Pay-TV

Comcast: Sportrechteverlust sorgt für Kundenverlust bei Sky

Die euro­päi­sche Pay-TV-Tochter Sky verpasst Comcast einen kräf­tigen Rück­setzer. In seiner Quar­tals­bilanz muss der US-Medi­enkon­zern einen herben Kunden­rück­gang verbu­chen. Auch im US-Kabel­geschäft läuft es nicht rund.
Von Björn König

Ein deut­lich gemischtes Bild liefern die aktu­ellen Quar­tals­zahlen des US-Medi­enkon­zerns Comcast. Vor allem die euro­päi­sche Pay-TV-Tochter Sky trug zu dazu bei. Während deren Umsatz insge­samt um 4,1 Prozent auf nunmehr fünf Milli­arden US-Dollar im dritten Quartal anstieg, ging es bei den Abon­nen­ten­zahlen kräftig nach unten.

Hinter­grund ist im Sport­bereich ein Verlust der Serie A-Rechte in Italien. So gingen 233.000 Kunden von Bord, teil­weise konnte diese Entwick­lung durch Wachstum in Groß­bri­tan­nien aufge­fangen werden. Insge­samt bleibt der Ausblick jedoch getrübt.

US-Kabel­geschäft bröckelt

Sky-Group-CEO Dana Strong muss Kundenabgänge verbuchen Sky Group-CEO Dana Strong muss Kundenabgänge verbuchen
Foto: Matt Crossick/PA
Strea­ming und "Cord Cutter" machen Comcast in den USA nach wie vor zu schaffen. Im Segment "Video Custo­mers" verbuchte das Unter­nehmen einen Abgang von 408.000 Verträgen, gleich­wohl stieg die Gesamt­kun­den­zahl im dritten Quartal auf 34 Millionen an. Hier wirkte sich insbe­son­dere auch das Breit­band­geschäft des Medi­enkon­zerns positiv auf die Gesamt­bilanz aus. Der Trend, ein Abon­nement bei güns­tigeren SVoD-Diensten abzu­schließen, setzt sich insge­samt weiter durch.

Eine Entwick­lung, die jedoch alle tradi­tio­nellen Kabel- und Kommu­nika­tions­kon­zerne glei­cher­maßen trifft. Comcast reagiert auf diesen Trend vor allem mit seinem eigenen Strea­ming-Dienst "Peacock". Inner­halb Europas baut man außerdem auf ein Joint Venture mit ViacomCBS unter der Marke "SkyShowtime".

Darüber hinaus setzt Sky zuneh­mend auf exklu­sive Hard­ware, um das TV-Erlebnis zu verbes­sern oder neue Vertriebs­wege zu erschließen. Zu nennen wäre hier beispiels­weise die neue Sky IPTV-Box oder der eigene Fern­seher Sky Glass.

Keine Abkehr von linearem Fern­sehen

Eine gene­relles Aus für lineares Fern­sehen scheint bei Sky trotz Strea­ming-Boom zumin­dest vorerst nicht auf der Agenda zu stehen. Diesen Eindruck erweckte bislang Elke Walt­helm, Execu­tive Vice Presi­dent bei Sky Deutsch­land. Aller­dings wech­seln die linearen Ange­bote zuneh­mend per IPTV ins Netz, was auch zu einer weiteren Unab­hän­gig­keit von den "klas­sischen" Empfangs­wegen Kabel und Satellit führt. Comcast hatte darüber hinaus bereits ange­kün­digt, die von Sky genutzte Hard­ware auch in den USA einsetzen zu wollen.

Offen­sicht­lich aufgrund des starken Strea­ming-Wett­bewerbs hatte das Unter­nehmen in den vergan­genen Monaten auch seine Preis- und Vertrags­struk­turen ange­passt und flexi­bler gestaltet. Abon­nenten können nun auch in den Premium-Produkten in der Regel nach einem Jahr zum Monats­ende aus ihrem Vertrag aussteigen. Ob diese Maßnahme mittel­fristig zu einem stär­keren Kunden­wachstum oder Abgängen führt, muss sich aller­dings noch zeigen.

Fokus auf eigenen Content

Vor dem Hinter­grund einer zuneh­menden Direct-to-Consumer-Stra­tegie aller großen Studios setzt Sky außerdem verstärkt auf Eigen­pro­duk­tionen. Der Neubau von Sky Studios Elstree sowie Inves­titionen in Content werden sich in den kommenden Monaten und Jahren weiter in der Bilanz von Comcast nieder­schlagen und damit zu höheren Kosten führen. Hier­durch steht vor allem die euro­päi­sche Tochter weiter unter Druck, bei den Kunden­zahlen nicht weiter zurück­zufallen.

Eine Über­nahme von ViacomCBS durch Comcast war in den vergan­genen Monaten ebenso immer wieder Gegen­stand von Speku­lationen, an der sich die Fach­presse rege betei­ligte. Doch dieses Thema scheint vorerst abge­hakt zu sein, und das nicht nur aus poli­tischen Gründen. So hatte erst kürz­lich ViacomCBS-Präsi­dent Bob Bakish verlauten lassen, dass sein Unter­nehmen lieber aus eigener Kraft wachsen wolle und eine Fusion wenigs­tens vorerst nicht in Betracht kommt.

Weitere Strea­ming-Konkur­renz steht für Sky mit HBO Max in Europa vor der Tür.

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