Yahoo: Automatische Mail-Weiterleitung wird kostenpflichtig
Das Freemail-Angebot von Yahoo gehörte einst zu den größten seiner Art. Wer dort noch ein (möglicherweise längst vergessenes) Konto hat, sollte sich bald einloggen und einmal nach dem Rechten sehen.
Als das Internet populärer wurde und an Bedeutung gewann, wollten oder brauchten viele Anwender auf die schnelle eine E-Mail-Adresse. Beliebt waren kostenlose Adressen, entweder vom Internetzugangsprovider oder von Portalen wie web.de, GMX, AOL oder Yahoo.
Am Anfang war Compuserve - später kamen AOL und Yahoo
Die Webseite von Yahoo, viel belanglose zeitraubende Infos und Klickstrecken
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Die Urzelle des Internets war der Anbieter Compuserve, der 1998 an den Konkurrenten AOL verkauft und 2009 "platt" gemacht wurde. Wer aufmerksam dabei blieb, konnte seine E-Mail-Adresse @compuserve.com bis heute retten, sie läuft seitdem auf den Servern von AOL.
Yahoo wurde 1994 gegründet und entwickelte sich schnell zum laut Wikipedia weltgrößten Freemail Angebot, nebst Suchmaschine, Nachrichtenwebseite und Foren (Yahoogroups) und vielen anderen Diensten. Doch der Glanz verblasste.
Schon 2013 wurde Yahoo-E-Mail in großem Stil gehackt. Die Angreifer nutzen die geknackten Konten, um von dort an die Freunde und Bekannten dieser Nutzer ihre teils nervigen, teils gefährlichen Spam-Mails zu verschicken. Mancher Nutzer hat sein Konto vermutlich längst "vergessen" oder aufgegeben, aber nie gelöscht.
Alles landete bei Oath
Was haben diese Angebote nun miteinander zu tun? Einiges. AOL (samt den Resten von Compuserve) wurde ab 2015, Yahoo ab 2017 von der amerikanischen Firma "Oath" übernommen, die heute Verizon Media heißt. In deren Portfolio sollen etwa 50 Technik- und Medienfirmen zusammengefasst sein.
Verizon (USA) ist einer der größten Mobilfunk- und Internetanbieter der Welt. Die Manager von Verizon-Media haben schnell ihre Einkäufe durchsortiert und einiges "weggeworfen" oder eingestellt. Bei Yahoo wurde beispielsweise das langjährige Diskussionsforum Yahoogroups eingestellt.
Änderungen bei Yahoo-Mail
Mancher könnte die Yahoo E-Mail-Adresse auf eine hauptsächlich genutzte E-Mail-Adresse umgeleitet haben, um ältere Kontakte nicht zu verlieren. Hier besteht möglicherweise Handlungsbedarf.
Unter der Absender-Adresse "Yahoo Mail yahoo@mail.comms.yahoo.net" erhielten die "Yahoo-Mitglieder" ein im typischen Marketing-Sprech verklausuliertes Schreiben: "hier bei Yahoo suchen wir immer nach Möglichkeiten, ein optimales Serviceangebot für unsere verschiedenen Nutzer zu schaffen. Dies bedeutet manchmal auch, das Angebot bestimmter Account-Funktionen neu zu strukturieren."
Mail-Umleitung wird kostenpflichtig
Spätestens jetzt sollte man hellhörig werden, denn "Daher möchten wir Ihnen mitteilen, dass die Funktion 'Automatische Weiterleitung' im kostenlosen Yahoo Mail-Account, mit der E-Mails automatisch an eine andere E-Mail-Adresse weitergeleitet werden können, ab dem 01. Januar 2021 nicht mehr verfügbar sein wird. Diese Funktion steht dann nur noch über Yahoo Mail Pro zur Verfügung."
Und Yahoo Mail Pro wird Geld kosten.
Kostenloses Angebot bleibt, muss aber genutzt werden
"Die anderen Funktionen Ihres kostenlosen Yahoo Mail-Accounts sind davon nicht betroffen", verspricht, Yahoo, aber genau hinschauen: "E-Mails und Kontakte nicht mehr vorhanden? Wenn sich ein Nutzer nicht mindestens einmal in den vergangenen 12 Monaten bei Yahoo Mail angemeldet hat, wird sein Postfach als inaktiv betrachtet. Ein inaktives Postfach erhält keine neuen E-Mails mehr, und alle Postfachinhalte, Ordner, Kontakte und Einstellungen werden dauerhaft gelöscht."
Nichts gelöscht wird, wenn man sein Konto auf Yahoo Mail Pro upgraded, wofür ein monatlicher Preis von 2,60 Euro genannt wird. Man kann jederzeit kündigen. Als Vorteil des Pro Kontos bietet Yahoo komplette Werbefreiheit auf dem Desktop und auf Mobilgeräten, die Mails würden ohne Werbung schneller beim Kunden ankommen.
Angebot wurde optisch und technisch modernisiert
Wer lange nicht mehr bei Yahoo eingeloggt war, wird sich die Augen reiben: Zwei-Faktor-Authentifzierung per Code-SMS aufs Handy oder der Versand eines Codes an ein oder zwei Reserve E-Mail-Adressen sind längst möglich. Yahoo/Verizon betont, dass ihnen die Zugriffsicherheit wichtig sei. Beim Einloggen werden einige Dinge gefragt, um sicher zu stellen, dass der oder die Richtige Nutzer das Konto öffnet.
Wer seine Yahoo-Adresse weiter behalten möchte, muss daran denken, das kostenlose Yahoo-Postfach künftig regelmäßig zu nutzen. Dabei "wünscht" sich Yahoo, dass die Nutzer die Webseite besuchen und möglichst oft und viel auf dort angebotenen (meist belanglosen) Inhalte und vor allen Dingen Banner-Werbung klicken.
Man könnte auf das kostenpflichtige Yahoo-Pro-Postfach upgraden oder die Adresse aufgeben und das Konto komplett löschen. Vorher sollten alle bisherigen Kontakte über die Adress-Änderung informiert werden.
Sind auch AOL und Compuserve-Adressen betroffen?
Zwar gibt es noch keine offizielle Ankündigung, aber wer seine AOL oder Compuserve-Adresse bis heute "gerettet" hat, dürfte in Kürze auch hier auf ein kostenpflichtiges Angebot verwiesen werden.
Wer 26 GB mobile Daten im Monat für unter 20 Euro haben möchte, sollte sich das Angebot in einer weiteren News anschauen.