Netztest

Im Test: Mobiles Internet im Netz der Deutschen Telekom

In den vergan­genen Monaten waren wir von der Ostsee bis ins Allgäu unter­wegs, um die Mobil­funk­netze zu testen. Zum Start berichten wir über unsere Erfah­rungen im Telekom-Netz.
Von / David Michel

Seit einigen Jahren gibt es bei teltarif.de regel­mäßige Netz­tests, bei denen wir die Qualität des Internet-Zugangs in den Mobil­funk­netzen der Deut­schen Telekom, von Voda­fone und Telefónica unter­suchen. Anders als bei anderen Netz­tests, die in der Presse veröf­fent­licht werden, fahren wir nicht syste­matisch auf vorde­finierten Stre­cken durch Deutsch­land. Statt­dessen beob­achten wir die Perfor­mance des mobilen Internet-Zugangs auf privaten und geschäft­lichen Reisen.

Es handelt sich demnach eher um einen Erfah­rungs­bericht aus Nutzer­sicht. Um die Ergeb­nisse dennoch mitein­ander verglei­chen zu können, testen wir an allen Stand­orten den Internet-Zugang in allen drei deut­schen Handy­netzen. Dazu haben wir dieses Mal das Apple iPhone 12 Pro Max und das Samsung Galaxy S20 Ultra verwendet. Wir hatten für den Test für "LTE max" bzw. 5G frei­geschal­tete Verträge von den drei deut­schen Netz­betrei­bern zur Verfü­gung. Telekom-Netz im Test Telekom-Netz im Test
Montage: teltarif.de
In diesem Jahr erstreckt sich unser Test­zeit­raum von April bis August. Das ist ein wesent­lich größeres Zeit­fenster als norma­ler­weise üblich. Grund war der Corona-Lock­down, der dafür sorgte, dass es im Früh­jahr kaum private und keine geschäft­lichen Reisen gab. So waren die UMTS-Netze von Telekom und Voda­fone in den ersten Wochen unseres Tests noch aktiv. Gesehen haben wir das 3G-Symbol aber nie. Sprich: Der Netz­stan­dard wirkte sich auf unsere Tests nicht aus.

Hier haben wir getestet

Wie immer starten wir mit dem Telekom-Netz. In den kommenden Wochen werden auch die Ergeb­nisse aus den Netzen von Voda­fone und Telefónica veröf­fent­licht. Im Anschluss fassen wir die Ergeb­nisse aus allen drei Netzen zusammen. 1&1 haben wir noch nicht berück­sich­tigt, denn das eigene Netz des neuen Betrei­bers ist bislang nicht gestartet. Aktuell rechnet der Konzern mit einem Start Ende 2022 oder Anfang 2023.

In diesem Jahr waren wir von der Ostsee bis ins Allgäu unter­wegs. Zehn Stand­orte - quer über Deutsch­land verteilt - haben wir für die Veröf­fent­lichung ausge­wählt. Von Schlüch­tern in Osthessen bis nach Bad Kreuz­nach in Rhein­land-Pfalz waren wir im Auto unter­wegs, um Webradio-Strea­ming auszu­pro­bieren. Was die Netz­abde­ckung angeht, gab es im Telekom-Netz keine Bean­stan­dungen. Wir hatten stets mindes­tens das LTE-Netz zur Verfü­gung, oft war es sogar 5G.

Aller­dings zeigte sich im Test auch, dass bei weitem nicht überall, wo 5G drauf­steht, auch die Perfor­mance drin ist, die der Nutzer von der neuen Netz­tech­nologie erwartet. Selbst mit 5G-Anzeige auf dem Handy-Display hatten wir nicht überall drei­stel­lige MBit/s-Werte im Down­stream. Sprich: Die Vorteile gegen­über einer ausschließ­lichen LTE-Abde­ckung für den mobilen Internet-Zugang sind eher klein.

Bis zu 226 MBit/s im Down­stream

Keine Frage: Das 5G-Netz der Telekom kann mehr als die 226 MBit/s im Down­stream, die wir im Rahmen unseres Netz­tests in diesem Jahr gemessen haben. Bei früheren Tests hatten wir schon knapp 1 GBit/s zur Verfü­gung. Doch wie eingangs erwähnt: Wir sind für den Netz­test nicht gezielt zu Hotspots gefahren, wo wir beson­ders hohe Band­breiten erwarten. Viel­mehr haben wir die Daten­über­tra­gungs­raten immer dort gemessen, wo wir gerade unter­wegs waren.

