Getestet: Radio-Apps für Amazon Echo
Amazon Echo ersetzt zunehmend das Radio
Foto: Amazon
Eine der beliebtesten Funktionen des Amazon Echo ist nach wie vor Radio hören. Als Standard nutzen die smarten Lautsprecher den Radio-Aggregator TuneIn. Doch kann der Dienst wirklich überzeugen oder gibt es bessere Möglichkeiten, den eigenen Lieblingssender via Smart Speaker zu genießen?
Wir haben die verschiedenen Alternativen ausprobiert und ziehen ein Fazit.
TuneIn
Amazon Echo ersetzt zunehmend das Radio
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Als Standardservice ist TuneIn auf dem Amazon Echo voreingestellt. Der Dienst bietet kostenlosen Zugang zu einem Großteil aller internationalen Radiosender, darunter auch den öffentlich-rechtlichen und privaten Radiosendern aus Deutschland. Nutzt man den Dienst beispielsweise über ein Android-Smartphone, kann man zwischen einer kostenlosen Basis- sowie der kostenpflichtigen Premium-Variante wählen. Diese Unterscheidung gibt es allerdings für den Echo-Skill nicht.
Größter Vorteil von TuneIn ist die einfache Sprachsteuerung auf dem Smart Speaker. Hierzu genügt beispielsweise das Kommando: "Alexa, spiele WDR2", um ins Live-Programm zu springen. Das funktioniert aber üblicherweise nur mit dem integrierten Standard-Service oder eigenen Sender-Skills. Benutzt man ein alternatives Radioverzeichnis, muss man neben dem Sender auch den Skill selbst per Sprachbefehl öffnen. In der Praxis zeigte TuneIn aber bei den verfügbaren Sendern seine Schwächen, beispielsweise fand der Skill das Hamburger Urban Music Radio "Peli One" nicht.
Radioplayer Deutschland
Der Radioplayer ist ein Verzeichnis mit öffentlich-rechtlichen sowie privaten Radiosendern aus Deutschland. Programme aus dem Ausland sind hier überhaupt nicht verfügbar, was sicherlich gegenüber anderen Skills bzw. Apps durchaus als Nachteil gewertet werden kann. Darüber hinaus zeigten sich auch Lücken bei den in Deutschland verfügbaren Sendern. So fanden wir beispielsweise Programme wie "Star Sat Radio" oder den "Nora 80er Webstream" nicht. Und auch beim oben genannten Sender "Peli One" musste der Radioplayer Deutschland zumindest bei unserer Anfrage passen.
Auf dem Amazon Echo funktionierte der Skill in der Regel gut, allerdings gab es auch gelegentlich Verständnisprobleme und es wurde der falsche Sender geöffnet. Möglicherweise gibt es hier noch Probleme mit der Spracherkennung, welche durch eines der kommenden Updates behoben wird. Auch wenn der Radioplayer selbst kein internationales Angebot enthält, steht er zumindest auch in anderen Ländern als Angebot zur Verfügung. Eine Übersicht findet sich unter www.radioplayer.org.
Radio.de
Der Skill von Radio.de kann vor allem in Sachen Senderauswahl besonders überzeugen. Das internationale Angebot ist umfangreich und es gibt sogar den einen oder anderen Sender, welchen man bei den Mitbewerbern nicht findet. Allerdings ist der Skill vorübergehend nicht als Neuinstallation für Echo-Lautsprecher im Store verfügbar. Ein großer Vorteil von Radio.de ist in jedem Falle das große Podcast-Angebot, hinter dem sich das Redaktionsnetzwerk Deutschland bzw. die Radio.net-Mutter Madsack Mediengruppe verbirgt. Dabei sind laut Anbieter über eine Million Podcasts verfügbar.
Interessant wird sein, wie Radio.net speziell die Podcasts in den Echo-Skill integriert. Sollte sich hier eine komfortable Lösung finden, wäre es eine ernsthafte Konkurrenz zum eigenen Podcast-Service, den Amazon vor kurzer Zeit gelauncht hat. Insgesamt machte der Radio.de-Skill auf Alexa im Hinblick auf Programmauswahl und Bedienung den "rundesten" Eindruck, jedoch wirkte vor allem die "Verabschiedung" beim Schließen des Skills überflüssig. Auch zeigten sich gelegentlich wie auch beim Radioplayer Verständnisprobleme.
ARD Audiothek
Wer ausschließlich die Angebote der öffentlich-rechtlichen Radiosender nutzt, ist mit der ARD-Audiothek gut beraten. Ein großer Vorteil beim Alexa-Skill ist hier, dass das Angebot als Standardskill für die öffentlich-rechtlichen Sender eingebunden wird. Beim Kommando "Alexa, spiele WDR2" wird dann der Sender über die Audiothek anstatt TuneIn aufgerufen, sofern der entsprechende Skill installiert ist. Das funktionierte in unserem Test aber nicht bei allen Sendern.
Beispielsweise wurde WDR4 nach wie vor über TuneIn geöffnet, obwohl die Audiothek installiert war. Dieser Fehler besteht nach unseren Erfahrungen übrigens schon länger und wurde trotz mehrerer Skill-Updates nicht behoben. Zudem funktionierte der Aufruf über die Audiothek ebenfalls nicht, wenn ein eigener Sender-Skill (z.B. von SWR3) installiert ist. Auch diese Lösung ist nicht optimal, hier sollten es aus unserer Sicht für alle öffentlich-rechtlichen Radiosender eine gemeinsame Lösung geben, wobei die Audiothek auch mit Blick auf dort verfügbare Podcasts die bessere Lösung ist.
Fazit
Was ist nun das beste Radioverzeichnis auf dem Echo-Lautsprecher? Die Antwort ist wie immer eine Frage der Bedürfnisse. Radio.de hinterließ im Hinblick auf eine sehr umfangreiche Senderauswahl den besten Gesamteindruck, ist jedoch wie gesagt aktuell nicht als Neuinstallation verfügbar. Alternativ bleibt hier nach wie vor nur TuneIn. Wer ausschließlich Radiosender aus Deutschland hören möchte, greift zum Radioplayer. Hier gibt es neben den öffentlich-rechtlichen Radiosendern auch eine große Auswahl an privaten Stationen.
Die ARD-Audiothek ist für öffentlich-rechtliche Sender prinzipiell am einfachsten zu bedienen. Dass sie beim Standardkommando "Spiele Sender xy" den entsprechenden Stream öffnet, bringt jedoch in Sachen Sendervielfalt keinen Vorteil gegenüber anderen Skills der privaten Anbieter bzw. Radioverzeichnisse. Im Zweifel bieten einzelne Sender auch eigene Skills mit einem größeren Funktionsumfang an. Da dies jedoch nicht auf alle Sender zutrifft, kommt man wohl nicht um ein Radioverzeichnis auf dem Echo-Lautsprecher herum.
In einem Interview sprachen wir mit Geschäftsführerin Caroline Grazé über das Angebot von Radioplayer Deutschland.