Im Test: Mobiles Internet im Netz der Deutschen Telekom
Seit einigen Jahren gibt es bei teltarif.de regelmäßige Netztests, bei denen wir die Qualität des Internet-Zugangs in den Mobilfunknetzen der Deutschen Telekom, von Vodafone und Telefónica untersuchen. Anders als bei anderen Netztests, die in der Presse veröffentlicht werden, fahren wir nicht systematisch auf vordefinierten Strecken durch Deutschland. Stattdessen beobachten wir die Performance des mobilen Internet-Zugangs auf privaten und geschäftlichen Reisen.
Es handelt sich demnach eher um einen Erfahrungsbericht aus Nutzersicht. Um die Ergebnisse dennoch miteinander vergleichen zu können, testen wir an allen Standorten den Internet-Zugang in allen drei deutschen Handynetzen. Dazu haben wir dieses Mal das Apple iPhone 12 Pro Max und das Samsung Galaxy S20 Ultra verwendet. Wir hatten für den Test für "LTE max" bzw. 5G freigeschaltete Verträge von den drei deutschen Netzbetreibern zur Verfügung.
Telekom-Netz im Test
Montage: teltarif.de
In diesem Jahr erstreckt sich unser Testzeitraum von April bis August. Das ist ein wesentlich größeres Zeitfenster als normalerweise üblich. Grund war der Corona-Lockdown, der dafür sorgte, dass es im Frühjahr kaum private und keine geschäftlichen Reisen gab. So waren die UMTS-Netze von Telekom und Vodafone in den ersten Wochen unseres Tests noch aktiv. Gesehen haben wir das 3G-Symbol aber nie. Sprich: Der Netzstandard wirkte sich auf unsere Tests nicht aus.
Hier haben wir getestet
Wie immer starten wir mit dem Telekom-Netz. In den kommenden Wochen werden auch die Ergebnisse aus den Netzen von Vodafone und Telefónica veröffentlicht. Im Anschluss fassen wir die Ergebnisse aus allen drei Netzen zusammen. 1&1 haben wir noch nicht berücksichtigt, denn das eigene Netz des neuen Betreibers ist bislang nicht gestartet. Aktuell rechnet der Konzern mit einem Start Ende 2022 oder Anfang 2023.
In diesem Jahr waren wir von der Ostsee bis ins Allgäu unterwegs. Zehn Standorte - quer über Deutschland verteilt - haben wir für die Veröffentlichung ausgewählt. Von Schlüchtern in Osthessen bis nach Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz waren wir im Auto unterwegs, um Webradio-Streaming auszuprobieren. Was die Netzabdeckung angeht, gab es im Telekom-Netz keine Beanstandungen. Wir hatten stets mindestens das LTE-Netz zur Verfügung, oft war es sogar 5G.
Allerdings zeigte sich im Test auch, dass bei weitem nicht überall, wo 5G draufsteht, auch die Performance drin ist, die der Nutzer von der neuen Netztechnologie erwartet. Selbst mit 5G-Anzeige auf dem Handy-Display hatten wir nicht überall dreistellige MBit/s-Werte im Downstream. Sprich: Die Vorteile gegenüber einer ausschließlichen LTE-Abdeckung für den mobilen Internet-Zugang sind eher klein.
Bis zu 226 MBit/s im Downstream
Keine Frage: Das 5G-Netz der Telekom kann mehr als die 226 MBit/s im Downstream, die wir im Rahmen unseres Netztests in diesem Jahr gemessen haben. Bei früheren Tests hatten wir schon knapp 1 GBit/s zur Verfügung. Doch wie eingangs erwähnt: Wir sind für den Netztest nicht gezielt zu Hotspots gefahren, wo wir besonders hohe Bandbreiten erwarten. Vielmehr haben wir die Datenübertragungsraten immer dort gemessen, wo wir gerade unterwegs waren.
