Wettbewerber

Hoffnung und Skepsis zugleich: Wettbewerber zum Telekom-Wholebuy

Die Wettbewerber sehen gleichzeitig einen Paradigmen-Wechsel, bleiben aber argwöhnisch: Meint die Telekom es wirklich ernst mit ihrer Ankündigung, mehr kooperieren zu wollen?
Von Thorsten Neuhetzki

Einfach nur Stecker stecken, statt Leitungen zu ziehen - Kooperationen würden vieles vereinfachen. Einfach nur Stecker stecken, statt Leitungen zu ziehen - Kooperationen würden vieles vereinfachen.
Foto: dpa
"Paradigmenwechsel", "Strategiewechsel" und ein "gutes Signal für den Glasfaserausbau" - mit diesen Worten begrüßen die Lobbyverbände der Wettbewerber die Ankündigung der Telekom, bei Wettbewerbern einkaufen zu wollen. Was als Test unbemerkt begann, ist seit dieser Woche öffentlich: Erstmals kauft die Telekom bei einem Wettbewerber in größerem Stil Leitungen ein statt eigene Leitungen zu erreichten. Von "gewinnbringender Kooperation statt fruchtlosem Doppelausbau" spricht beispielsweise Breko-Chef Dr. Stephan Albers. Bemerkenswert ist: Die drei Verbände äußern sich getrennt voneinander. Jeder Verband hat eine andere Ausrichtung. Zu anderen Gelegenheiten - nämlich meist wenn es um Ärger mit der Telekom ging - taten sich die Verbände auch gerne zusammen und verschickten gemeinsame Pressemitteilungen.

Beim Buglas, der als einziger der drei Verbände als Bundesverband Glasfaser das Wort Glasfaser im Namen führt, begrüßt man die Ankündigungen, nun verstärkt mit den Infrastrukturwettbewerbern kooperieren zu wollen. "Kooperationsmodelle, sei es bei der Zusammenarbeit eines Telekommunikationsunternehmens mit einem Energieversorger, kommunalen Unternehmen oder Eigenbetrieb, sei es beim Einkauf von Vorleistungen, bringen allen Beteiligten erhebliche Vorteile", sagt Geschäftsführer Wolfgang Heer. Als Beispiel führt er wilhelm.tel an, wo 1&1 und Telefónica-Vor­leistungs­produkte einkaufen. "Wilhelm.tel erhöht damit seine Netzauslastung und verbessert die Refinanzierung der eigenen Netzinvestitionen, 1&1 wie Telefónica können ihren Kunden bessere Leistungen anbieten und die Endkunden erhalten die bestmöglichen Produkte und Angebotsvielfalt." Dem pflichtet auch Albers bei: "Mit einer verbesserten Auslastung der von den alternativen Netzbetreibern gebauten Glasfasernetze können Bürger und Unternehmen von einem beschleunigten Glasfaserausbau profitieren, anstatt diesen durch Doppelausbau unnötig zu erschweren." Viele der Buglas-Unternehmen würden ebenfalls Zugänge zu ihrem Netz anbieten. "Natürlich auch der Telekom, wenn sie den Paradigmenwechsel zum Wholebuy hin denn vollzieht." Die Telekom sei herzlich eingeladen, die im Markt bestehenden Potenziale der Zusammenarbeit auszuschöpfen und ihren Ankündigungen weitere Taten folgen zu lassen.

Folgen den Ankündigungen auch Taten?

Einfach nur Stecker stecken, statt Leitungen zu ziehen - Kooperationen würden vieles vereinfachen. Einfach nur Stecker stecken, statt Leitungen zu ziehen - Kooperationen würden vieles vereinfachen.
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"Viele Themen könnten gemeinsam sehr viel sinnvoller angegangen werden als durch Versuche, neue Monopole zu schaffen", sagt VATM-Chef Jürgen Grützner wohl auch in Anspielung auf den Ausbau des HVt-Nahbereiches mit Vectoring. "Die gemeinsame Nutzung einer teuren Infrastruktur kann deutliche Impulse gerade für den eigenwirtschaftlichen Ausbau setzen und so helfen, den Einsatz von Steuergeldern zu minimieren." Wenn die Telekom künftig Netze der Mitbewerber anbietet statt sie "strategisch mit VDSL-Vectoring " zu überbauen, "wäre das ein wichtiger und längst überfälliger Schritt". Allerdings: Zumindest die aktuelle Kooperation mit innogy sieht zumindest keinen Ausschluss des Überbaus oder des Verzichts auf Ausbau des HVT-Nahbereiches vor.

Der VATM werde nun genau beobachten, ob den Worten auch Taten folgen oder "ob die Ankündigungen nur dem massiven politischen Druck geschuldet sind, den strategischen Überbau insbesondere zahlreicher kommunaler Glasfaser­ausbau­projekte zu unterlassen". Kurz vor der Bekanntgabe der Telekom, dass sie den bisherigen Wettbewerber-Vertreter Johannes Pruchnow als neuen Vorstandsbeauftragten für Breitbandkooperation verpflichtet, hatte Thomas Jarzombek, Sprecher der CDU/CSU Bundestagsfraktion für Digitale Agenda, es noch als "eine Schweinerei, was die Telekom teilweise macht", bezeichnet.

Breko will sich mit Pruchnow zusammensetzen

Auch Breko-Geschäftsführer Albers setzt nun auf ernsthafte Gespräche mit der Deutschen Telekom und unterstreicht den Willen zur produktiven Zusammenarbeit: "Die neue Telefonnummer von Johannes Pruchnow ist bei uns heiß begehrt." Das Interesse vieler Netzbetreiber an einer möglichen Kooperation zugunsten aller Beteiligten Sei groß. "Das hat uns dazu bewogen, Johannes Pruchnow zur Vorstandsklausur des Breko Anfang Februar in Bonn einzuladen, um ihm die Möglichkeit zu geben, den Wholebuy-Ansatz der Telekom ausführlich vorzustellen und mit uns zu diskutieren", sagte Albers und bestätigte damit Informationen von teltarif.de, dass Pruchnow sich mit dem Verband, dessen Vizepräsident er einst war, zusammensetzen wird.

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