Auslandstelefonate

Politiker gehen Roaming-Preise an: Ein Grund zur Freude?

Schon jetzt gibt es Alternativen für günstigere Auslandsgespräche
Von Björn Brodersen

Die Politik hat die Roaming-Entgelte für grenzüberschreitende Handy-Telefonate in der EU ins Visier genommen. Nachdem sich die 27 Telekommunikationsminister zusammen mit der EU-Kommissarin Viviane Reding im März auf der Computermesse CeBIT für einen maximalen Minutenpreis von 50 Cent netto für Anrufe aus dem Ausland ins Heimatland sowie von 15 bis 20 Cent netto bei eingehenden Anrufen ausgesprochen hatten, wollen Abgeordnete des Europaparlaments jetzt noch niedrigere Roaming-Beträge von höchstens 40 Cent netto pro Minute bei abgehenden und von 15 Cent netto bei ankommenden Gesprächen durchsetzen. Das Parlament wird am 9. Mai über diesen Vorschlag entscheiden.

Das klingt zunächst einmal erfreulich, schließlich sind bislang die Handy-Telefonate über die Ländergrenzen hinweg vergleichsweise teuer, denn auf die normalen Gesprächspreise kommen noch die Kosten für die Nutzung der Partnernetze im Ausland. So zahlen die Kunden schon mal mehr als 1 Euro pro Minute, selbst wenn sie nicht selbst angerufen haben sondern im Ausland einen Anruf auf dem Handy nur annehmen. Allerdings haben die Mobilfunkbetreiber inzwischen selbst die Preise für die Handynutzung im Ausland reduziert und übersichtlicher gestaltet.

Mit den so genannten Welttarifen telefonieren zum Beispiel die Kunden von T-Mobile und o2 für 59 Cent pro Minute in fast allen EU-Staaten, bei Vodafone und E-Plus sind mit 75 Cent bzw. 79 Cent etwas mehr. Geht man bei den von der Politikern vorgeschlagenen Roaming-Preisen von den letztendlich für die Nutzer anfallenden Bruttobeträgen aus, sehen die Vorhaben schon etwas weniger spektakulär aus: Die Ersparnis beträgt dann beispielsweise bei abgehenden Telefonaten je nach Netzbetreiber noch höchstens 19,5 Cent bzw. - gemäß dem neuen Vorschlag im EU-Parlament - 31,4 Cent pro Minute. Größer fällt der Preisunterschied bei den Gebühren für im Ausland ankommende Gespräche aufs Handy aus.

Während also der Vorschlag der EU-Telekommunikationsminister kaum Raum für Einsparungen gegenüber den bisherigen Tarifen des Mobilfunker bietet, würden die Kunden von den von der neuen Initiative geforderten Roaming-Preise wirklich profitieren. Insofern ist dieser Vorstoß aus dem europäischen Parlament nur zu begrüßen.

Branchenexperte: EU baut den Mobilfunkbetreibern gratis ein Monopol

Beim Griff zum Handy im Ausland kann einem das Lachen schnell vergehen. Der dänische Branchenexperte John Strand [Link entfernt] findet dagegen die Aktivitäten der Politiker alles andere als erfreulich. Seiner Ansicht nach unterstütze die EU so die Mobilfunkbetreiber in ihrem Bestreben, ein grenzüberschreitendes Monopol aufzubauen, das das Aufkommen von Unternehmen mit alternativen Kommunikationslösungen - etwa Internet-Telefonie-Provider - erschwere. Diese hätten schon zuvor, bei höheren Roaming-Kosten dafür gesorgt, dass die Mobilfunknetzbetreiber durch die neue Konkurrenz ihre Preise senken mussten. "Die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes hat es anderen Providern ermöglicht, günstige internationale Telefonate anzubieten und die alten Monopole zu umgehen", erklärt Strand. "Wettbewerb und hohe Preise der alten Monopole erzeugten eine Sub-Industrie, die für Preissenkungen sorgte." Er bezweifelt, dass Unternehmen wie Skype erfolgreich gewesen wären, wenn es damals eine Regulierung für Handy-Roaming-Entgelte gegeben hätte.

Durch das Eingreifen der Politik in den Wettbewerb würden es die Anbieter alternativer Kommunikationslösungen wieder deutlich schwerer haben, weil die Kunden bei günstigeren Mobilfunkpreisen in der Nutzung anderer Telefondienste keinen Vorteil mehr sehen. "Normalerweise ist es schwer und teuer, ein Monopol aufzubauen, aber in diesem Fall bekommen es die Mobilfunkbetreiber fast gratis", kritisiert der streitlustige Däne. Die Preisabschläge würden durch die intensivere Nutzung des Handys im Ausland kompensiert werden, die Mobilfunkanbieter so von höheren Umsätzen profitieren. Die Vorhaben der EU seien das beste Beispiel, dass Regulierung Wettbewerb auf dem Markt gefährden könne.

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