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Bei sozialen Netzwerken auf den Datenschutz achten

Sonst macht sich der StudiVZ-, Facebook- oder XING-Nutzer gläsern
Von Christopher Sternemann

In einem Blog wird das Feature als "vollautomatisierter Bewegungsmelder", bezeichnet, der ein "Protokoll des sozialen Lebens im Web" ermögliche. Xing-Chef Lars Hinrichs argumentiert hingegen in einem Antworteintrag, dass die Funktion sehr gut angenommen werde und sich Statistiken zufolge alle Mitglieder sehr über die Informationen freuen. Überdies weist er darauf hin, dass keine Daten mehr gespeichert würden, sobald ein Mitglied den für dieses Feature notwendigen Newsfeed abschaltet. Von dieser Option habe bisher fast niemand Gebrauch gemacht, so Hinrichs weiter. Was bleibt ist ein fader Beigeschmack, denn Xing hatte lediglich in einer Pressemitteilung auf das Feature hingewiesen und die Mitglieder nicht persönlich informiert.

Klassischer Datenschutz greift nicht mehr

Die klassischen Instrumente des Jugend- und Datenschutzes greifen bei den sozialen Netzwerken nicht mehr. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Digital Institut (DDI). Das DDI hat eine Plattform geschaffen, auf der sich Nutzer, Betreiber der sozialen Netzwerke, Datenschützer und Politiker offen austauschen können. Gerade Jugendliche gehen vorbehaltloser mit der eigenen digitalen Identität um. Dabei hat gerade die Jugend heutzutage durchweg schon längst die Medienkompetenz, die zu entwickeln immer noch fast verzweifelt von Eltern und Politikern gefordert wird. Der Direktor des Deutschen Digital Instituts, Prof. Dr. Jo Groebel, konstatiert eine zunehmende Kluft zwischen dem institutionalisierten Jugend- und Datenschutz einerseits und der Einschätzung durch die Nutzer andererseits. Die Nutzer seien sich der Risiken der Preisgabe privater Informationen sehr wohl bewusst, würden aber viel stärker auf Mechanismen der Eigenregulierung als auf offizielle Vorgaben setzen. Marcus Riecke, Geschäftsführer von studiVZ, bekräftigt, dass Jugendliche im Umgang mit Medien nicht staatlich reglementiert werden, sondern zu mehr Eigenverantwortung im Umgang mit ihnen heran geführt werden sollten. Der Geschäftsführer von MySpace, Joel Berger, fordert, dass die Aufklärung der Nutzer verständlicher formuliert werden müsse.

Selbstbestimmung 2.0?

Die Nutzer im SchülerVZ können beispielsweise selbst entscheiden, welche und wie viele Informationen sie preisgeben möchten. Verhaltenskodizes und Support-Teams sollen dabei helfen, die Regeln der Plattform zu wahren. Mitglieder, die anonym bleiben wollen, können ihre Nachnamen ausblenden. Echte Anonymität gibt es aber nach den Regeln von SchülerVZ nicht. So heißt es dort unter anderem: "Wenn du auf der Profilseite ein Profilbild hochlädst, musst du darauf erkennbar sein." Darüber hinaus würde man eng mit Lehrer- und Elternverbänden kooperieren, um Schüler aufzuklären, wo sie sich kritisch verhalten sollten. Wie sich diese Zusammenarbeit in Form von Inhalten auf der Webseite von SchülerVZ niederschlagen soll, ließen die Betreiber offen.

Rufverteidiger löschen digitale Identität

Für all jene, die ihren guten Ruf wieder herstellen möchten, gibt es seit kurzem einen Service, der sich Reputation Defender nennt. Den Machern des virtuellen Räumkommandos geht es vor allem um den Schutz der Privatsphäre im Netz. Für 7 Euro kann man mit der Suchfunktion das Netz einen Monat lang detektivisch durchstöbern lassen. Für weitere 20 Euro verspricht das Räumkommando 2.0, alle ungeliebten Daten aus dem Internet zu löschen. Wie genau das Unternehmen Internetanbieter dazu kriegt, peinliche Inhalte löschen zu lassen, bleibt bisher das Geschäftsgeheimnis. Solange es nicht gerade um Rufmord oder Beleidigung geht, gibt es für juristische Zwangsmaßnahmen noch längst keine Rechtsgrundlage – zumindest bisher nicht. Die Angst vor erfolgreichen Klagen und die undurchsichtige Datenverwendungspolitik dürften im Kampf gegen elektronische Altlasten allerdings helfen, dass dieser Dienst künftig mehr Zuspruch findet.

Sicher surfen

Damit später keine Probleme auftreten, muss sich jeder klar darüber werden, welche Daten er preisgibt. Wer sich im Internet austauschen will, sollte verschiedene Pseudonyme für verschiedene Web-2.0-Angebote verwenden. Ebenso sollten keine persönlichen Daten wie Adresse, Wohnort, Telefonnummer bekannt gegeben werden, die es Fremden ermöglichen, sie aufzuspüren. Die Maßnahmen reichen aber längst noch nicht aus. Nutzer müssen sich bewusst machen, wie sie mit Informationen anderer Leute umgehen. In vielen Communities gibt es die Möglichkeit, eingestellte Fotos mit Begriffen zu versehen. Mit diesen Aussagen über andere Personen oder Ereignisse werden diese Bilder aussagefähiger. Hier gilt es wohl überlegte Begriffe anzuwenden, so dass diese nicht im Zusammenhang mit zweifelhaften Ergebnissen in einer Suchmaschine auftauchen. Fremde sollten genau unter die Lupe genommen werden, bevor man die Einladung akzeptiert. Falls die unerwünschte Kontaktaufnahme nicht aufhört, sollte man den Nutzer sperren, diese Funktion wird von vielen Communities unterstützt oder im Zweifel den Betreiber der Internetseite kontaktieren.

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