Auslandstelefonate

Politiker gehen Roaming-Preise an: Ein Grund zur Freude?

Schon jetzt gibt es Alternativen für günstigere Auslandsgespräche
Von Björn Brodersen

"In den kommenden 18 bis 24 Monaten wird sich zeigen, dass das politische System nicht weiß, wie Preise, Regulierung und die Telco-Industrie funktionieren", prognostiziert der Marktbeobachter, der ein glühender Verfechter der Mobilfunk-Discount-Modells ist. Dabei wären die Roaming-Preise nach Endgeräten, nationalen Gesprächen und SMS-Mitteilungen der nächste Bereich gewesen, in dem der Wettbewerb von allein für niedrigere Preise gesorgt hätte. Seiner Meinung nach sei die EU nur auf die Anerkennung der Verbraucher in diesem Moment aus, habe aber gleichzeitig vergessen, die Nutzer auf die Konsequenzen ihres Eingreifens hinzuweisen.

Günstigere Auslandstelefonate sind schon jetzt möglich

Es gibt schon jetzt Wege, wie Verbraucher auch im Ausland günstiger telefonieren können - mit dem Handy oder über andere Telefondienste. Beispielsweise können sich Urlauber oder Geschäftsreisende in dem Land, in dem sie sich länger aufhalten, eine Prepaid-Karte eines dortigen Mobilfunkanbieters kaufen [Link entfernt] . Auf diese Weise zahlen sie in der Regel bei eingehenden Gesprächen gar nichts und telefonieren in die Heimat ohne zusätzliche Roaming-Kosten. Eine Alternative für Handynutzer sind auch die Prepaid-Tarife deutscher Discount-Anbieter für das Ausland wie etwa sunsim, Che Mobil oder Tourist Mobile. Wie man mit diesen Karten im Ausland telefoniert, haben wir bereits mehrfach geschildert. Die Karten der herkömmlichen Discount-Mobilfunkanbieter eignen sich dagegen wegen zu hoher Preise nicht für Auslandstelefonate.

Günstiger geht es oft auch per Internet-Telefonie (VoIP), Callback oder mit Hilfe von Callingcards. So kostet zum Beispiel ein Gespräch mit einer simyo-Karte nach Frankreich 1,84 Euro pro Minute. Mit Callback hingegen ist das Gespräch über Callback-Anbieter wie Comnet On Line oder Bluerate schon für knapp über 20 Cent pro Minute zu haben. Der Kunde ruft von seinem Handy aus eine Rufnummer in Hamburg bzw. Frankfurt an, nach einmal Klingeln kann der Kunde dann wieder auflegen. Wenige Sekunden später klingelt das Handy, der Kunde hört ein Amtszeichen und kann seine Zielrufnummer eingeben.

Callthrough funktioniert hingegen von zu Hause, von der Telefonzelle oder vom Hoteltelefon aus. Manche Karten ermöglichen auch vom Handy aus günstige Gespräche - insbesondere bei Telefonaten aus dem und ins Ausland kann man hier den ein oder anderen Euro sparen. Um bei dem Beispiel simyo zu bleiben: Für ein Telefonat mit dem Handy aus dem europäischen Ausland nach Deutschland zahlt der Kunde je nach Land und nach genutztem Netz bis zu 2,59 Euro pro Minute, bei einem Anruf aus Spanien sind es immerhin noch bis zu 1,53 Euro pro Minute. Mit einer Callingcard dagegen zahlt der Kunden dagegen von einem spanischen Festnetzanschluss aus nur 17 Cent pro Minute.

Für die Internet-Telefonie vom Urlaubsort, mit der man unter Umständen sogar kostenlos mit Freunden und Bekannten zu Hause telefonieren kann, benötigt man allerdings einen Breitband-Internetzugang, beispielsweise bei Freunden vor Ort, im Hotel oder an kostenlosen WLAN-Hotspots.

Handybesitzer können selbst Druck auf die Anbieter ausüben

Ob durch die ordnende Hand der Politik bzw. der Regulierer oder durch den Wettbewerb der Anbieter - den Handybesitzer interessiert es letztendlich nicht, welcher Weg zu günstigeren Roaming-Entgelten führt. Fest steht, dass im Moment Handy-Telefonate über Landesgrenzen hinweg sehr teuer sind. Es ist zu begrüßen, dass sich die EU um die Roaming-Entgelte kümmert, doch leider setzt sie den Hebel am falschen Ende an und will Endkundenpreise festlegen. Würde sie stattdessen Vorleistungspreise definieren, die jeder beliebige Mobilfunkanbieter von den Netzbetreibern einkaufen könnte, würde sich das Problem der hohen Roaming-Kosten von allein lösen. Dann würde - wie von John Strand beschrieben - der Wettbewerbsdruck auf dem Markt zu Preissenkungen führen.

Dass die Kosten für Handy-Telefonate im Ausland möglichst schnell sinken, haben die Kunden am Ende aber auch selbst in der Hand - indem sie die günstigeren Alternativlösungen mit oder ohne Handy nutzen. Hierzu müssen sich aber viele Handybesitzer erst einmal den hohen Kosten beim Handy-Telefonat im Ausland bewusst werden. Wie Sie günstig aus dem und ins Ausland telefonieren, erfahren Sie in unserem Reise-Ratgeber.

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