Ausprobiert: Müller Mobile SIM im Test
Im April ist das Angebot "Müller Mobile" der Drogeriemarkt-Kette Müller gestartet. Im Gegensatz zu ähnlichen Angeboten anderer Märkte arbeitet Müller mit dem Mobilfunk-Service-Provider Mobilcom-Debitel (kurz MD, gehört zur Freenet Group) zusammen. Wir haben uns eine SIM-Karte besorgt und das neue Mobilfunk-Angebot getestet.
Kauf im Markt oder online
Müller Mobile gibts im Markt oder online
Sceenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Das Starterpaket besteht aus einer 3-in-1-SIM-Karte und kann in einem der zahlreichen Drogerie-Märkte gekauft werden. Es kann aber auch auf der Webseite im Internet bestellt werden.
Test der Online-Bestellung
Wir haben uns für die Internet-Variante entschieden und am 5 April um die Mittagszeit die Webseite aufgerufen und dort die für eine Bestellung notwendigen Daten ausgefüllt.
Zunächst möchte Müller-Mobile wissen, welches kostenlose Probeabo man dazu buchen möchte. Zur Auswahl stehen Readly eine Zeitungs-/Magazin-Flatrate, Norton 360 (Antiviren/Malwareschutz für Smartphone oder PC auf Abo-Basis), Waipu.tv (OTT-Fernsehempfang über das Internet), Deezer (Musik-Streaming-Flatrate ähnlich Spotify oder Apple-Music) oder Gymondo (Online-Fitness-Training auf Abo-Basis) oder gar kein Abo.
Welches Test-Abo darf es sein?
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Wir hatten uns für "Readly" entschieden, das ist eine Zeitungs- und Zeitschriften-Flatrate, die vier Monate lang kostenlos zur Verfügung steht und danach 9,99 Euro im Monat kosten soll. Das anfangs etwas "dürftige" erscheinende Angebot bei Readly wurde inzwischen um einige interessante Titel erweitert. Was bei Musik längst kein Thema mehr ist (mit einem Musik-Streaming-Abo kann man nahezu alle verfügbare Musik dieser Welt anhören), steckt bei Zeitungen und Zeitschriften noch in den Kinderschuhen. Bei Kino oder Fernsehen ist das nur durch eine Kombination verschiedener Streaming-Anbieter annähernd zu erreichen, viele Filme gibt es trotzdem nicht oder gegen weitere Aufpreise.
Schritt für Schritt
Neue Rufnummer oder alte mitnehmen?
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Zurück zu Müller Mobile. Im Online-Bestellprozess wird der Neukunde befragt, ob er seine vorhandene Rufnummer mitnehmen oder eine neue erhalten möchte. Danach wird er nach seinem Wunschtarif (Tarif S, M oder L) befragt, wir entschieden uns für Tarif S. Hier bekommt man zum Preis von 7,99 Euro pro Monat 4 GB Datenvolumen, eine Sprach und SMS-Flat und das alles im Netz von Telefónica (o2). Bei vielen Prepaid-Angeboten wird schon alle 4 Wochen eine neue Abrechnungsperiode gestartet, bei Müller ist es ein ganzer Kalendermonat.
Danach wurden Postadresse, E-Mail-Adresse, einer Telefonnummer für Rückfragen, Bankverbindung noch die Seriennummer und das Gültigkeitsdatum des Personalausweises abgefragt. Formular abgeschickt und es passierte zunächst trotz der Anzeige, innerhalb 24 Stunden eine Nachricht zu erhalten, weiter nichts.
Neben Adresse, Bankverbindung werden auch Nummer und Gültigkeit des Ausweises abgefragt
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
2 Tage Funkstille
Erst nach zwei Tagen, am 7. April trudelten dann auf einmal zahlreiche E-Mails ein. Mobilcom-Debitel begrüßte uns als neuen Kunden im Tarif "Müller Mobile S (DEZ 2021)" und teilte die Kundenummer ("MC gefolgt einem Punkt und 8 Ziffern"), die Rufnummer im Format 49 176 4xxx xxxx und die MD-interne Vertragsnummer mit. Ein Testanruf bei der neuen Rufnummer führte sofort auf die dazugehörende Mailbox.
Abo- und Onlinekonto extra einrichten
Per separater E-Mail wurden wir nun gebeten, das Konto bei Readly einzurichten. Es kann explizit von mehreren Unter-Nutzern (bis zu fünf Familienmitglieder) verwendet werden. Die Readly App gibt es nicht nur für Android und iOS, sondern auch für den Kindle-Reader von Amazon.
In einer weiteren E-Mail wurden wir gebeten, das Online-Kundenkonto bei Mobilcom-Debitel (www.md.de) einzurichten. Da wir eine GMX-Adresse gewählt hatten, wurde der Versand der SIM-Karte auch über die Briefankündigung der Deutschen Post signalisiert. Einen Tag später, am 8. April, traf die SIM-Karte im ISO-Kartenrahmen (Scheckkartengröße) ein. Daraus kann die SIM-Karte im "Mini", "Micro" oder "Nano" Format herausgebrochen werden. Auf dem Kunststoff-Kartenträger sind SIM-Kartennummer, Eröffnungs-PIN, PUK, PIN2 und PUK2 aufgedruckt, Hersteller ist die Firma Giesecke + Devrient Mobile Security in München.
