Telekom plant Strategiewechsel im Kern-Netz
Die Telekom überdenkt ihre Lieferantenstrategie für das Festnetz und den Mobilfunk neu
Foto/Logo: Telekom, Montage: teltarif.de
Wie es aussieht, scheint die Deutsche Telekom auf den Boykott der USA gegenüber dem Netzwerkausrüster Huawei mit einer eigenen Strategie zu reagieren. Das berichtet die zur Verlagsgruppe Handelsblatt gehörende Wirtschaftswoche.
Wie die Zeitung meldet, werden 95 Prozent aller Mobilfunk-Technologien in China "zusammengelötet und zusammengeschraubt". Für die Telekom könnte ein „neuer Technologie-Mix“ die Lösung sein. Dadurch könnte ein Bereich im Telekom-Netz entstehen, der von Baugruppen von Huawei vollkommen unabhängig ist. Im besonders sicherheitskritischen Kernnetz ("Core") laufen sämtliche Teilnehmer- und Verbindungsdaten aus Mobilfunk- und Internetanschlüssen zusammen.
Von 95 auf 0 in zwei Jahren?
Die Telekom überdenkt ihre Lieferantenstrategie für das Festnetz und den Mobilfunk neu
Foto/Logo: Telekom, Montage: teltarif.de
"Binnen zwei Jahren soll der Anteil an asiatischen Komponenten null Prozent betragen“, zitiert die WiWo einen Telekom-Insider. Im gleichen Zeitraum wolle der Konzern auch einige US-Lieferanten ersetzen. Das sei Routine, alle drei bis fünf Jahre tausche der Konzern seine Technologien aus.
Mit der Herausnahme von Huawei aus dem Kernnetz folgt die Telekom offenbar dem Beispiel von Vodafone, wo offenbar auch kritische Komponenten ausgetauscht wurden.
Telekom: Do it yourself
Die Telekom hat herausgefunden, dass Huawei einen Teil der Komponenten seiner Geräte ohnehin direkt in den USA einkauft. Wenn das aufgrund der Handelsstreitigkeiten nicht mehr möglich wäre, hätten Huawei-Kunden wie die Telekom gewaltige Probleme.
Die neue Idee: Telekom will diese Komponenten künftig direkt bei den Original US-Lieferanten kaufen. Ein Beispiel: In der Internet-Fernsehplattform MagentaTV wofür Huawei bislang viele Komponenten liefert, wird für die Kundenverwaltung eine Datenbank von Oracle (Made in USA) verwendet. Da Telekom künftig diese Datenbank in den USA kauft und dann selbst in das eigene System einbaut, werden damit keine Embargo-Regeln verletzt.
Ganz ohne Huawei geht es nicht
Ganz weg von Huawei wird die Telekom wohl nicht kommen, stellt die Zeitung fest, denn das Unternehmen ist bisher einer der wichtigste Technologiepartner beim Bau von Glasfaser- und Mobilfunknetzen. Die Telekom entwickelte gemeinsam mit Huawei den Hybrid-Router "Speedport Hybrid", der nach einem proprietären Verfahren LTE-Mobilfunknetz und den (langsamen) Festnetz-DSL-Anschluss kombiniert. Inzwischen gibt es den "Speedport Pro", der von Sagemcom (Frankreich) geliefert wird und die gleiche Hybrid-Technik beherrscht.
Raffinierter Schwenk
Durch diesen internen Strategiewechsel komme die Telekom dem wachsenden Unbehagen in der deutschen und europäischen Politik gegenüber Huawei zuvor. Noch hat die Bundesregierung sich nicht abschließend entschieden, wie sie vorgehen will. Die neue Strategie der Telekom, sich teilweise von Huawei zu trennen und weitere Lieferanten mit ins Boot zu holen, könnte ein gangbarer Kompromiss sein, mit dem alle Beteiligten am Ende leben könnten.
Huaweis aktuelles Spitzen-Phablet Mate 30 Pro startet in Europa. Details lesen Sie in einer weiteren News.