Online-Speicher

Boxcryptor im Test: Dateien sicher verschlüsselt in die Cloud laden

Cloud-Dienste florieren - ob Dropbox, Google Drive oder iCloud: Dateien landen verstärkt in der Cloud. Aber sicher vor Hacker-Angriffen sind sie nicht, wie viele Beispiele belegen. Boxcryptor will helfen und die Daten vor dem Upload verschlüsseln. Wir haben den Dienst im Alltag getestet.
Von Hans-Georg Kluge

Die Verschlüsselung von Daten ist das eine. Allerdings können auch Dateinamen einiges verraten. Boxcryptor erlaubt in allen kostenpflichtigen Lizenzen die Verschlüsselung der Dateinamen. Ist diese Funktion eingeschaltet, so erscheinen Dateinamen in asiatischen Schriftzeichen - Metadaten wie das Änderungsdatum bleiben aber sichtbar. Leider ist diese Funktion nicht kostenlos, sondern erst im kostenpflichtigen Abo "Unlimited Personal" für 36 Euro im Jahr enthalten. Selbst dann ist die Einstellung aber standardmäßig nicht gesetzt - hier sollte Boxcryptor nachlegen.

Boxcryptor ohne App oder Client

Der Unterschied zwischen Boxcryptor- und Standard-Verzeichnis. Der Unterschied zwischen Boxcryptor- und Standard-Verzeichnis.
Screenshot: teltarif.de
Der lokale Einsatz von Boxcryptor mit dem Client machte in unserem Test keine Probleme. Aber im Büro oder an anderen Computern? Hier ist der Zugriff erheblich schwieriger, da die Entschlüsselung der Daten notwendig ist. Hierfür stehen zwei Methoden zur Verfügung.

Eine Möglichkeit ist der Einsatz von Boxcryptor Portable. Diese Anwendung erlaubt den Zugriff auf die verschlüsselten Daten. In unserem Test mit einem Windows-Rechner klappte das, aber die Software wirkt nicht gerade performant und leidet unter dem nur mittelmäßigen Design. Einfach Dateien zwischen dem Windows Explorer und Boxcryptor Portable hin und her zu schieben ist nicht vorgesehen. Dateien oder Ordner müssen über das Kontextmenü exportiert oder hochgeladen werden.

Eine zweite Möglichkeit besteht darin, im Browser Chrome eine Erweiterung zu installieren. Die klinkt sich direkt in die Weboberfläche des Speicherdienstes ein und erlaubt den Zugriff auf die verschlüsselten Dateien. Das klappte im Test bei kleinen Dateien recht zuverlässig, mit großen Downloads hatte die Browser-Lösung aber manchmal Schwierigkeiten.

Und was ist mit Sharing?

Boxcryptor Portable Boxcryptor Portable
Screenshot: teltarif.de
Cloud-Speicher sind nicht nur wegen der Backup-Funktion gefragt, sondern auch, um Dateien einfach mit anderen zu teilen. Das funktioniert mit den verschlüsselten Dateien natürlich anders. Eine Datei einfach mit einem Link zum Downloaden zu verbreiten ist gar nicht vorgesehen. Um anderen Nutzern eine Datei zugänglich zu machen muss zum einen das Verzeichnis mit dem Originaldienst geteilt werden - das geschieht bei Dropbox wie gewohnt. Danach muss im Kontext-Menü der gewünschten Datei einem anderen Boxcryptor-Nutzer Zugriffsrechte eingeräumt werden. Erst jetzt kann der andere Nutzer die Datei in seinem eigenen Boxcryptor-Laufwerk entschlüsseln.

Unser Test zeigte allerdings, dass der Zugriff mit Hilfe von Boxcryptor Portable nicht ohne weiteres funktioniert. Das liegt zum einen daran, dass mit der Software die nötigen Zugriffsrechte nicht gesetzt werden können - dafür braucht es den normalen Client. Aber auch die Bedienung klappt nicht ohne Probleme: Nach einer Änderung an einer Datei muss diese manuell wieder hochgeladen werden - wenig komfortabel, aber dem Prinzip der portablen App geschuldet. Wer mit einem kostenlosen Account eine Datei bearbeitet, setzt bei einer Bearbeitung der Datei außerdem die Verschlüsselung des Dateinamens außer Kraft.

In den Business-Tarifen von Boxcryptor ist noch eine Gruppen-Funktion vorgesehen, mit der der Dateiaustausch an mehrere Nutzer leichter vonstatten gehen soll. Diese haben wir jedoch nicht getestet, da wir nur über einen Privat-Account verfügen.

