Datenschutz

Smartphone-Messenger-Test: Warentester küren Überraschungssieger

Den richtigen Messenger zu finden ist nicht einfach. Sicher sollte er sein, leicht zu bedienen und die Freunde sollten ihn auch benutzen. Ein Test zeigt: Ohne Kompromisse ist das derzeit nicht möglich. Im Test haben sich jedoch einige Fehler eingeschlichen.
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Im Messenger-Test muss sich WhatsApp gegenüber der Konkurrenz geschlagen geben. Im Messenger-Test muss sich WhatsApp gegenüber der Konkurrenz geschlagen geben.
Bild: dpa
Mit Messengern verschicken Smart­phone-Nutzer tagtäglich private Nachrichten, die nicht für die Augen Dritter bestimmt sind. Deshalb sollten gute Anwendungen erst einmal eine sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aufweisen, damit Datenfischer nichts mit abgefangenen Nachrichten anfangen können, rät die Stiftung Warentest, die neun Messenger für Android und iOS getestet hat (test-Ausgabe 8/15, teltarif.de liegt der Bericht vor). Zum anderen sollten Verbraucher einen Dienst wählen, bei dem sie so wenig wie möglich von sich preisgeben müssen, etwa beim Einrichten des Dienstes.

Serverstandort bestimmt den Datenschutz

Im Messenger-Test muss sich WhatsApp gegenüber der Konkurrenz geschlagen geben. Im Messenger-Test muss sich WhatsApp gegenüber der Konkurrenz geschlagen geben.
Bild: dpa
Denn auch, wenn sich ausschließen lässt, dass Nutzerdaten direkt aus der App heraus an Dritte weitergegeben werden, etwa für Werbeprofile, bleibt letztlich immer im Dunkeln, was mit den Daten auf den Servern der Anbieter geschieht und ob Informationen von dort aus weitergeleitet werden. Sinnvoll in diesem Zusammenhang ist auch ein Serverstandort in Ländern mit einem starken Datenschutzrecht wie in der Schweiz, Deutschland und manchen anderen Ländern der EU.

Außerdem sollten Nutzer den Angaben zufolge selbst entscheiden können, ob sie dem Anbieter alle Kontakte überlassen und wer in der Liste der Chat-Partner auftaucht - auch wenn ein Telefon­buch­abgleich sehr schnell und komfortabel ist. Lesebestätigungen und ein angezeigter Onlinestatus sollten sich ausschalten lassen. Und natürlich muss man erst einmal Überzeugungsarbeit bei Bekannten, Freunden und Verwandten leisten, wenn man zu einer neuen sicheren Messenger-Anwendung wechseln will. Denn untereinander kompatibel sind die Apps nicht.

Die perfekte Lösung gibt es nicht

"Maximale Privatsphäre und uneingeschränkten Komfort kombiniert kein Anbieter", lautet ein Fazit der Tester. Die beste Messenger-App im Test für iOS und Android ist in der Gesamtwertung das kostenlose Hoccer (Note 1,9), gefolgt von Threema (Note 2,0), das einmalig zwei Euro kostet. Das Chatten mit Hoccer ist den Angaben zufolge anonym und unkompliziert, Threema lässt sich sogar noch etwas leichter handhaben. Am sichersten sei Privates beim kostenlosen ChatSecure für iOS, doch das Einrichten ist eher etwas für Technikversierte, so die Tester.

Die in Deutschland mit Abstand beliebteste Messenger-Anwendung WhatsApp (im ersten Jahr kostenlos und danach jährlich 89 Cent) schneidet insgesamt "befriedigend" ab, im Umgang mit den persönlichen Daten aber nur "ausreichend". "Sie greift nicht unerheblich in die Privatsphäre ihrer Nutzer ein", so das Fazit der Warentester. In der Kategorie Handhabung gibt es immerhin ein "Sehr gut": "So simpel wie WhatsApp lässt sich keine andere App bedienen."

Der Fehlerteufel: Verschlüsselungsangaben nicht immer richtig

Bei den Verschlüsselungs-Eigenschaften zweier Messenger im Mittelfeld der Bewertung leistet sich die Stiftung Warentest jedoch zwei Schnitzer. So geben die Tester an, Blackberrys BBM verschlüssele Ende-zu-Ende, was aber nur bei der kostenpflichtigen Variante BBM Protected der Fall ist. Auch zu WhatsApp macht die Stiftung Warentest nicht vollständig korrekte Angaben: Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von WhatsApp sei nicht bestätigt, so heißt es in der Detail-Beschreibung. Allerdings ist seit Ende April klar, dass zwischen Android-Nutzern das sicher verschlüsselnde Axolotl-Protokoll zum Einsatz kommt.

Bei Threema wiederum ist den Testern entgangen, dass der Nutzer seine Chats auf einem neuen Smart­phone wiederherstellen kann. Außerdem erscheint auch die Bewertung der Privatsphäre-Einstellungen merkwürdig: Im direkten Vergleich mit Hoccer sind diese bei Threema ausführlicher - eine weitgehend anonyme Nutzung ist auch bei Threema möglich. Denkbar ist jedoch, dass die laxeren Voreinstellungen bei Threema zu einer niedrigeren Wertung als bei Hoccer führten.

Persönlicher Kommentar von Hans-Georg Kluge
Hans-Georg Kluge Die Stiftung Warentest hat einen interessanten Testbericht vorgelegt, der mit einem überraschenden Sieger aufwarten kann. Ob die von uns monierten Fehler in der Datenerfassung zu einem anderen Testergebnis führen würden, bleibt offen. Ungeschoren kommen die Warentester jedoch nicht durch. Vergleichsweise billig ist dabei die Kritik, es hätte noch weitere Messenger gegeben. Ob SIMSme, Wire oder SayHey - es gibt unfassbar viele Messenger, die sich als das bessere WhatsApp sehen. Aber was nützt es, wenn ein Messenger kaum Nutzer hat? Beim Testsieger Hoccer jedenfalls steigt man nicht einfach ein und findet vielleicht ein paar Freunde, mit den man chatten kann. Jeder einzelne Kontakt muss hier manuell hinzugefügt werden. Funktional mag Hoccer gut abschneiden, aber der Messenger scheitert an zu geringer Verbreitung.

Mehr zum Thema Message