Betriebssysteme

Nach Windows XP: Betriebssystem-Alternativen im Überblick

Gewünscht: Geringer Ressourcen-Verbrauch und einfache Bedienung
Von Susanne Kirchhoff

Linux hängt nach wie vor der Ruf nach, nur etwas für fortgeschrittene Nutzer und IT-Experten zu sein, die sich auch auf der Kommandozeile sicher fühlen. Doch die verschiedenen Linux-Distributionen unterscheiden sich recht stark in der Bedienung. Insbesondere Ubuntu und einige darauf basierende Linux-Varianten sind heute genauso leicht zu installieren und zu bedienen wie etwa die Windows-Betriebssysteme. Praktisch: Programme für typische Anwendungen wie ein Web-Browser, E-Mail-Client, Media-Player, Büro-Textverarbeitung, CD/DVD-Brennprogramm usw. werden gleich automatisch mitgeliefert.

Linux Mint 14 MATE Linux Mint 14 MATE
Screenshot: teltarif
Wer nicht sofort umsteigen will, für den gibt es verschiedene Möglichkeiten, ein Linux zu testen. Wer erstmal nur das Look&Feel ausprobieren möchte, kann auf ein sogenanntes Live-System setzen. Dazu lädt der Nutzer das Abbild (ISO-Image) eines boot-fähigen Systems aus dem Netz und brennt es auf eine DVD oder speichert es auf einem USB-Stick. Dann kann er das System quasi "unverbindlich" vom Stick oder der DVD testen, ohne an seinem bestehenden Betriebssystem etwas zu ändern. Wer zwar das Linux auf die Festplatte bringen möchte, sich aber noch nicht ganz von Windows XP trennen will, kann es auch als zusätzliches System installieren und somit ein Dualboot-System anlegen.

Ubuntu

Ubuntu zählt zu den bekanntesten Linux-Distributionen und gilt als besonders geeignet für Linux-Einsteiger, da es auf die Bedienung und Konfiguration per grafischer Benutzeroberfläche ausgelegt ist, automatische Updates und eine recht simple Installation von zusätzlichen Programmen über das Software-Center bietet. Zudem gibt es eine große deutschsprachige Community und umfangreiche Hilfe-Webseiten im Netz wie ubuntuusers.de, so dass der Nutzer bei Problemen schnell Infos zum Thema findet.

Wer Windows XP gewohnt ist, wird wahrscheinlich davon überrascht sein, wie wenig Zeit die Installation des Betriebssystems und der Startvorgang benötigen. Allerdings wird Ubuntu seit der Version 11.04 mit der Desktop-Oberfläche "Unity" von Canonical ausgeliefert, deren Design bei eingefleischten XP-Nutzern vermutlich auf wenig Gegenliebe stoßen wird. Wir stellen daher zwei auf Ubuntu basierende Systeme vor, deren Desktops mehr Ähnlichkeiten zu Windows XP bieten, mit Elementen wie Startmenü, Taskleiste und Desktop-Verknüpfungen, die der Nutzer frei anordnen kann. Zudem bringen sie bei der Installation bereits Programme für viele Standard-Aufgaben sowie häufige Treiber und Multimedia-Codecs mit.

Einen Nachteil gibt es für Nutzer nach dem Umstieg auf Linux allerdings: Windows-Software läuft nicht (ohne besondere Maßnahmen) unter Linux und viele kom­merzielle Hersteller bieten ihre Programme nur für Windows und eventuell noch Mac OS X an. Zwar bietet die Linux-Entwickler-Gemeinde eine Vielzahl von Anwendungen für alle möglichen Aufgaben­bereiche, doch wenn eine spezifische Software notwendig ist, kann der Nutzer in die Röhre schauen. Zudem ist insbesondere das Spiele-Angebot für Linux deutlich kleiner als für Windows und auch Mac.

Klassisches Design: Linux Mint

Linux Mint 14 Cinnamon Linux Mint 14 Cinnamon
Screenshot: teltarif
Verfechter von Linux Mint haben einiges mit überzeugten Windows-XP-Nutzern gemein­sam: Auch sie sind unzufrieden mit der Richtung, in welche die gewohnten Benutzer­oberflächen weiterentwickelt werden. Linux Mint kommt unter anderem mit der Büro-Software LibreOffice, welche Programme für Text­verarbeitung, Tabellen­kalkulation und Präsentation enthält, VLC als Media-Player und Firefox als Web-Browser. Der Nutzer hat die Wahl zwischen zwei verschiedenen Desktop-Varianten namens MATE und Cinnamon, wobei XP-Umsteiger sich vermutlich bei Cinnamon eher zuhause fühlen werden.

Auch zu Linux Mint gibt es eine deutschsprachige Community unter linuxmintusers.de. Die empfohlene Hardware-Ausstattung für das aktuelle Linux Mint 14 (Nadia) liegt bei einem 1-GHz-Prozessor, 1 GB RAM und 10 GB freiem Speicherplatz auf der Festplatte.

Braucht wenig Ressourcen: Lubuntu

Lubuntu Office Screenshot Leichtgewicht für ältere Hardware: Lubuntu
Screenshot: Lubuntu / ubuntu.com
Zuletzt mit Lubuntu noch eine Linux-Variante für Nutzer älterer Hardware, die bisher vor allem durch die höheren Systemanforderungen an einem Betriebssystem-Upgrade gehindert wurden: Wer einen alten PC oder Laptop zumindest noch für Surfen, E-Mails und gelegentliches Briefe-Schreiben fit machen möchte, für den eignet sich eine Linux-Distribution mit abgespeckten Systemanforderungen.

Lubuntu etwa kombiniert Ubuntu als Betriebssystem-Unterbau mit dem LXDE-Desktop [Link entfernt] , der besonders wenig Ressourcen benötigt. Dazu sind auch die weiteren installierten Programme danach ausgewählt, möglichst geringe Anforderungen an die Hardware zu stellen. So ist zur Textverarbeitung Abiword statt LibreOffice dabei und als Web-Browser Chromium, die Linux-Variante von Chrome. Lubuntu ist mittlerweile ein offizielles Derivat von Ubuntu und kann bei automatischen Updates auf die aktuellen Paketquellen von Ubuntu zurückgreifen.

Die Lubuntu-Entwickler geben an, dass das System prinzipiell sogar auf einem Pentium II mit 128 MB RAM lauffähig wäre, garantieren aber nicht, dass dies auch angenehmes Arbeiten bedeutet. Wer seinen Desktop oder PC in den letzten 10 Jahren gekauft hat, ist in der Regel auf der sicheren Seite. Falls der Arbeitsspeicher weniger als 1 GB groß ist, sollte der Nutzer auf diese alternative Installation [Link entfernt] setzen.

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