Vorstellung

Vantage Towers: TowerCo als neutraler Netz-Gastgeber

Bei "Connected Germany" in Mainz stellte Vivek Badri­nath, Chef von Vantage Towers, der Sende­turm­gesell­schaft in der Voda­fone Group, das Unter­nehmen und die Ziele vor.
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Vivek Badrinath stellte sein Unternehmen bei Germany Connect vor. Vivek Badrinath stellte sein Unternehmen bei Germany Connect vor.
Foto. Vantage Towers
Das "TowerCo-Modell" sei in Europa noch relativ neu, stellte Badri­nath anläss­lich der "Connected Germany" in Mainz zur Begrü­ßung fest. Vantage Towers baut und betreibt passive Infra­struktur (Türme aus Beton oder Stahl ohne aktive Sender­technik oder Antennen) und vermietet sie an Funk­netz­betreiber. Im Port­folio sind „boden- und dach­gestützte“ Türme, verteilte Anten­nen­sys­teme und kleine Zellen. Vantage Towers ist eine selb­stän­dige Akti­enge­sell­schaft, deren Aktien zu etwa 80 Prozent der Voda­fone Group gehören und welche die bishe­rigen Sende­türme und Stand­orte von Voda­fone verwaltet und betreut.

Die gemein­same Nutzung der Infra­struktur ist das Herz­stück des Geschäfts. Vantage Towers sieht sich als „neutraler Gast­geber“, der so viele Mieter wie möglich für seine Stand­orte gewinnen möchte.

Gemein­same Nutzung

Vivek Badrinath stellte sein Unternehmen bei Germany Connect vor. Vivek Badrinath stellte sein Unternehmen bei Germany Connect vor.
Foto. Vantage Towers
Gemein­same Nutzung der Infra­struktur senke den Inves­titi­ons­bedarf und beschleu­nige den Breit­band­ausbau. Vantage Towers hat 82.000 Stand­orte in 10 euro­päi­schen Ländern. Der Börsen­gang erfolgte im Jahr 2021, Haupt­sitz des an der Frank­furter Börse notierten Unter­neh­mens ist Düssel­dorf, und Deutsch­land der wich­tigste Markt.

5G in über 60 Ländern

Der Fran­zose Vivek Badri­nath, der auch Träger des Ordens der fran­zösi­schen Ehren­legion ist, erin­nerte daran, dass kommer­zielle 5G-Dienste bereits in über 60 Ländern welt­weit einge­setzt werden. Deutsch­land habe sich sehr früh dafür entschieden, ein 5G-"Leit­markt" zu werden, das trage jetzt Früchte: Ende 2021 sei mehr als die Hälfte der Fläche mit 5G durch mindes­tens einen Anbieter abge­deckt, das sei „viel besser als in den meisten anderen euro­päi­schen Ländern“. Nach den Plänen der Betreiber soll „fast die gesamte Bevöl­kerung“ bis Ende 2025 abge­deckt sein.

Der 5G-Ausbau erfolge mit hoher Geschwin­dig­keit - was er auf die Turm­gesell­schaften und die Mobil­funk­indus­trie zurück­führt. Die Bundes­netz­agentur habe früh­zeitig Frequenzen bereit­gestellt. Der Aufwand werde sich lohnen: 5G habe das Poten­zial, bis zum Jahr 2030 etwa 65 Milli­arden Dollar zum deut­schen Brut­toin­lands­pro­dukt beizu­tragen. Leider gebe es für Deutsch­land keine passenden Zahlen, aber in den USA wird geschätzt, dass 5G zwischen 2021 und 2025 bis zu 16 Millionen Arbeits­plätze schaffen werde.

Zwar sei 5G ist in erster Linie eine Tech­nologie für Unter­nehmen („B2B“), löse aber Multi­pli­kator­effekte aus, die in jeder Branche wie Ferti­gung, Gesund­heit, Echt­zeit­anwen­dungen in Kran­ken­häu­sern usw.) spürbar sein werden.

5G sei Voraus­set­zung für die Digi­tali­sie­rung des deut­schen Schie­nen­netzes. So könnten mehr Züge auf den Gleisen fahren. 5G unter­stütze auto­matisch fahrende Züge, essen­ziell für die Verkehrs­wende und das Ziel, bis 2045 klima­neu­tral zu werden. Intel­ligente und präzise Land­wirt­schaft durch vernetzte Maschinen revo­lutio­niere die Land­wirt­schaft. Sie könne nach­hal­tiger werden und sich an den Klima­wandel anpassen.