Schnell war der Internet-Zugang im Telekom-Netz dennoch. Gegen­über den Vorjahren ist aber aufge­fallen, dass auch das Netz des Bonner Konzerns nicht unfehlbar ist. In Ausnah­mefällen kam es sogar vor, dass wir weniger als 10 MBit/s im Down­stream zur Verfü­gung hatten - und das nicht etwa in einem kleinen Dorf in einem Mittel­gebirge, sondern beispiels­weise direkt auf dem Markt­platz in Freu­den­stadt im Schwarz­wald, wo die Perfor­mance zwischen 5,91 und 8,95 MBit/s im Down­stream sowie 5,70 und 7,26 MBit/s im Upstream schwankte. Die Ansprech­zeiten lagen bei 23 bis 24 ms. Großflächiger 5G-Ausbau bei der Telekom Großflächiger 5G-Ausbau bei der Telekom
Foto: Telekom
Während wir in Freu­den­stadt "nur" das LTE-Netz zur Verfü­gung hatten, waren wir in Füssen im Allgäu im 5G-Netz (Non-Stan­dalone, demnach zusätz­lich zu 4G) einge­bucht. Hier lagen die Daten­über­tra­gungs­raten bei 174 bis 226 MBit/s im Down­stream sowie 20,7 bis 36,3 MBit/s im Upstream. Die Ping­zeiten bewegten sich um 27 ms. Auch in Putt­garden auf Fehmarn haben wir mehr als 200 MBit/s im Down­stream über 5G gemessen. Zwischen 190 und 213 MBit/s bewegten sich die Über­tra­gungs­raten. Im Upstream waren es 75,2 bis 96 MBit/s, während die Reak­tions­zeiten zwischen 24 und 27 ms lagen.

Telekom kann auch "schlecht"

Fast überall, wo wir in diesem Jahr den mobilen Internet-Zugang im Telekom-Netz auspro­biert haben, lagen die Über­tra­gungs­raten im Down­stream zumin­dest im mitt­leren zwei­stel­ligen MBit/s-Bereich. Auch auf Auto­fahrten zwischen den Mess-Stand­orten hatten wir stets LTE- oder 5G-Empfang zur Verfü­gung. Einzig auf der Auto­bahn 7 rund um Hannover gab es ein kurzes Teil­stück, wo nur das GSM-Netz und demnach EDGE-Internet verfügbar war.

Eine Ausnahme der Regel des guten Internet-Zugangs im Telekom-Netz haben wir im Bereich eines Auto­hofs im nieder­säch­sischen Soltau erlebt. Magere 730 kBit/s bis maximal 2,28 MBit/s bei Down­loads hatten wir hier zur Verfü­gung. Uploads waren immerhin mit 9,82 bis 12,8 MBit/s möglich und die Ansprech­zeiten lagen um 28 ms. Hier zeigte das Netz ganz klar Über­las­tungs­erschei­nungen.

Am Soltauer Autohof, wo wir wie an allen Mess­punkten im Freien getestet haben, war der LTE-Empfang gut. Die 5G-Erwei­terung gab es dort aber noch nicht. Zwar war der Autohof gut besucht, aber auch nicht über­lastet. Hier sollte die Telekom nach­legen - entweder durch zusätz­liche LTE-Träger oder durch eine Netz­erwei­terung mit 5G, idea­ler­weise im Frequenz­bereich um 3600 MHz, wo genü­gend Spek­trum für hohe Band­breiten vorhanden ist.

UMTS-Netz nicht vermisst

Bei Netz­tests in den vergan­genen Jahren kam es verein­zelt vor, dass wir anstelle von LTE nur das UMTS-Netz zur Verfü­gung hatten. Das äußerte sich durch im Vergleich zu 4G nied­rigeren Internet-Geschwin­dig­keiten und höheren Ansprech­zeiten. GSM wurde auch bei den Netz­tests in 2019 und 2020 kaum noch gesichtet. Doch wie wirkt sich die Ende Juni erfolgte endgü­tige UMTS-Abschal­tung in der Praxis aus?