Schnell war der Internet-Zugang im Telekom-Netz dennoch. Gegenüber den Vorjahren ist aber aufgefallen, dass auch das Netz des Bonner Konzerns nicht unfehlbar ist. In Ausnahmefällen kam es sogar vor, dass wir weniger als 10 MBit/s im Downstream zur Verfügung hatten - und das nicht etwa in einem kleinen Dorf in einem Mittelgebirge, sondern beispielsweise direkt auf dem Marktplatz in Freudenstadt im Schwarzwald, wo die Performance zwischen 5,91 und 8,95 MBit/s im Downstream sowie 5,70 und 7,26 MBit/s im Upstream schwankte. Die Ansprechzeiten lagen bei 23 bis 24 ms.
Großflächiger 5G-Ausbau bei der Telekom
Foto: Telekom
Während wir in Freudenstadt "nur" das LTE-Netz zur Verfügung hatten, waren wir in Füssen im Allgäu im 5G-Netz (Non-Standalone, demnach zusätzlich zu 4G) eingebucht. Hier lagen die Datenübertragungsraten bei 174 bis 226 MBit/s im Downstream sowie 20,7 bis 36,3 MBit/s im Upstream. Die Pingzeiten bewegten sich um 27 ms. Auch in Puttgarden auf Fehmarn haben wir mehr als 200 MBit/s im Downstream über 5G gemessen. Zwischen 190 und 213 MBit/s bewegten sich die Übertragungsraten. Im Upstream waren es 75,2 bis 96 MBit/s, während die Reaktionszeiten zwischen 24 und 27 ms lagen.
Telekom kann auch "schlecht"
Fast überall, wo wir in diesem Jahr den mobilen Internet-Zugang im Telekom-Netz ausprobiert haben, lagen die Übertragungsraten im Downstream zumindest im mittleren zweistelligen MBit/s-Bereich. Auch auf Autofahrten zwischen den Mess-Standorten hatten wir stets LTE- oder 5G-Empfang zur Verfügung. Einzig auf der Autobahn 7 rund um Hannover gab es ein kurzes Teilstück, wo nur das GSM-Netz und demnach EDGE-Internet verfügbar war.
Eine Ausnahme der Regel des guten Internet-Zugangs im Telekom-Netz haben wir im Bereich eines Autohofs im niedersächsischen Soltau erlebt. Magere 730 kBit/s bis maximal 2,28 MBit/s bei Downloads hatten wir hier zur Verfügung. Uploads waren immerhin mit 9,82 bis 12,8 MBit/s möglich und die Ansprechzeiten lagen um 28 ms. Hier zeigte das Netz ganz klar Überlastungserscheinungen.
Am Soltauer Autohof, wo wir wie an allen Messpunkten im Freien getestet haben, war der LTE-Empfang gut. Die 5G-Erweiterung gab es dort aber noch nicht. Zwar war der Autohof gut besucht, aber auch nicht überlastet. Hier sollte die Telekom nachlegen - entweder durch zusätzliche LTE-Träger oder durch eine Netzerweiterung mit 5G, idealerweise im Frequenzbereich um 3600 MHz, wo genügend Spektrum für hohe Bandbreiten vorhanden ist.
UMTS-Netz nicht vermisst
Bei Netztests in den vergangenen Jahren kam es vereinzelt vor, dass wir anstelle von LTE nur das UMTS-Netz zur Verfügung hatten. Das äußerte sich durch im Vergleich zu 4G niedrigeren Internet-Geschwindigkeiten und höheren Ansprechzeiten. GSM wurde auch bei den Netztests in 2019 und 2020 kaum noch gesichtet. Doch wie wirkt sich die Ende Juni erfolgte endgütige UMTS-Abschaltung in der Praxis aus?
Vermisst haben wir das 3G-Netz maximal auf der A7 rund um Hannover, wo wir - wie bereits erwähnt - kurzzeitig nur das 2G-Netz zur Verfügung hatten. Ob hier vor dem 30. Juni zumindest das UMTS-Netz verfügbar gewesen wäre, wissen wir mangels gezielter Vergleichsmessungen auf dem gleichen Autobahnabschnitt in den Vorjahren nicht. Abseits dessen hatten wir im Test überall LTE- oder 5G-Empfang, sodass sich die 3G-Abschaltung nicht negativ ausgewirkt hat.
