Tech-Event

CES 2022: "Die CES wird und muss weitergehen"

Seit zwei Jahren gab es keine großen Messen mehr. Auch bei der CES in Las Vegas wird es nun statt einer trium­phalen Rück­kehr eine abge­speckte Tech-Show ohne viele große Namen geben.
Von dpa /

Die Macher der Technik-Messe CES wollten mit der dies­jäh­rigen Auflage ein Zeichen für die Rück­kehr großer Bran­chen-Events setzen. Doch auf der Ziel­geraden machte ihnen die Omikron-Vari­ante einen Strich durch die Rech­nung.

Die Tech-Show in Las Vegas findet zwar immer noch statt - aber viele Schwer­gewichte bleiben den Messe­hallen der Wüsten­stadt fern.

Viele "große" Namen nicht dabei

Rund um Weih­nachten fiel ein großer Name nach dem anderen Weg: Intel, Google, Amazon, der welt­größte PC-Hersteller Lenovo und der Hifi-Riese Harman verwiesen auf Corona-Risiken für ihre Mitar­beiter. Auch die starke Präsenz der Auto­indus­trie - der Stolz von CES-Boss Gary Shapiro - schmolz dahin. So wollte der US-Auto­riese General Motors in Las Vegas mit einem Auftritt von Konzern­chefin Mary Barra ein neues Modell vorstellen - abge­sagt. Zu groß war das Risiko auch BMW und Mercedes, der Roboter­wagen-Firma Waymo sowie dem Auto­zulie­ferer Conti­nental.

Trotz der Absage dieser Schwer­gewichte seien immer noch mehr als 2200 Aussteller vor Ort vertreten, betont die US-Bran­chen­ver­eini­gung CTA als CES-Veran­stalter. Und in den vergan­genen zwei Wochen seien auch trotz Omikron 143 Unter­nehmen neu dazu­gekommen. Nach den Absagen wurde die Show um einen Tag verkürzt und schließt nun am Freitag.

CES 2022: Mix aus Live- und Online-Events

Logo der Consumer Electronics Show in Las Vegas Logo der Consumer Electronics Show in Las Vegas
Bild: picture alliance/dpa | Andrej Sokolow
Die CES 2021 war ein reines Online-Event, diesmal wird es einen Mix aus Präsen­tationen in Las Vegas und Internet-Über­tra­gungen geben. Der deut­sche Elek­tro­kon­zern Bosch etwa macht am Dienstag eine digi­tale Pres­sekon­ferenz - kurz darauf will der Chip-Spezia­list Qual­comm seine Neuheiten wie gewohnt im Ball­saal eines Las-Vegas-Hotels vorstellen.

Die CTA und ihr Chef Gary Shapiro hofften lange, mit der Vorgabe, dass alle Teil­nehmer voll­ständig geimpft sein müssen, auf der sicheren Seite zu sein. Für die Hallen wurde ein neues Konzept mit brei­teren Gängen und Einbahn­ver­kehr für die Besu­cher entworfen. Jetzt wird es durch die Absagen noch mehr Frei­räume geben.

Trotz des Omikron-Rück­schlags zeigen sich die CES-Orga­nisa­toren über­zeugt, dass große Events, die viele Bran­chen­player und Jour­nalisten zusam­men­bringen, eine Zukunft haben. Die Online-Version sei zwar eine ange­mes­sene Antwort auf die Corona-Situa­tion vor einem Jahr gewesen, sagte Shapiro der Deut­schen Presse-Agentur. "Aber was fehlte, war der zwischen­mensch­liche Kontakt." Auch könne man online nicht wie bei einem Gang durch die Messe­hallen auf über­raschende Inspi­rationen hoffen.

Die Netz­werk-Effekte erklären aber auch, dass die Absagen diesmal wie ein rollender Schnee­ball anwuchsen. Je mehr Unter­nehmen der Messe fern­bleiben, desto weniger lohnt sie sich für die anderen. Er hätte zwar nach Las Vegas fliegen können, aber es lohne sich nicht, weil seine Gesprächs­partner nicht dort seien, sagt etwa ein rang­hoher Manager eines euro­päi­schen Bran­chen­spe­zia­listen.

Bedarf an Messen werde es weiter geben

Die Frage ist, was das zweite Jahr im Schatten von Corona für die Zukunft der CES bedeutet. So trug einst die Finanz­krise 2008 zum Nieder­gang der Compu­ter­messe Cebit in Hannover bei. Viele inter­natio­nale Unter­nehmen mussten damals auf die Reise nach Deutsch­land verzichten - und stellten fest, dass es auch ohne geht. Nach und nach mutierte die eins­tige globale Show zu einem Lokal-Event und wurde schließ­lich einge­stellt.

Shapiro sieht aller­dings mehr Gründe für das Schei­tern der Konkur­renz und glaubt, sie umschiffen zu können. Ein entschei­dender Faktor sei gewesen, dass es den Veran­stal­tern nicht gelungen sei, neue Produkt­kate­gorien zu besetzen, argu­men­tiert er. Die CES schaffte es dagegen, unter anderem die Auto­branche nach Las Vegas zu locken und lief der tradi­tions­rei­chen Auto­show in Detroit mit span­nen­deren Premieren den Rang ab. Shapiros Rech­nung: Den Bedarf an Messen wird es weiter geben, die CES will die sein, die rele­vant bleibt.

Zur CES 2020, kurz vor Beginn der Pandemie, kamen noch gut 171.000 Besu­cher aus aller Welt. Für dieses Jahr wagte Shapiro keine Prognose, gab sich aber trotzig. "Die CES wird und muss weiter­gehen", schrieb er in einem Gast­bei­trag im "Las Vegas Review-Journal" nach den Absagen. Sie werde viel mehr kleine als große Unter­nehmen haben und es könne große Lücken in den Messe­hallen geben, räumte er zugleich ein.

Anker Inlands-Tourismus

Der Tourismus-Metro­pole Las Vegas werden mit einer CES auf Spar­flamme erneut hohe Einnahmen entgehen. Hotel­zimmer, teure Restau­rant-Besuche und gemie­tete Ball­säle - die Einnahmen rund um die CES sind für Anfang Januar übli­cher­weise fest einge­plant.

Aller­dings kommt das Spie­ler­para­dies dank des starken Inlands-Tourismus recht gut durch die Corona-Zeit. Es gab nur einen Lock­down zu Beginn der Pandemie. In Innen­räumen müssen zwar gene­rell weiter Masken getragen werden - aber in Clubs und Restau­rants braucht man weder Impf­nach­weis noch Test.

Zu Weih­nachten waren die großen Hotels am Las Vegas Strip wie gewohnt voll. Die Bele­gung der Hotels lag schon in den Monaten davor zwischen 73 und 82 Prozent. Und mit im Schnitt rund vier Millionen Passa­gieren pro Monat am Flug­hafen von Las Vegas nähert sich der Reise­ver­kehr den Werten vor Beginn der Pandemie.

Im Jahr 2022 erwarten wir wieder viele Smart­phone-Flagg­schiffe. Welche das sein könnte, lesen Sie in einer weiteren News.

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