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Kommt jetzt die App-Flut für Windows 10? (Update: Microsoft-Statement)

Auf der BUILD 2016 hat Microsoft auf seiner Keynote die Chancen für App-Entwicklern unter Windows 10 aufgezeigt. Geht die Rechnung am Ende wirklich auf?
Von Daniel Rottinger

Darauf können sich Nutzer in den nächsten Monaten einstellen Darauf können sich Nutzer in den nächsten Monaten einstellen
Bild: teltarif-Montage/Microsoft
Update vom 1. April: Microsoft hat sich zur Lauffähigkeit von portierten Programme auf Win32/.Net-Basis auf unterschiedlichen Plattformen geäußert. Das Statement ist im Artikel eingepflegt. Update Ende

Auf der BUILD-Konferenz hat Microsoft nicht nur einen Ausblick auf die kommende Sommer-Aktualisierung für Windows 10 (Anniversary Update) gegeben, sondern auch neue Tools für die Entwicklung von Apps gezeigt. Wir gehen auf die Frage ein, wie Entwickler diese Möglichkeiten in den kommenden Monaten konkret für neue Windows-10-Apps nutzen können und wie Anwender davon profitieren.

Darauf können sich Nutzer in den nächsten Monaten einstellen Darauf können sich Nutzer in den nächsten Monaten einstellen
Bild: teltarif-Montage/Microsoft
Microsoft möchte durch die Einführung von "Project Centennial" Hemmnisse bei Entwicklern von Desktop-Anwendungen (Win32- oder .Net-Programmen) abbauen. Laut dem IT-Konzern befinden sich derzeit etwa 16 Millionen Programme auf Win32/.Net-Basis im Umlauf. Über die neue Plattform soll es möglich sein, diese Anwendungen zu sogenannten Modern-Desktop-Apps für Windows 10 zu portieren. Für die Portierung der Programme seien laut Microsoft nur minimalen Anpassungen vorzunehmen. Entwickler sollen dabei vollständig auf die UWP-Entwicklungs­bibliothek zugreifen können und etwa Live-Kacheln, eine Cortana-Anbindung und Benachrichtigen in ihre Anwendung implementieren können. Weiterhin sollen sich die Applikationen über den Windows App Store vertreiben und darüber auch direkt Updates an die Nutzer ausspielen lassen. Ob diese portierten Desktop-Programme allerdings tatsächlich Eins-zu-Eins mit herkömmlichen UWP-Apps vergleichbar sind, ist nicht klar kommuniziert worden. So ist etwa die Frage offen, ob die Apps dann auch wirklich auf allen Windows-10-Geräten bzw. Umgebungen (etwa Continuum for Phones) laufen. Update: Laut dem Microsoft-Technikteam laufen die portierten Programme nur auf Desktop-Geräten mit Windows 10. Smartphones und andere Plattformen (Xbox One etc.) gehen hier also leer aus.

Große Nutzerbasis und neue Tools

Mit der Aussicht, für über 270 Millionen potenzielle Kunden eine App zu entwickeln, möchte der Microsoft die Entwickler für Windows 10 begeistern. Weiterhin gibt der IT-Konzern an, dass man in den letzten Monaten einen 60-prozentigen Zuwachs an Windows-10-Entwicklern verzeichnet habe. Bis heute wäre der App-Store von Windows 10 zudem über 5 Milliarden Mal besucht worden.

Damit App-Entwickler ihre Umsätze durch Werbung innerhalb ihrer Anwendungen steigern können, hat Microsoft zudem bekanntgegeben, dass Programmierer Zugriff auf das "Facebook Audiance Network" erhalten sollen. Dadurch können später auch Facebook-Anzeigen innerhalb von Apps ausgespielt werden - eine weitere Monetarisierungsquelle.

Im Zuge der Keynote hat der IT-Konzern zudem den Startschuss für Visual Studio 2015 Update 2 gegeben, die Entwicklungsumgebung können sich Programmierer direkt von der Herstellerwebseite herunterladen. Weiterhin steht ihnen schon jetzt das SDK (Self Devoloper Kit) für das Anniversary Update zur Verfügung. Insgesamt soll das Sommer-Update über 1000 neue API-Funktionen für Entwickler bringen.

Über das Cross-Plattform-Entwicklungstool Xamarin, welches Microsoft vor wenigen Wochen übernommen hatte, sollen Entwickler neben Apps für Windows 10 (Mobile) auch Android und iOS adressieren können. Im Unterschied zu herkömmlichen Web-Apps, bei denen auf die Integration plattformspezifischer Elemente meist verzichtet werden muss, können Entwickler über Xamarin die jeweiligen APIs der Ökosysteme verwenden. Dadurch lassen sich etwa spezifische Hardware-Komponenten oder Funktionen ansprechen und als Feature in die App integrieren.

Microsofts Office 365 wird zudem in nächster Zeit auch für Drittanbieter geöffnet. So sollen sich Drittanbieter-Apps in die UI einklinken können.

App-Segen bei Windows 10 (Mobile): Geht der Plan auf?

Microsoft hat nun die Karten auf den Tisch gelegt. Jetzt muss sich zeigen, ob die Entwickler darauf anspringen und künftig mehr Applikationen für Windows 10 erscheinen werden. Die Grundvoraussetzungen dafür scheint mit Project Centennial gelegt, auch wenn hier wohl eine Verdrängung der klassischen Win32-Programme noch einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte.

Der Hauptfokus scheint für Microsoft auf den Universal Apps zu liegen und hier dürfte sich auch entscheiden, in welche Richtung sich das Windows-Ökosystem weiterentwickelt. Gerade für den Bereich der Tablets und Smartphones (Windows 10 Mobile) ist es schließlich nicht unerheblich, ob bestimmte Apps zur Verfügung stehen oder nicht. Zwar lassen sich beispielsweise auf Tablets mit Windows 10 auch klassische Desktop-Anwendungen ausführen, doch diese sind meist aufgrund fehlender Touch-Optimierung nur schwer bedienbar.

Diese Features bringt das große Sommer-Update für Windows 10

Die auf den Namen Anniversary Update getaufte Aktualisierung soll im Sommer kostenfrei für alle Nutzer von Windows 10 erscheinen. Unter anderem verspricht Microsoft als eine Neuerung eine erweiterte Integration von Windows Hello und bringt mit Windows Ink eine Plattform für die Touchpen-Eingabe an den Start. Weitere Details haben wir in einer gesonderten Meldung für Sie zusammengestellt. In einem separaten Artikel sind wir zudem darauf eingegangen, wieso viele Features des Sommer-Updates für einen Großteil der Anwender nicht wirklich nützlich sind.

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