Neuordnung

Motorola-Verkauf: Google ordnet die Smartphone-Welt neu

Mit dem Verkauf von Motorola an Lenovo kann sich Google wieder ganz auf Android konzentrieren. Neue Geräte von Samsung werden künftig wieder mit Google-Diensten kommen.
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Danach sah es so aus, als würde Google mit Motorola eher die Strategie fahren, Software und Geräte aus einer Hand anzubieten. Das ist die Grundlage für den anhaltenden Erfolg von Apple. Auch Microsoft schwenkte mit dem Kauf des Handygeschäfts vom ehemaligen Marktführer Nokia auf diesen Kurs ein. Aber für Google ist die Lage viel verzwickter: Als Hüter des Android-Grals kann Google nicht einfach seine Interessen als Hardware-Hersteller durchsetzen, ohne die Konkurrenz zu vergraulen, die ja weiterhin auf das Betriebssystem von Google setzen soll. Deshalb musste der Suchmaschinen-Konzern den anderen Anbietern von Android-Geräten wie Samsung und HTC versprechen, dass Motorola nicht bevorzugt wird. Damit hat sich Google allerdings selbst ein enges und unbequemes Korsett angelegt.

Handys mit dem Google-Betriebssystem Android

Zugleich gewann Samsung mit dem Aufstieg zur klaren Nummer eins im Smartphone-Geschäft mit fast einem Drittel Marktanteil ein eigenes Gewicht, an dem auch Google nicht vorbeikommt. Erschwerend für den Internet-Konzern kommt hinzu, dass immer mehr Android-Geräte ohne Google-Dienste verkauft werden. "Android gewinnt in China, aber ohne Hilfe von Google und ohne Google-Dienste wie die Download-Plattform Play Store", betont Analyst Ian Fogg von der Marktforschungsfirma IHS. In diesen Fällen verdient Google keinen Cent, sondern muss zusehen, wie andere auf der Android-Plattform ihr eigenes Geschäft aufziehen.

Samsung ist die bekanntere Marke

Für die Verbraucher ist die Marke Samsung ohnehin präsenter als Android. Schon Anfang vergangenen Jahres warnte der damalige Android-Chef Andy Rubin die Südkoreaner öffentlich vor einem Alleingang, zum Beispiel mit einem eigenen Betriebssystem. Samsung trieb danach trotzdem den Aufbau eigener Dienste zum Beispiel für Videos oder die Übertragung von Dateien voran, die mit Google-Angeboten konkurrierten. Hier scheint Google aber erfolgreich Druck ausgeübt zu haben, wie das Technologie-Blog Recode berichtete.

Nur wenige Stunden vor Bekanntgabe des Motorola-Deals heißt es dort, dass Samsung bei neuen Geräten verstärkt auf Google-Dienste für Filme, Musik und andere Inhalte zugreifen wolle und auch die eigene Benutzeroberfläche zum Teil wieder aufgeben werde. "Die beiden Dinge müssen miteinander verbunden sein", witterte Gartner-Analystin Carolina Milanesi sofort eine Verknüpfung zum Motorola-Verkauf. Und Lenovo bekomme nun im Zuge der Übernahme lauter Mitarbeiter, die Googles Vision des Android-Systems verinnerlicht hätten. Damit hat Google bei zwei der drei größten Hersteller im Smartphone-Markt den Fuß in der Tür, um diese Vision künftig auch umzusetzen.

Ausführliche Informationen rund um das Google-Betriebssystem Android finden Sie in unserem Ratgeber.

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