Alte PC-Software

Support-Ende für Windows 8.1: So gelingt der Umstieg

Wer noch mit Windows 7, Windows  8 oder Windows 8.1 unter­wegs ist, sollte schleu­nigst auf Windows 10 oder auch Linux upgraden.
Von mit Material von dpa

Vielen privaten und beruf­lichen Compu­ter­nut­zern fällt der Abschied von gewohnten, aber veral­teten Betriebs­sys­temen immer schwer. Ein neues Betriebs­system stellt neue Anfor­derungen an Mensch und Maschine. Laufen die gewohnten, viel­leicht teuer gekauften Anwen­dungen noch? Ist die Bedie­nung des Compu­ters die gleiche? Hält die eigene Computer-Hard­ware den Anfor­derungen des neuen Betriebs­sys­tems stand?

In etwa einer Woche läuft der Support für Windows 8.1 offi­ziell aus. Das bedeutet, es gibt danach keine Updates mehr. Damit steigt die "Zahl der unsi­cheren PCs" in Deutsch­land spürbar an.

In Deutsch­land sind in abseh­barer Zeit knapp drei Millionen "unsi­chere Windows PCs" unter­wegs. Darauf hat Thorsten Urbanski vom Sicher­heits­unter­nehmen ESET hinge­wiesen. Windows 8 mit seinen Kacheln kam bei den Anwendern nie gut an, schnell wurde Windows 8.1 nachgelegt. Jetzt ist für beide Schluss Windows 8 mit seinen Kacheln kam bei den Anwendern nie gut an, schnell wurde Windows 8.1 nachgelegt. Jetzt ist für beide Schluss
Foto: Picture Alliance / dpa
Auf etwa 1,7 Millionen Rech­nern läuft immer noch das seit Jahren veral­tete Micro­soft-Betriebs­system Windows 7. Rund eine Million Rechner haben demnach noch das System Windows 8.1 instal­liert, für das am 10. Januar der tech­nische Support durch Micro­soft ausläuft. Damit werden Sicher­heits­lücken in Windows 8.1 nicht mehr geschlossen, sprich es gibt keine Updates mehr. Windows 8.1 war ein Update von Windows 8, das wegen seiner Kachel-Optik bei vielen Anwen­dern schnell in Ungnade gefallen war.

Tickende Zeit­bomben

"Die unsi­cheren Windows-Computer sind tickende Zeit­bomben", erklärte Urbanski der Deut­schen Presse-Agentur (dpa) weiter. Für Cyber­kri­minelle seien solche Rechner einfach zu atta­ckie­rende Ziele. "Eine bekannte und nicht geschlos­sene Sicher­heits­lücke genügt - und die Computer sind schlimms­ten­falls offen wie ein Scheu­nentor." Dennoch unter­schätzten weiterhin viele Anwen­derinnen und Anwender das Sicher­heits­risiko einer veral­teten Windows-Version.

Urbanski zeigte wenig Verständnis für die Nutzung veral­teter Systeme durch private Anwender oder Nutzer in Firmen, Behörden oder Orga­nisa­tionen. "Gerade Betriebs­system-Dino­sau­rier wie Windows 7, deren Support-Ende bereits mehrere Jahre zurück­liegen, sollten endgültig in Rente geschickt werden", forderte der Experte. Das gleiche gelte ab dem 10. Januar 2023 für Windows 8.1. Denn auch hier ende der Support und es werde für Privat­anwender keine kosten­losen Sicher­heits­updates mehr geben. "Ich rate drin­gend zum Wechsel auf aktu­elle Windows-Versionen", sagte Urbanski.

Einfa­ches Update möglich

Das Ende von Windows 7 und 8.1 ist nicht ganz so drama­tisch wie es zunächst aussieht. Micro­soft bietet einen Update-Assis­tenten an, den man unter Windows 7 oder 8.1 einfach startet. Wenn alles glatt läuft, verwan­delt sich nach einer gewissen Zeit (je nach Alter und verbauter Hard­ware können das auch einmal zwei bis vier Stunden sein) der eigene Computer in ein Windows-10-System.

Vorher: Backup aller Daten

Bevor man mit diesem Upgrade-Prozess beginnt, ist eine Kopie aller wich­tigen Daten drin­gend zu empfehlen, also die Ordner mit Bildern, Doku­menten und even­tuell auch Down­loads auf einer externen Fest­platte oder notfalls einem ausrei­chend großen USB-Stick zu sichern.

Welche Windows-Version ist aktuell?

Sind alle Updates einge­spielt: Die aktu­elle Version von Windows 10 (22H2) bei Redak­tions­schluss dieses Arti­kels hatte die Versi­ons­nummer 19045.2364. (Zu finden durch Windows-Taste+R und dann "winver" eingeben und Return drücken.)

Beim Upgrade von Windows 7 oder 8.1 wird die bestehende Lizenz auto­matisch über­nommen (ist meist noch zusätz­lich auf einem Aufkleber am oder unter dem Computer zu finden), d.h. der Anwender hat dann eine legale Version von Windows 10. Je nach Art der ursprüng­lichen Lizenz von Windows 7 oder 8.1 erhält der Anwender eine Windows-10-Home oder Windows-10-Pro Version aufge­spielt.