Vermisst haben wir das 3G-Netz maximal auf der A7 rund um Hannover, wo wir - wie bereits erwähnt - kurz­zeitig nur das 2G-Netz zur Verfü­gung hatten. Ob hier vor dem 30. Juni zumin­dest das UMTS-Netz verfügbar gewesen wäre, wissen wir mangels gezielter Vergleichs­mes­sungen auf dem glei­chen Auto­bahn­abschnitt in den Vorjahren nicht. Abseits dessen hatten wir im Test überall LTE- oder 5G-Empfang, sodass sich die 3G-Abschal­tung nicht negativ ausge­wirkt hat.

Test­ergeb­nisse im Telekom-Netz im Detail

Stadt Down­stream
(in MBit/s)
Upstream
(in MBit/s)
Ping
(in ms)
Frank­furt am Main - Sossen­heim 60,3 bis 71 15,7 bis 25,8 14
Wäch­ters­bach 1) 86,9 bis 99,3 62,1 bis 67,6 12 bis 13
Freu­den­stadt Markt­platz 5,91 bis 8,95 5,70 bis 7,26 23 bis 24
Lohr 1) 22,4 bis 24,9 0,79 bis 1,10 41 bis 52
Füssen 1) 174 bis 226 20,7 bis 36,3 27
Mainz-Weisenau 1) 22,1 bis 90,1 6,77 bis 9,39 23 bis 24
Bad Kreuz­nach 1) 52,2 bis 60,2 3,37 bis 4,17 37 bis 42
Soltau 0,73 bis 2,28 9,84 bis 12,8 28
Putt­garden 1) 190 bis 213 75,2 bis 96 24 bis 27
Berlin-Hohen­schön­hausen 1) 133 bis 149 44,6 bis 73 20 bis 25
Mess­wert-Zeit­punkt: Juni bis Juli 2021 (je nach Standort)
1) Mit 5G.

Strea­ming-Test im Telekom-Netz

Für den Webradio-Strea­ming­test sind wir von Osthessen bis nach Rhein­hessen gefahren - über die Auto­bahnen 66, 3 und 60. Wir haben einen MP3-Stream mit 320 kBit/s gewählt. Der Empfang war mit dem iPhone 12 Pro Max tadellos. Es gab auf der Fahrt quer durch das Rhein-Main-Gebiet keinen einzigen Aussetzer. Das ist nicht selbst­ver­ständ­lich und auf der A7 bei Hannover wäre der Stream bei EDGE-Versor­gung natür­lich nicht durch­gehend empfangbar gewesen. Telekom zeigt geeindruckende 5G-Abdeckungskarte Telekom zeigt geeindruckende 5G-Abdeckungskarte
Quelle: telekom.de
Bei stationär durch­geführten Video­strea­ming-Tests gab es nur an einem unserer zehn Mess­punkte Probleme: Am Autohof in Soltau, wo wir Live-Fußball über DAZN verfolgen wollten, kam es immer wieder zu Bild- und Tonaus­set­zern. Hier mussten wir auf den vor Ort verfüg­baren WLAN-Hotspot auswei­chen.

Telekom-Netz über­zeugt mit leichten Schwä­chen

Wie in den vergan­genen Jahren hatten wir im Telekom-Mobil­funk­netz grund­sätz­lich einen sehr guten Internet-Zugang zur Verfü­gung. Abge­sehen von Soltau reichte die Perfor­mance stets auch für Video­strea­ming. Dennoch macht sich die immer weiter stei­gende Nutzung des mobilen Inter­nets bemerkbar. Die Daten­über­tra­gungs­raten sind oft nicht mehr ganz so hoch wie in den vergan­genen Jahren, wenn auch nach wie vor im mitt­leren bis hohen zwei­stel­ligen oder sogar im drei­stel­ligen MBit/s-Bereich.

Beein­druckt hat auch, wo die Telekom schon überall 5G-Versor­gung bietet. An einem Standort mit 5G auf 3600 MHz waren wir im Test aller­dings nicht - auch nicht in Frank­furt am Main, Mainz oder Berlin. So lagen die Daten­über­tra­gungs­raten trotz 5G-Abde­ckung auf einem Niveau, das auch mit LTE möglich wäre. Die große 5G-Flächen­abde­ckung macht sich zwar gut in der Werbung, hat für den Kunden aber oft noch keinen prak­tischen Mehr­wert. Anders sieht es aus, wenn die Telekom künftig 5G Stan­dalone anbieten, sodass zumin­dest nied­rige Ping­zeiten möglich werden.

In einer weiteren Meldung lesen Sie, wie unsere Test­ergeb­nisse im Voda­fone-Netz aussahen.

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