Namensrecht

Amazonas-Staaten: .amazon nicht für Versand-Händler

Regierungskomitee bittet ICANN von Vergabe der TLD abzusehen
Von Kaj-Sören Mossdorf

Neue Top Level Domains: Gehen Interessen von Konzernen vor? Neue Top Level Domains: Gehen Interessen von Konzernen vor?
Bild: Fotolia.com
Am 13. Juni 2012 veröffentlichte die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), die Behörde, die die Vergabe von Namen und Adressen im Internet koordiniert, knapp 2 000 Anmeldungen für neue Top Level Domains, kurz TLD. Unter einer TLD versteht man die Endung einer Internetadresse, also beispielsweise ".de", ".com" und ".org". Mit den neuen Anmeldungen kamen aber auch Adressen wie ".amazon", ".shangrila" und ".patagonia" dazu.

Bis zum besagten Datum Mitte 2012 reichte der Versand-Händler Amazon mehrere Anträge auf neue Top Level Domains ein - dazu gehörten beispielsweise ".book",".cloud" und ".coupon". Die Registrierung für die ".book"-TLD löste Proteste wegen wettbewerlicher Bedenken aus. Derzeit ist unklar, ob die erwähnte Top Level Domain an Amazon vergeben wird.

Online-Versandhandel gegen ein Natur-Wunder

Neue Top Level Domains: Gehen Interessen von Konzernen vor? Neue Top Level Domains: Gehen Interessen von Konzernen vor?
Bild: Fotolia.com
Neben den genannten Registrierungen, gab es aber noch eine Anmeldung, die einem Guardian-Bericht zufolge, eine viel größere Kontroverse auslöst hat: ".amazon". Zu dieser Anmeldung schreibt das Versandhaus, dass diese Anmeldung strategischen Geschäftszielen diene. Die Sache ist klar: wenn Amazon diese Adresse bekommt, kann sie nicht mehr an Regierungen oder andere offizielle Stellen vergeben werden. Dieses widerspreche zudem dem Verwendungszweck einer generellen Top Level Domain. Deshalb werde sie aber auch nicht an andere Dritte vergeben, sollte Amazon den Zuschlag erhalten.

Aus strategischer Sicht macht es für Amazon sicherlich Sinn sich die Adresse zu sichern und es wäre nichts gegen einzuwenden, wäre da nicht der über 6400 Kilometer lange Amazonas-Strom in Südamerika. Dieser heißt auf Englisch übersetzt nämlich ebenfalls "Amazon".

Die Anreinerstaaten Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Guyana, Peru, Suriname und Venezuela, allesamt Mitglieder der "Amazon Cooperation Treaty Organization", erheben ebenfalls Anspruch auf die neue Top Level Domain. Vertreten werden sie dabei durch Brasilien und Peru. Die beiden Staaten sind Mitglieder im Governmental Advisory Committee (GAC) der ICANN. Bei dem GAC handelt es sich um ein Gremium aus Regierungsvertretern verschiedener Länder, die die ICANN beraten.

In ihrem Antrag weisen die Staaten darauf hin, dass die Vergabe der ".amazon"-Adresse an den Online-Händler verhindern würde, dass sie im öffentlichen Sinne für Schutz- und Werbe-Zwecke sowie Aufklärungskampagnen benutzt werden könnte. Der Amazonas wurde im November 2011 von der der Organisation The New7Wonders of Nature zu einem Naturwunder erklärt worden. Außerdem sei der Name ein Teil der bereits oben erwähnten "Amazon Cooperation Treaty Organization", der Organisation die sich um die im "Amazon Cooperation Treaty" festgelegten Initiativen kümmert.

Governmental Advisory Committee spricht sich für Vergabe-Stop aus

Neben der Top Level Domain ".amazon" lösten auch die Registrierungen für ".shangrila" durch eine Luxus-Hotel-Kette und ".patagonia" durch einen Hersteller von Outdoor-Kleidung eine Kontroverse aus. Die argentinische Regierung sagte dem Guardian dazu, dass Patagonien ein wirtschaftlich wichtiger Teil des Landes sei, da dort Landwirtschaft betrieben würde und es außerdem Öl, Fische und Mienen gäbe. Außerdem sei Patagonien wichtig für den Tourismus und die lokalen Stämme.

Anders sieht es im Falle der ".shangrila"-Domain aus. "Shangri-la" wird von Peking für eine Region in der Yunnan-Provinz beansprucht. Sie wurde aber erst 2001, lange nach der Gründung der Hotel-Kette, umbenannt.

Bei einer Konferenz Mitte April in Peking sprachen sich nun die GAC-Mitglieder dafür aus, die Vergabe bestimmter Top Level Domains zu stoppen. Sie fordern einen schriftlichen Bericht der Bewerber an, in dem sie darlegen solle ob sie den Adress-Teil, für den sie sich beworben haben, ändern können. Ziel sei es eine für alle beteiligten Parteien akzeptable Lösung zu finden. Im Juli soll die Vergabe auf einer Konferenz in Durban erneut diskutiert werden. Ende des Jahres sollen dann die ersten neuen TLDs endgültig registriert werden.

Mehr zum Thema Amazon