Ist eine ältere Instal­lation "stark verbogen", kann das Update fehl­schlagen. Es kann dann notwendig werden, Windows 10 frisch zu instal­lieren. Die entspre­chenden Instal­lati­ons­dateien können im ISO-Format (für eine DVD) oder für einen start­baren USB-Stick (16 GB Kapa­zität oder größer) bei Micro­soft geladen werden.

32 oder 64 Bit?

Sollte der alte Rechner noch mit einer 32-Bit-Version instal­liert worden sein, wäre zu prüfen, ob der Prozessor nicht auch 64-Bit-Soft­ware beherrscht. Falls nein, ist die Neuan­schaf­fung eines Compu­ters in Betracht zu ziehen.

Ein Upgrade von 32 auf 64 Bit ist leider nicht ganz trivial, da das System komplett neu instal­liert werden muss. Dabei werden in der Regel die alten Daten nicht gelöscht, die Programme und Einstel­lungen sind aber nicht mehr nutzbar. Bei älterer Hard­ware kann es auch sein, dass spezi­elle Treiber benö­tigt werden, die in der alten Instal­lation noch vorhanden sind.

Umstieg von Windows 10 auf 11?

Der Umstieg von Windows 10 auf Windows 11 wird beim Update ange­boten, wenn Micro­soft der Ansicht ist, dass der verwen­dete Computer gewisse Anfor­derungen erfüllt. Mit einigen Tricks, die erfah­rene Compu­ter­anwender im Internet finden, kann Windows 11 auch auf "älteren" nicht kompa­tiblen Systemen instal­liert werden. Das sollte man aber nur tun, wenn man sich ein wenig auskennt, notfalls ein Reserve-System und ein gutes Backup hat.

Bei Windows 7 oder 8.1 bleiben?

Wer seinen Computer mit Windows 7 oder 8.1 privat nutzt und aus trif­tigen Gründen (spezi­elle Soft­ware, zu altes System) nicht upgraden kann oder will, sollte dennoch schauen, einen aktu­ellen Viren­schutz eines Dritt­anbie­ters zu instal­lieren beispiels­weise von ESET (kosten­pflichtig). Vor kosten­loser Anti­virus-Soft­ware von Dritt­anbie­tern muss leider gewarnt werden: Hier nerven Popups, und die Auffor­derung irgend­welche nutz­losen Zusatz­tools zu instal­lieren. Allzuoft werden Schäd­linge nicht erkannt.

Ferner sollte die im Alltag verwen­dete Soft­ware so gut es geht, aktuell gehalten werden. Auch beim Inter­net­browser sollte ein aktu­elles Modell, wie Firefox oder Google Chrome verwendet werden, wofür es noch Updates gibt. Der Internet Explorer ist in jeder Form völlig veraltet und nicht mehr sicher. Wenn Sie gar kriti­sche Anwen­dungen wie Online-Banking oder Fern-Zugriff auf Firmen-Rechner-Systeme über ihren PC machen möchten oder müssen, ist ein Upgrade drin­gend zu empfehlen.

Gene­rell gilt, bei E-Mails auf keine Links von unbe­kannten Quellen zu klicken, möglichst wenig unbe­kannte Soft­ware aus dem Netz zu laden und zu instal­lieren und keine "selt­samen" Webseiten für "kosten­lose Soft­ware" oder "Erwach­senen­unter­hal­tung" zu besu­chen.

Beruf­liche Nutzung? Update!

Im beruf­lichen oder Firmen-Umfeld ist ein Update von 7 oder 8.1 auf Windows 10 (oder viel­leicht sogar Windows 11) unbe­dingt notwendig. Das wird zwar bei den Kosten­rech­nern des Unter­neh­mens sicher nicht gut ankommen, weil vermut­lich neue Hard­ware notwendig wird und der Arbeits­ablauf für einige Tage "gestört" sein könnte, bis alle Systeme wieder laufen und das Personal einge­wiesen oder geschult ist.

Bei Firmen-Admins stößt außerdem auf, dass heutige Soft­ware allzuoft in der "Cloud" arbeiten will oder muss. Sie befürchten, sich fest an einen Anbieter zu "ketten", weil man aus der Cloud später kaum noch heraus kommt. Cloud-Anwen­dungen sind vielen erfah­renen Computer-Admins bis heute "unheim­lich", weil sie befürchten, die Kontrolle über ihre Daten und Anwen­dungen zu verlieren.

Regel­mäßige Updates werden gerne unter­lassen oder verzö­gert, weil die Gefahr besteht, dass gewohnte Funk­tionen nicht mehr oder anders, als gedacht laufen oder mit dem Update neue Probleme mit spezi­eller Unter­neh­mens­soft­ware auftreten könnten. Doch die Cyber-Angreifer warten genau auf solche Gele­gen­heiten.

Gibt es Alter­nativen?

Wenn der Frust mit Windows zu groß ist oder eine neue Hard­ware nicht im Budget drin ist: Ein Umstieg auf eine (kosten­lose) Linux-Version (z.B. LinuxMint) könnte eine Alter­native sein.

Mit einem Dual­boot kann man zwischen beiden Welten in Ruhe verglei­chen. Die XFCE-Edition läuft auch auf beson­ders "lang­samen" Systemen recht ordent­lich.

Der Nach-Nach­folger Windows 11 hat kürz­lich einige Verbes­serungen erfahren.

Mehr zum Thema Windows 11