Streaming

Amazon baut internationales Streaming-Geschäft aus

Amazon inves­tiert weiter in das inter­natio­nale Strea­ming-Geschäft. Mit Kelly Day holt der US-Konzern nun hoch­karä­tige Unter­stüt­zung von Mitbe­werber ViacomCBS an Bord. Auch ein Start von IMDb TV rückt näher.
Von Björn König

Foto: Brooke Alexander ViacomCBS-Managerin Kelly Day soll Amazons Streaming-Geschäft ausbauen
Foto: Brooke Alexander
Strea­ming spielt für Amazon eine immer größere Rolle. Der Strea­ming-Dienst Prime Video ist fester Bestand­teil im Geschäfts­modell des Konzerns, auf inter­natio­naler Ebene stellt sich Amazon nun mit einer wich­tigen Perso­nalie neu auf. Auch der werbe­finan­zierte Amazon-Streamer IMDb TV könnte schon bald in Europa eine wesent­lich größere Rolle spielen.

Amazon holt Kelly Day

Foto: Brooke Alexander ViacomCBS-Managerin Kelly Day soll Amazons Streaming-Geschäft ausbauen
Foto: Brooke Alexander
Laut aktu­ellen Medi­enbe­richten wird ViacomCBS-Execu­tive Kelly Day künftig das inter­natio­nale Strea­ming-Geschäft von Amazon verant­worten. Die Topma­nagerin über­nimmt bei Amazon ab Januar die Funk­tion Vice Presi­dent Prime Video Inter­national und berichtet direkt an Mike Hopkins, Senior Vice Presi­dent Prime Video & Amazon Studios. Kelly Day ist somit bei Amazon künftig insbe­son­dere für die Content-Stra­tegie sowie die Weiter­ent­wick­lung der Prime Video Chan­nels zuständig.

Bei ViacomCBS war Day bislang Presi­dent of Strea­ming für ViacomCBS Networks Inter­national sowie zwei Jahre Präsi­dentin von Viacom Digital Studios. Day sei "eine versierte Führungs­kraft im inter­natio­nalen Strea­ming-Bereich", schrieb Hopkins in einem Memo an Amazon-Mitar­beiter. "Ihre Erkennt­nisse und ihr Fach­wissen über die Zukunft des Fern­sehens, die Entwick­lung von Online-Geschäfts­modellen und Disrup­tion tradi­tio­neller Unter­nehmen durch neue Tech­nolo­gien werden uns helfen, der Unter­hal­tungs­kno­ten­punkt Nummer eins für unsere Kunden zu sein."

Neben dem Ausbau von Prime Video arbeitet Amazon offenbar auch an einem euro­päi­schen Ausbau seines Gratis-Strea­mers IMDb TV. In Deutsch­land tauchte die App bereits zeit­weise auf den haus­eigenen Fire HD-Tablets auf.

Bei Strea­ming unter Druck

Mit einem stär­keren Fokus auf das inter­natio­nale Strea­ming-Geschäft reagiert Amazon offenbar auf wegbre­chende Markt­anteile. In Deutsch­land hatte vor allem Netflix in jüngster Zeit mehr Abon­nenten gewonnen und macht Prime Video den Spit­zen­platz streitig. Ein weiteres Problem ist, dass der Anteil hoch­wer­tiger Origi­nals bei Prime Video immer noch vergleichs­weise gering ist, darüber hinaus gilt die Zukunft von Lizenz­inhalten vor allem mit Blick auf ViacomCBS-Content wie der Star Trek-Ableger "Picard" mehr als unsi­cher.

Um seine Posi­tion zu halten, hat Amazon auch in weniger wett­bewerbs­inten­sive, non-fiktio­nale Inhalte inves­tiert. Zu nennen wären hier vor allem Fußball­über­tra­gungen. Live-Sport gilt allge­mein nicht als Schwer­punkt von SVoD-Diensten. Hier konkur­riert Amazon in Deutsch­land fast ausschließ­lich mit DAZN, darüber hinaus findet sich entspre­chender Content haupt­säch­lich im linearen Fern­sehen, beispiels­weise bei Sky Deutsch­land.

Lohnen sich die Inves­titionen?

Bislang war die Devise, dass Amazon im Gegen­satz zu seinen Wett­bewer­bern nicht auf das "Return on Invest­ment" aus Strea­ming ange­wiesen ist. Der Dienst galt als Zusatz­angebot für Prime-Kunden und Amazon dürfte seinen Service zu einem nicht uner­heb­lichen Teil aus anderen Geschäfts­berei­chen quer­finan­ziert haben. Das ist ein erheb­licher Unter­schied zu Mitbe­wer­bern wie Netflix, bei denen Strea­ming Kern des Geschäfts­modells sind.

Amazon könnte seine bestehende Markt­macht nutzen, um sein eigenes SVoD-Produkt mit Dumping­preisen und hoch­wertig produ­zierten Inhalten weiter in den Markt zu drücken und damit Wett­bewer­bern das Wasser abzu­graben. Aus kartell­recht­licher Perspek­tive gab es jedoch an einem solchen Vorhaben immer wieder Kritik. So kursieren bereits wett­bewerbs­recht­liche Forde­rungen, den Strea­ming-Dienst aus der Prime-Mitglied­schaft heraus­zulösen.

Über die Pläne von Prime Video in Deutsch­land spra­chen wir in einem Inter­view mit Geschäfts­führer Dr. Chris­toph Schneider.

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