Bisher keine Mehrheit für Internet-Kontrolle auf UN-Konferenz
Bisher keine Mehrheit für Internet-Kontrolle auf UN-Konferenz
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Ohne eine Annäherung in der strittigen Frage
einer Internet-Regulierung ist die Weltkonferenz zur
Telekommunikation (WCIT) in Dubai in ihre entscheidende Woche
gegangen. Die beiden gegensätzlichen Lager prallten auch heute
wieder aufeinander: In einer Ausschusssitzung wandten sich Portugal
im Namen der EU, Kanada und die USA gegen den Versuch, außerhalb des
Plenums eine Ad-Hoc-Gruppe zum Internet einzurichten.
Russland, China und arabische Staaten wollen erstmals seit 1988 die Internationalen Telekommunikationsrichtlinien (ITR) verändern und allgemeine Bestimmungen zum Internet mit aufnehmen. Die auf der Konferenz vorgelegten Vorschläge sehen auch Möglichkeiten für eine staatliche Internet-Kontrolle vor. Heute sagte der Vertreter des arabischen Königreichs Bahrain: "In der heutigen Ära können wir nicht wirklich über die internationale Telekommunikation sprechen, ohne auch die IP-basierte Telefonie und Telekommunikation zu berücksichtigen" - IP ist die Abkürzung für das Internet-Protokoll.
Momentan verwalten nichtstaatliche Organisationen das Netz
Bisher keine Mehrheit für Internet-Kontrolle auf UN-Konferenz
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Bislang wird die technische Infrastruktur für das Internet von
nichtstaatlichen internationalen Organisationen wie der ICANN oder
der ISOC verwaltet. Westliche Regierungen wollen dies beibehalten und
fürchten, dass eine stärkere UN-Verantwortung für das Internet
staatliche Kontrollversuche verstärken und die Informationsfreiheit
gefährden könnte.
"Es ist alles im Fluss", sagte der Vizepräsident der Internet Society (ISOC), Markus Kummer, heute der Nachrichtenagentur dpa. "Es gibt eine sehr starke Koalition von Ländern, die sich explizit gegen eine Ausdehnung der Internationalen Telekommunikationsrichtlinien (ITR) auf das Internet aussprechen."
Die Regierungsvertreter und Branchenexperten aus den 193 Mitgliedsstaaten der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) sind noch bis Freitag in Dubai versammelt. Entscheidungen sind nur im Konsens möglich. Kummer sagte, es sei jetzt zu erwarten, dass der WCIT-Vorsitzende Mohamed Nasser al Ghanim auf der Basis der bisherigen Diskussion ein Positionspapier zur Überbrückung der bestehenden Gräben vorlegen werde.