Bundestag will keine höheren Hürden für Funkzellenabfrage
Bundestag will keine höheren Hürden für Funkzellenabfrage
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Der Bundestag hat heute höhere Hürden für die
Erhebung und Auswertung von Handydaten in Ermittlungsverfahren
abgelehnt. Ein entsprechender Gesetzesentwurf der Grünen scheiterte
am Widerstand von Koalition und SPD. Der Entwurf sah eine genauere
Begründung von Richtern vor, warum Handydaten abgefragt werden
sollen. Bei der Funkzellenabfrage werden Daten von Handybesitzern
gesammelt, die sich zu einer bestimmten Zeit in einer Gegend
aufgehalten haben. Dazu gehören Telefonnummern und Aufenthaltsorte
von Handybesitzern.
Im Zusammenhang mit einem Neonazi-Aufmarsch in Dresden, bei dem es schwere Ausschreitungen gegeben hatte, waren 2011 massenhaft Daten abgefragt wurden. Den Ermittlern wurden damals 140 000 Datensätze übermittelt, wie die Grünen angeben. Dabei gerieten auch Unbeteiligte ins Visier der Ermittler.
Abgeordnete verweisen auf "Ermittlungserfolge" der Polizei
Bundestag will keine höheren Hürden für Funkzellenabfrage
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"Die Funkzellenabfrage ist ein wichtiges Ermittlungsinstrument,
aber sie ist auch ein Eingriff in die individuellen Rechte der
Bürger", sagte Jörg van Essen (FDP) bei der Debatte im Bundestag. Die
Abfragen seien nicht immer verhältnismäßig gewesen. Doch habe es bis
auf den Fall in Dresden und einen weiteren in Berlin bisher keine
Beanstandungen gegeben. Eine strengere Regelung sei nicht notwendig.
Abgeordnete von SPD und Union verwiesen auf Ermittlungserfolge der Polizei, die ohne die Abfrage von Handydaten nicht möglich gewesen wären. Marianne Schieder (SPD) sagte, höhere Hürden würden den Einsatz der Funkzellenabfrage bei Ermittlungen zu Einbrüchen und anderen Straftaten unmöglich machen.
Eine Abfrage von Handydaten innerhalb einer Funkzelle darf nur bei Ermittlungen zu schweren Straftaten erfolgen und muss von einem Richter abgesegnet werden. Werden die Daten nicht mehr gebraucht, müssen Ermittlungsbehörden sie löschen.
Die Linke forderte die Abschaffung der massenhaften Funkzellenabfrage. "Es ist ein verdachtsloser Zugriff auf Daten unbescholtener Bürgerinnen und Bürger", sagte Halina Wawzyniak.