Verlust

Amazon enttäuscht Analysten: Online-Händler in den roten Zahlen

Tablet Kindle Fire HD gibt wenig Aussicht auf baldige Gewinnzuwächse
Von Rita Deutschbein mit Material von dpa

Amazon enttäuscht Analysten: Online-Händler in den roten Zahlen Amazon mit tiefroten Zahlen
Bild: Amazon
Der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon ist im vergangenen Quartal erstmals seit dem Jahr 2003 tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Verlust erreichte 274 Millionen Dollar, wie Amazon mitteilte. Auslöser war vor allem eine radikale Abschreibung auf die Beteiligung am Rabattcoupon-Spezialisten LivingSocial [Link entfernt] .

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Amazon enttäuscht Analysten: Online-Händler in den roten Zahlen Amazon mit tiefroten Zahlen
Bild: Amazon
Der Quartalsumsatz stieg im Jahresvergleich um 27 Prozent auf 13,81 Milliarden Dollar. Im dritten Quartal des vergangenen Jahres hatte Amazon aber noch einen Gewinn von 63 Millionen Dollar eingefahren. Die Aktie verlor nachbörslich zunächst über acht Prozent, später überlegten es sich die Anleger doch noch einmal und das Minus verkleinerte sich auf rund zwei Prozent.

Amazon schrieb fast die gesamte Investition in LivingSocial ab: 169 Millionen Dollar von den 175 Millionen, die vor knapp zwei Jahren in den kleineren Konkurrenten von Groupon investiert wurden. Eine Fehlinvestition sei es aber nicht gewesen, erklärte Ralf Kleber, Geschäftsführer von Amazon Deutschland. "Wir haben nur die Wertstellung in unseren Bilanzen korrigiert." Rabattportale wie LivingSocial seien immer noch ein sehr umtriebiges Segment.

Das Quartalsergebnis verfehlte massiv die Erwartungen der Analysten. Dabei ist man von dem Handelskonzern sowieso keine besonders üppigen Gewinne gewohnt: Amazon-Chef Jeff Bezos setzt lieber auf schnelles Wachstum dank niedriger Preise und verzichtet dafür auch auf Rendite.

Kaum Gewinnaussichten trotz neuer Tablets in Deutschland

Und derzeit investiert der Online-Händler massiv: Gerade kam auch in Europa die zweite Generation von Amazons Tablet auf den Markt, das Kindle Fire HD. Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft wurden zudem neue Kindle-Lesegeräte mit beleuchtetem Display namens Kindle Paperwhite eingeführt. Aufgrund der hohen Nachfrage nach den Geräten musste Amazon allerdings den Lieferzeitpunkt für aktuell eingehende Bestellungen um mehrere Wochen verschieben. Für den Kindle Paperwhite WLAN & 3G gibt der Online-Händler derzeit den 17. Dezember als Lieferzeitpunkt an.

Geld in die Kassen spült das erfolgreiche Geschäft zunächst allerdings kaum. Amazon verkauft die Geräte praktisch zum Herstellungspreis und setzt darauf, das Geld später wieder mit seinen Diensten einzuspielen. Schon die verhältnismäßig mageren 63 Millionen Dollar Gewinn im Vorjahresquartal waren den hohen Investitionen in die erste Version des Amazon-Tablets geschuldet. Inzwischen verkauft das Unternehmen aber schon mehr digitale Bücher als analoge Taschenbücher.

Allerdings verfehlte auch der Quartalsumsatz die Erwartungen der Analysten, ebenso wie die Prognose für das laufende Quartal. Amazon rechnet im Weihnachtsgeschäft mit einem Umsatzplus von 16 bis 31 Prozent im Jahresvergleich. Das Abschneiden im vierten Quartal werde aber nicht an mangelndem Wachstum liegen, sagte Kleber. "Wir erwarten ein tolles Geschäft mit dem Kindle Fire und den Readern insgesamt." Die Bilanzen hingen aber nicht mehr wie früher nur vom traditionellen Weihnachtsgeschäft ab, sondern von vielen neuen Geschäftsfeldern wie den Webservices, IT-Infrastruktur und voranschreitenden Investitionen.

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