Cybermobbing

Jugendliche und Internet: Unfug mit Daten von Freunden

Sensibler Umgang mit persönlichen Daten muss gelernt werden
Von dpa / Marie-Anne Winter

Wer nicht drin ist, gehört nicht dazu. Soziale Netzwerke sind aus dem Leben der meisten Kinder und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Plattformen wie SchülerVZ [Link entfernt] oder Facebook haben Sportplätze und Cafés als Treffpunkte der Heranwachsenden längst abgelöst. Wer etwas auf sich hält, trifft sich mit seinen Freunden online. Ein Trend ist für viele aber besorgniserregend. Immer mehr Schüler kennen in ihren Profilen kaum noch Tabus, auch persönlichste Informationen und Bilder werden ins Netz gestellt und damit für jedermann zugänglich gemacht. Vielfach aus Gruppenzwang: Wer das nicht tut, mache sich unbeliebt, betonte die Parlamentarische Staatssekretärin im Verbraucherschutzministerium, Ursula Heinen-Esser (CDU).

Jüngere Menschen gingen viel zu sorglos mit ihren Daten um, bemängelte Heinen-Esser. Mit "einem einfachen Mausklick" ließen sich Informationen problemlos von Dritten herausfinden. Deshalb stünde man vor einer "besonderen Herausforderung", sagte Heinen-Esser. Kinder und Jugendliche müssten noch mehr sensibilisiert werden.

Kontrollmöglichkeiten werden nicht genutzt

Wie sorglos Teenager mit ihren Daten umgehen, zeigt eine Studie der Universität Leipzig. 90 Prozent der über 6 500 befragten Schüler im Alter von zwölf bis 19 Jahren wissen danach, dass es bei den Online-Netzwerken eine Zugriffskontrolle auf persönliche Daten gibt - nur 55 Prozent schränkten den Zugriff aber tatsächlich ein. Schlechte Erfahrungen mit der Veröffentlichung ihrer Daten hätten die Befragten kaum gemacht, weiß Medienpädagogin Maren Würfel, nur 4 Prozent haben sich laut Umfrage darüber beschwert. Deutlich mehr User (23 Prozent) haben dagegen Erfahrungen mit Beleidigungen und Mobbing, 17 Prozent mit sexueller Belästigung gemacht.

Dass "wir uns ohne erhobenen Zeigefinger ein Wertegerüst schaffen", fordert Dieter Kempf, Vorstandsvorsitzender des Vereins "Deutschland sicher im Netz", in dem Mediengrößen wie Microsoft, Ebay und SAP, aber auch StudiVZ Mitglieder sind. Mit rund 5 Millionen Nutzern ist SchülerVZ Europas größtes Online-Netzwerk für Schüler ab 12 Jahren. Laut Geschäftsführer Markus Berger de León bewegt es sich in einem täglichen Spannungsfeld zwischen Nutzern, Datenschutz, Werbekunden und Sicherheit/Jugendschutz. An Kinder und Eltern appellierte er, Verstöße oder Mobbing auf der Seite zu melden.

Dass dazu Unterstützung und Aufklärung auch von der Politik kommen müsse, betont auch Dieter Kempf. Im Cybermobbing registriere man eine wachsende Anzahl von Opfern. Trotzdem ist Kempf gegen ein "allgemeines Miesmachen" und fordert vielmehr ein gemeinsames Bewusstsein aller Beteiligten, auch von Kindern. Nicht alles, was möglich ist, sollte auch gestattet werden. Denn eine Gefahr des Internets hatte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) schon im März in der "Berliner Morgenpost" betonte: "Was einmal im Netz steht, kriegt man dort nicht mehr raus."

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