Testergebnisse im Telekom-Netz im Detail
Stadt | Downstream (in MBit/s) |
Upstream (in MBit/s) |
Ping (in ms) |
---|---|---|---|
Frankfurt am Main - Sossenheim | 60,3 bis 71 | 15,7 bis 25,8 | 14 |
Wächtersbach 1) | 86,9 bis 99,3 | 62,1 bis 67,6 | 12 bis 13 |
Freudenstadt Marktplatz | 5,91 bis 8,95 | 5,70 bis 7,26 | 23 bis 24 |
Lohr 1) | 22,4 bis 24,9 | 0,79 bis 1,10 | 41 bis 52 |
Füssen 1) | 174 bis 226 | 20,7 bis 36,3 | 27 |
Mainz-Weisenau 1) | 22,1 bis 90,1 | 6,77 bis 9,39 | 23 bis 24 |
Bad Kreuznach 1) | 52,2 bis 60,2 | 3,37 bis 4,17 | 37 bis 42 |
Soltau | 0,73 bis 2,28 | 9,84 bis 12,8 | 28 |
Puttgarden 1) | 190 bis 213 | 75,2 bis 96 | 24 bis 27 |
Berlin-Hohenschönhausen 1) | 133 bis 149 | 44,6 bis 73 | 20 bis 25 |
Messwert-Zeitpunkt: Juni bis Juli 2021 (je nach Standort) 1) Mit 5G. |
Streaming-Test im Telekom-Netz
Für den Webradio-Streamingtest sind wir von Osthessen bis nach Rheinhessen gefahren - über die Autobahnen 66, 3 und 60. Wir haben einen MP3-Stream mit 320 kBit/s gewählt. Der Empfang war mit dem iPhone 12 Pro Max tadellos. Es gab auf der Fahrt quer durch das Rhein-Main-Gebiet keinen einzigen Aussetzer. Das ist nicht selbstverständlich und auf der A7 bei Hannover wäre der Stream bei EDGE-Versorgung natürlich nicht durchgehend empfangbar gewesen.
Telekom zeigt geeindruckende 5G-Abdeckungskarte
Quelle: telekom.de
Bei stationär durchgeführten Videostreaming-Tests gab es nur an einem unserer zehn Messpunkte Probleme: Am Autohof in Soltau, wo wir Live-Fußball über DAZN verfolgen wollten, kam es immer wieder zu Bild- und Tonaussetzern. Hier mussten wir auf den vor Ort verfügbaren WLAN-Hotspot ausweichen.
Telekom-Netz überzeugt mit leichten Schwächen
Wie in den vergangenen Jahren hatten wir im Telekom-Mobilfunknetz grundsätzlich einen sehr guten Internet-Zugang zur Verfügung. Abgesehen von Soltau reichte die Performance stets auch für Videostreaming. Dennoch macht sich die immer weiter steigende Nutzung des mobilen Internets bemerkbar. Die Datenübertragungsraten sind oft nicht mehr ganz so hoch wie in den vergangenen Jahren, wenn auch nach wie vor im mittleren bis hohen zweistelligen oder sogar im dreistelligen MBit/s-Bereich.
Beeindruckt hat auch, wo die Telekom schon überall 5G-Versorgung bietet. An einem Standort mit 5G auf 3600 MHz waren wir im Test allerdings nicht - auch nicht in Frankfurt am Main, Mainz oder Berlin. So lagen die Datenübertragungsraten trotz 5G-Abdeckung auf einem Niveau, das auch mit LTE möglich wäre. Die große 5G-Flächenabdeckung macht sich zwar gut in der Werbung, hat für den Kunden aber oft noch keinen praktischen Mehrwert. Anders sieht es aus, wenn die Telekom künftig 5G Standalone anbieten, sodass zumindest niedrige Pingzeiten möglich werden.
In einer weiteren Meldung lesen Sie, wie unsere Testergebnisse im Vodafone-Netz aussahen.