Badri­nath ist sich durchaus bewusst, dass noch viel getan werden muss, damit Bürger und die Indus­trie in Deutsch­land die Vorteile von 5G voll ausschöpfen können

5G versorgt 62 Prozent in Europa - in Südkorea 94 Prozent

Er gab den Dele­gierten ein paar Zahlen mit: Der Anteil der mit 5G versorgten euro­päi­schen Bürger habe sich in Europa von 30 Prozent (2020) auf 62 Prozent (2021) verdop­pelt. In den USA liege die Bevöl­kerungs­abde­ckung mit 5G jedoch bei 93 Prozent und in Südkorea bei fast 94 Prozent.

5G mache in Europa nur 2,8 Prozent aller Mobil­funk­ver­bin­dungen aus, vergli­chen mit 13,4 Prozent in den USA und 29,3 Prozent in Südkorea.

Ende 2021 waren in China bereits 1,43 Millionen 5G-Basis­sta­tionen in der Luft, für 2024 sollen es sechs Millionen werden.

Neutraler 5G-Gast­geber

Vantage Towers sieht sich als neutraler 5G-Gast­geber, der 5G in Deutsch­land und Europa möglich mache. In Deutsch­land entwi­ckele sich 5G rasant, am wich­tigsten sei die Infra­struktur. Das sei das Thema für sein Unter­nehmen, das Kapital beschaffen könne, um Infra­struktur zu bauen.

Und da hat er einiges vor: Bis 2026 will Vantage Towers zu den bereits rund aktiven 20.000 Stand­orten 5500 weitere hinzu­fügen mit dem Schwer­punkt in weißen Flecken (wo es noch nichts gibt) und auch zur Verdich­tung bestehender Netze.

Koope­ration mit 1&1

Badri­nath erwähnte die Koope­ration mit 1&1, die dem vierten Netz­betreiber Zugriff auf mehrere Tausend bereits bestehenden Mobil­funk­stand­orte und weitere neue Stand­orte erlaube.

Um die Umwelt­ver­träg­lich­keit (Strah­len­belas­tung, EMF) zu gewähr­leisten, müsse die Indus­trie zusam­men­arbeiten, was nicht nur ökono­misch, sondern auch ökolo­gisch sei und den Ausbau beschleu­nige.

Neben 1&1 stellt Vantage Towers seine Stand­orte auch dem Infra­struktur-Funk­netz von 450connect zur Verfü­gung und habe auch maßge­schnei­derte Lösungen für 5G-Campus- oder Indoor-Netz­werke.

Noch viel zu tun

Der Franzose Vivek Badrinath ist Träger des Ordens der französischen  Ehrenlegion und von Vodafone zur Vantage Towers Aktiengesellschaft gewechselt. Der Franzose Vivek Badrinath ist Träger des Ordens der französischen Ehrenlegion und von Vodafone zur Vantage Towers Aktiengesellschaft gewechselt.
Foto: Vantage Towers
Für Badri­nath ist klar, dass Deutsch­land und Europa mehr tun müssen, um die Lücken zu schließen, insbe­son­dere auf den Verkehrs­wegen (Straße, Schiene) und gerade im länd­lichen Raum.

Er warb für die gemein­same Nutzung von Infra­struktur, auch die gemein­same Nutzung von aktiver Ausrüs­tung (Sender, Antennen), hier sei ein neutraler „Gast­geber“ (also eine Turm­gesell­schaft) ideal.

Lob der Politik

Badri­nath lobte die Gigabit-Stra­tegie des Digi­tal­minis­ters Wissing. Das Ziel sei klar: Bis 2030 solle 5G überall verfügbar sein, wo Menschen leben, arbeiten oder reisen.

Er empfahl dem Minister, die Geneh­migungs­ver­fahren zu beschleu­nigen und nannte die Tesla Gigafac­tory ein leuch­tendes Beispiel. In Portugal sei ein Sende-Turm in 30 Tagen geneh­migt, in Deutsch­land brauche man derzeit „tausend Geneh­migungen“. An Bahn­stre­cken müsse die Versor­gung verbes­sert werden. Mit den derzei­tigen Versor­gungs­ver­pflich­tungen könnten nicht alle Haus­halte per Kupfer oder Glas­faser im Boden erreicht werden. Mobil­funk könnte die weißen Flecken versorgen.

Vantage Towers sei bereit, seine Rolle zu spielen: "Gemeinsam bringen wir ein nach­haltig vernetztes Europa voran“.

Bei der glei­chen Veran­stal­tung gab BNetzA-Vize­prä­sident Esch­weiler ein Update zur Frequenz­ver­gabe.

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