"Klack-Klack"

30 Jahre Btx-Hack: Wie die Illusion sicherer Netze zerstört wurde

1984, vor 30 Jahren also, zeigte der Chaos Computer Club erstmals die Schwächen der Digitalisierung auf. Zwei Hacker hatten damals einen Weg gefunden, öffentlichkeitswirksam auf Schwachstellen im Bildschirmtext-System (Btx) der Deutschen Bundespost hinzuweisen.
Von dpa /

Post-Manager Eric Danke, der in den 80er Jahren als Projektleiter das Btx-System aufgebaut hatte und später Technik-Vorstand bei T-Online wurde, äußerte mehrfach die These, Holland und Wernéry hätten das Btx-System nie gehackt. Ihnen sei es lediglich gelungen, bei einer Informationsveranstaltung der Hamburger Sparkasse die Eingabe des Passworts auszuspähen. Zum 30. Jahrestag des Btx-Hacks treffen Danke und Wernéry bei einer Veranstaltung der Wau-Holland-Stiftung in Berlin zusammen und können ihre Argumente noch einmal vortragen.

In der Szene kursieren auch die Versionen, der Sohn eines hochrangigen Postbeamten habe den Hackern das Passwort verkauft oder aus Überzeugung kostenlos übergeben. Egal, welche Variante nun stimmt: Im Scheinwerferlicht des vermeintlichen "Online-Bankraubs" wurde der Chaos Computer Club auch international zu einer Größe.

Der Verein, der 1981 in den Räumen der "tageszeitung" (taz) am großen Tisch der Kommune ein gegründet wurde, sieht in dem Coup vom November 1984 quasi eine "zweite Geburtsstunde". Wernéry und Holland "zeigten die Risiken des Systems für die Teilnehmer auf und schrieben durch die unkonventionelle Vorführung Geschichte", heißt es in der Einladung zu der Podiumsdiskussion zum Btx-Hack.

30 Jahre Datenhygiene

BTX-Seite BTX-Seite
Bild: Deutsche Bundespost, Bundespostministerium
CCC-Urgestein Wernéry, der seit Jahren Ehrenmitglied der Vereinigung ist, steht inzwischen nur noch selten in der ersten Reihe. Bei spektakulären Aktionen der Hacker wie der Enthüllung des Staatstrojaners "O'zapft is" stellen sich die Berliner Informatikerin Constanze Kurz und Club-Sprecher Frank Rieger den Fragen der Öffentlichkeit. Die beiden haben inzwischen auch etliche populäre Bücher zum Thema Datenschutz veröffentlicht. Auf Wernérys Visitenkarte steht dagegen "Cyberveteran".

Dabei kann der Hamburger sich auch heute mächtig darüber aufregen, wie sorglos deutsche Politiker und auch die Bürger im Schatten der NSA-Affäre mit dem Schutz ihrer Daten umgehen. "Das geht heute eigentlich ans Eingemachte und die Leute kapieren es einfach nicht." Für sich persönlich hat Wernéry schon lange Konsequenzen gezogen. "Ich achte seit 1988 sehr auf Datenhygiene und hinterlasse kaum Spuren im Netz", sagt er. Im März 1988 war Wernéry auf der Reise zu einem Datenschutzkongress in Paris festgenommen worden, weil der Konzern Philips ihn nach einer Aktion von Hackern im Nasa-Netzwerk SPANet wegen angeblicher Industriespionage angeklagt sehen wollte. Nach einer Woche in Untersuchungshaft in Frankreich konnte Wernéry dann wieder nach Deutschland zurückkehren. Und die Datenstille hält bis heute an: "Manche nennen mich schon "Offliner", weil ich bei Facebook und Twitter nicht mitmache."

"heute journal" zum BTX-Hack

Seine alte Btx-Teilnehmerkennung hat Wernéry als E-Mail-Adresse über die Zeit hinweg gerettet. Erst vor kurzem wurde er durch eine technische Umstellung bei der Telekom gezwungen, sein Passwort zu ändern. Zum ersten Mal seit fast 30 Jahren. "So viel zu den Sicherheitsstandards in öffentlichen Netzen."

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