Karte wird aktiviert verschickt
Nach dem Einlegen buchte sich die SIM-Karte sofort ein. Ein Blick ins Online-Kundenkonto meldete, dass World Roaming Data und Sprache aktiv sei.
Erste Infos in der App
Die ersten Kosten sind in der MeinMD App sichtbar.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
In der MeinMD-App (für Android oder iOS) wurden die ersten Kosten angezeigt: 9,99 Euro für die Einschaltung der Karte und 6,39 Euro anteilig für das erste Tarifpaket, macht 16,39 Euro.
Konfiguration wie üblich
Die Konfiguration des Handys (Internetzugang) verläuft heutzutage meistens automatisch, so auch bei Müller Mobile. Die Mailbox wird unter der Kurzwahl 333 erreicht, nach dem Einrichten einer persönlichen Ansage erhält man eine SMS zur Begrüßung. Werkseitig ist die Mailbox mit einer PIN versehen, die per SMS mitgeteilt, aber auch geändert werden kann. Man braucht diese PIN bei Abfragen der Mailbox von fremden Anschlüssen oder bei Aufenthalt im Ausland.
Roaming funktioniert
Im Online-Konto auf www.md.de können Optionen gecheckt und gebucht werden.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Bei einem Kurztrip nach Frankreich buchte sich die Müller-SIM-Karte sofort in ein französisches Netz ein. Während der Zugreise wählte sich das Handy abwechselnd entweder Orange (France Telecom), SFR oder Bouygues aus.
MeinMD-App: Nach wenigen Tagen keine Dateninfo mehr
In der MeinMD-App konnte man anfangs zuschauen, wie das Datenvolumen von 4 GB langsam weniger wurde, aber mitten in Paris erklärte die App am 13. April, dass eine Anzeige leider nicht möglich sei. Und auch nach Rückkehr nach Deutschland gab es keine Anzeige mehr. Eine Nachfrage bei Mobilcom-Debitel ergab, dass von deren Seite alles ok sei. Möglicherweise liegt das Problem irgendwo auf dem Weg von o2 zu MD
Die Kündigung
Da es sich bei der SIM-Karte nur um einen Test handelte und als spätestes Kündigungsdatum der 22. April avisiert wurde, haben wir am 16. April die Kündigungshotline (040-555541540) angerufen. Wir wurden nach einigen nur uns bekannten Vertragsdaten gefragt und mit den Worten "Da waren Sie aber nur kurz bei uns" die Kündigung erst telefonisch und wenige Minuten auch per E-Mail bestätigt. Abschaltdatum werde der 6. Mai sein.
Die Rechnung
Eine Rechnung liegt bislang noch nicht vor, das kann sich wohl in den Mai hineinziehen. In der Bestätigungsmail zur Kündigung wird auch darauf hingewiesen, dass auch in der Folgerechnung noch Kosten anfallen können, beispielsweise durch Mehrwertdienste oder beim Roaming (nicht alles ist im EU-Roaming kostenlos).
Ebenfalls werden wir beobachten, ob die versprochene automatische Kündigung des Test-Abos nach 4 Monaten problemlos von statten geht, oder ob hier der Versuch unternommen wird, das Abo am Ende doch kostenpflichtig weiterlaufen zu lassen.
Wer sich die Karte im Markt für 9,99 Euro gekauft hat, könnte auf den ersten Rechnungen trotzdem noch die Aktivierungsgebühr von 9,99 Euro vorfinden. Es kann ein bis zwei Monate dauern, bis sich dieser Punkt anhand der ersten Rechnungen und etwaigen Gutschriften aufgeklärt hat.
Ein Fazit
Das Angebot von Müller Mobile funktioniert. Es ist preislich nicht das günstigste, aber die angepeilte Zielgruppe wird eher "einfach, schnell und unkompliziert" eine SIM-Karte suchen und diese vermutlich direkt im Markt mitnehmen. Größter Pluspunkt: Die klassische Prepaid-Registrierung mit Identifizierung in einer Postfiliale oder per Video-Ident-Chat ist nicht Jedermanns Geschmack und fällt bei Müller Mobile komplett weg.
Ein Sicherheitsrisiko ist, dass der Brief mit der Karte im falschen Briefkasten landet oder von Gaunern "entführt" wird. Der berechtigte Kunde kann das nur feststellen, wenn er sich das Online-Konto einrichtet und einen Blick hineinwirft oder bei Nichterhalt der SIM-Karte sich sofort bei Mobilcom-Debitel meldet. Sicherer wäre, die SIM-Karte inaktiv und ohne PIN/PUK zu verschicken, das würde dann aber einen Anruf oder ein Login auf einer Aktivierungsseite erfordern, wenn die Karte endlich da ist.
Wer in Gebieten lebt oder sich bewegt, in denen das o2-Netz von Telefónica ausreichende Netzversorgung bietet, wird mit dem Müller-Angebot zurecht kommen. Neben 2G stehen auch 4G inkl. VoLTE zur Verfügung, 5G jedoch nicht. Die Datenhöchstgeschwindigkeit von 25 MBit/s je nach Standort und Netzausbau ist in den allermeisten Fällen ausreichend.
Das Angebot von Müller Mobile im Preischeck.