internets angekündigt. Chehadé dämpfte jedoch die Hoffnungen: "Erwarten Sie nicht, dass es am Ende eine Erklärung über Lösungen zu den Problemen der Cybersicherheit geben wird", sagte er. Die Konferenz solle lediglich dem Austausch dienen.

Montevideo-Statement und PRISM-Skandal

Bereits vor der Angekündigung der Konferenz wurde das so genannte Montevideo-Statement veröffentlicht. Darin fordern die wichtigsten Internetorganisationen eine Loslösung von den USA. Zu den Organisationen die diesen drastischen, doch immer wieder geforderten Schritt nun unterstützen, gehört unter anderem das World Wide Web Consortium.

Auf der newdomains-Konferenz Ende Oktober in München sagte Chehadé United-Domains gegenüber: "Der gegenwärtige ICANN-Vertrag, welcher der US-Regierung eine einzigartige Rolle im Root-Management verleiht, ist nicht zukunftsfähig. Ich denke, wir müssen gemeinsam darüber nachdenken, wie wir uns weiterentwickeln und wie wir den Vertrag globalisieren."

Dass die oben erwähnte Konferenz in Brasilien stattfindet, kommt nicht von ungefähr. Im Rahmen der Enthüllungen durch den Ex-NSA-Mann Snowden war bekannt geworden, dass die USA die Kommunikation der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff abgehört hatten. Bereits einen Tag nach der Veröffentlichung des Montevideo-Statements war Fadi Chehadé zu einem Treffen nach Brasilien geflogen. Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie in unserem Artikel zu den neuen Städtedomains ".berlin" und ".wien".

Mehr zum Thema ICANN