Weitere Details zum 5G-Netzstart von 1&1
Wie berichtet, hat 1&1 am Mittwoch von der Öffentlichkeit fast unbemerkt sein neues Mobilfunknetz gestartet. Anders als das längst wieder eingestampfte Quam oder der o2-Vorläufer Viag Interkom hatte 1&1 seinen genauen Netzstart im Vorfeld nicht kommuniziert. Stattdessen waren Netz und Tarife am Mittwoch einfach da - und irgendwie doch nicht, denn aktuell besteht das 1&1-Netz offenbar nur aus drei Basisstationen, die von der Cellmapper-Community gefunden wurden.
In Frankfurt am Main stehen die Sender in der Mainzer Landstraße und in der Ostendstraße. In Karlsruhe ist der Sender Hinterm Hauptbahnhof beheimatet. Im Umfeld dieser Basisstationen sind die Tarife buchbar. An anderen Standorten innerhalb der beiden Städte, in denen das 1&1-Netz gestartet ist, schlägt die Verfügbarkeitsabfrage auf der Anbieter-Webseite fehl. 1&1 empfiehlt in diesen Fällen, einen Tarif auf Basis einer anderen Zugangstechnologie zu buchen.
Weitere Details zum 1&1-Netzstart
Foto: 1&1
Die Cellmapper-Community hat einen weiteren Standort westlich von Wiesbaden-Erbenheim gefunden. Dieser Standort wurde offenbar während des Friendly User Tests im Sommer genutzt, steht derzeit aber für den Regelbetrieb noch nicht zur Verfügung - möglicherweise auch, um in wenigen Wochen verkünden zu können, dass der Netzstart wie geplant nun in einer weiteren Region erfolgt ist. Auch in Montabaur funkt das neue Netz - allerdings derzeit nur über LTE.
1&1 mit irreführender Werbung
In den FAQs zu den 5G-Zuhause-Tarifen wirbt 1&1 damit, die Angebote würden sich "praktisch für jeden Haushalt" eignen, der bislang einen Internet-Zugang über DSL oder Kabel genutzt hat. Dabei wird ausdrücklich auch "online spielen und Filme in hoher Qualität streamen" erwähnt. Das ist freilich möglich, wenn das Netz bis zu 500 MBit/s im Downstream und 40 MBit/s im Upstream bereitstellt.
Zwei Basisstationen in Frankfurt am Main
Quelle: Cellmapper.net
Die maximal 250 GB Highspeed-Datenvolumen, die man bei 1&1 derzeit bekommt, dürften aber selbst für Ein-Personen-Haushalte recht knapp bemessen sein. Hat der Kunde sein Kontingent verbraucht, so stehen bis zum Ende des Abrechnungszeitraums nur noch maximal 384 kBit/s im Downstream und 64 kBit/s im Upstream zur Verfügung.
Wie die FAQs von 1&1 weiter verraten, handelt es sich um ein reines Internet-Angebot. Ein Ersatz für das Festnetz-Telefon ist der Anschluss demnach nicht. Das mag in Zeiten mobiler Allnet-Flatrates für unter 10 Euro pro Monat nicht mehr ganz so relevant sein. Dennoch muss sich ein Interessent darüber im Klaren sein, dass er nicht nur auf eine Daten-Flatrate, sondern auch eine Festnetz-Rufnummer samt Telefonleitung verzichtet.
Ein Sendemast in Karlsruhe
Quelle: Cellmapper.net
SIM-Karte erlaubt keine mobile Nutzung
1&1 weist außerdem darauf hin, dass die mobile Nutzung von Router und SIM-Karte abseits der vorgesehenen Adresse nicht möglich ist. Diese Einschränkung ergibt sich schon allein dadurch, dass das Netz bislang offenbar nur aus drei freigeschalteten Basisstationen und einem noch nicht in die Vermarktung eingebundenen Sendemasten besteht. National Roaming im Telefónica-Netz läuft derzeit noch nicht und wird für die 5G-Zuhause-Tarife voraussichtlich keine Rolle spielen.
Abzuwarten bleibt nun, wann 1&1 weitere Basisstationen in Betrieb nimmt und welche Regionen als nächstes mit dem neuen, vierten Mobilfunknetz versorgt werden. Vor allem aber stellt sich die Frage, warum der Konzern den im Rahmen der Frequenzauktion geforderten Bestand von 1000 5G-Stationen bis Ende 2022 so deutlich verfehlt. Liegt das tatsächlich ausschließlich an Verzögerungen bei einem der Partner des Netzbetreiber-Neulings?
Erfolgreiche Verfügbarkeitsabfrage im Umfeld einer der Basisstationen
Quelle: 1und1.de, Screenshot: teltarif.de
1&1 vermeldete schon im September, die Auflage nicht erfüllen zu können. Es dürfte aber angesichts des aktuellen Ausbaustands selbst bis zum angepeilten Start der echten Mobilfunk-Dienste im Sommer kommenden Jahres eine große Herausforderung sein, auf eine ernstzunehmende Anzahl an Sendemasten zu kommen. Die Zeit drängt, denn die Zeiten der Vermarktung von Mobilfunk-Diensten als Provider gehen in rund einem Jahr zu Ende.