Boxcryptor: Einschätzung der Sicherheit

Boxcryptor-Laufwerk zeigt alle eingerichteten Speicherdienste an. Boxcryptor-Laufwerk zeigt alle eingerichteten Speicherdienste an.
Screenshot: teltarif.de
Boxcryptor ist Closed-Source und einigen Nutzern daher ohnehin verdächtig, weil die genaue Funktionsweise nicht bekannt ist. Eine unabhängige Untersuchung des Quellcodes steht nach wie vor aus. Damit gibt es keine gesicherten Erkenntnisse darüber, ob es unter Umständen in der eingesetzten Verschlüsselungstechnik Lücken oder Hintertüren gibt - auch wir können das letztlich nicht ausschließen.

Ein potenzielles Risiko besteht unserer Ansicht nach darin, dass private Schlüssel zur Entschlüsselung der Dateien auf den Servern des Anbieters landen. "Nutzer-, Gruppen- und Firmenschlüssel hingegen werden verschlüsselt auf dem Boxcryptor Schlüsselserver gespeichert", so Boxcryptor in einem Hilfetext. Zur Verschlüsselung kommt das Passwort des Nutzers zum Einsatz. Immerhin: Für einen erfolgreichen Angriff in der Cloud müsste ein Anbieter den Boxcryptor-Server hacken, die Daten vom Speicheranbieter anzapfen und außerdem die Boxcryptor-Daten knacken.

Aufgrund der Funktionsweise von Boxcryptor empfehlen wir, unbedingt ein sicheres Passwort zu verwenden! Nur wenn dieses genügend lang (mindestens 12 Zeichen) und komplex ist, gewährt die Verschlüsselung mit Boxcryptor die nötige Sicherheit. Tipps zu sicheren Passwörtern haben wir in einem Ratgeber zusammengestellt. Ob Boxcryptor NSA-sicher verschlüsselt, muss letztlich aber offen bleiben.

Boxcryptor: Kostenlos oder bezahlt?

Der Funktionsumfang der kostenlosen Lizenz von Boxcryptor ist so eingeschränkt, dass diese eigentlich eher als Test-Version anzusehen ist. Die Beschränkungen sind spürbar: Es steht nur ein Speicherplatzanbieter zur Wahl und Boxcryptor lässt sich nur auf zwei Geräten einsetzen. Damit können viele Nutzer wohl noch leben - allerdings ist der Zugriff auf die Daten nur am Smart­phone und PC möglich, das Tablet bleibt außen vor. Das Gerätelimit kann angehoben werden, indem andere Nutzer für Boxcryptor gewonnen werden. Aber die gravierendste Limitierung ist auf Dauer schwer zu ertragen: Dateinamen lassen sich nicht verschlüsseln.

Fazit: Boxcryptor sichert den Cloud-Speicher

Wir haben Boxcryptor nicht auf seine Verschlüsselungstechnik hin getestet. Wir gehen aber davon aus, dass diese sauber umgesetzt ist. Vor diesem Hintergrund erfolgt unsere Einschätzung: Boxcryptor erleichtert den Umgang mit verschlüsselten Daten erheblich. Die Desktop-Apps für Windows und OS X verschlüsselten die Dateien zuverlässig, solange wir die Daten in das richtige Verzeichnis bzw. Laufwerk kopierten. Da die Daten dann verschlüsselt in das klassische Dropbox-Verzeichnis geschrieben werden, landen auf den Servern des Anbieters nur unlesbare Dateien. Im Alltag zeigten sich keine Probleme beim Umgang mit den Daten im Boxcryptor-Verzeichnis. Sogar der Zugriff auf fremden Rechnern klappte dank Boxcryptor Portable. Die Software ist allerdings nicht für den dauerhaften Einsatz geeignet.

Kleine Umstellungen im Workflow müssen aber sein: Die mobilen Apps der einzelnen Dienste kommen mit den verschlüsselten Dateien naturgemäß nicht zurecht - so wird die Boxcryptor-App zur Hauptanlaufstelle für das Handling von Cloud-Dateien. Und auf dem Desktop heißt es, stets das richtige Arbeitsverzeichnis zu wählen.

Das Sicherheitsplus von Boxcryptor lautet: Ein Angriff auf den Online-Storage-Anbieter ist nicht ausreichend, um an die gespeicherten Cloud-Daten zu gelangen.

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