Smartphone-Messenger-Test: Warentester küren Überraschungssieger
Im Messenger-Test muss sich WhatsApp gegenüber der Konkurrenz geschlagen geben.
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Mit Messengern verschicken Smartphone-Nutzer
tagtäglich private Nachrichten, die nicht für die Augen Dritter
bestimmt sind. Deshalb sollten gute Anwendungen erst einmal eine
sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aufweisen, damit Datenfischer
nichts mit abgefangenen Nachrichten anfangen können, rät die Stiftung
Warentest, die neun Messenger für Android und iOS getestet hat
(test-Ausgabe 8/15, teltarif.de liegt der Bericht vor). Zum anderen sollten Verbraucher einen Dienst
wählen, bei dem sie so wenig wie möglich von sich preisgeben müssen,
etwa beim Einrichten des Dienstes.
Serverstandort bestimmt den Datenschutz
Im Messenger-Test muss sich WhatsApp gegenüber der Konkurrenz geschlagen geben.
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Denn auch, wenn sich ausschließen lässt, dass Nutzerdaten direkt aus
der App heraus an Dritte weitergegeben werden, etwa für Werbeprofile,
bleibt letztlich immer im Dunkeln, was mit den Daten auf den Servern
der Anbieter geschieht und ob Informationen von dort aus
weitergeleitet werden. Sinnvoll in diesem Zusammenhang ist auch ein
Serverstandort in Ländern mit einem starken Datenschutzrecht wie in
der Schweiz, Deutschland und manchen anderen Ländern der EU.
Außerdem sollten Nutzer den Angaben zufolge selbst entscheiden können, ob sie dem Anbieter alle Kontakte überlassen und wer in der Liste der Chat-Partner auftaucht - auch wenn ein Telefonbuchabgleich sehr schnell und komfortabel ist. Lesebestätigungen und ein angezeigter Onlinestatus sollten sich ausschalten lassen. Und natürlich muss man erst einmal Überzeugungsarbeit bei Bekannten, Freunden und Verwandten leisten, wenn man zu einer neuen sicheren Messenger-Anwendung wechseln will. Denn untereinander kompatibel sind die Apps nicht.
Die perfekte Lösung gibt es nicht
"Maximale Privatsphäre und uneingeschränkten Komfort kombiniert kein Anbieter", lautet ein Fazit der Tester. Die beste Messenger-App im Test für iOS und Android ist in der Gesamtwertung das kostenlose Hoccer (Note 1,9), gefolgt von Threema (Note 2,0), das einmalig zwei Euro kostet. Das Chatten mit Hoccer ist den Angaben zufolge anonym und unkompliziert, Threema lässt sich sogar noch etwas leichter handhaben. Am sichersten sei Privates beim kostenlosen ChatSecure für iOS, doch das Einrichten ist eher etwas für Technikversierte, so die Tester.
Die in Deutschland mit Abstand beliebteste Messenger-Anwendung WhatsApp (im ersten Jahr kostenlos und danach jährlich 89 Cent) schneidet insgesamt "befriedigend" ab, im Umgang mit den persönlichen Daten aber nur "ausreichend". "Sie greift nicht unerheblich in die Privatsphäre ihrer Nutzer ein", so das Fazit der Warentester. In der Kategorie Handhabung gibt es immerhin ein "Sehr gut": "So simpel wie WhatsApp lässt sich keine andere App bedienen."
Der Fehlerteufel: Verschlüsselungsangaben nicht immer richtig
Bei den Verschlüsselungs-Eigenschaften zweier Messenger im Mittelfeld der Bewertung leistet sich die Stiftung Warentest jedoch zwei Schnitzer. So geben die Tester an, Blackberrys BBM verschlüssele Ende-zu-Ende, was aber nur bei der kostenpflichtigen Variante BBM Protected der Fall ist. Auch zu WhatsApp macht die Stiftung Warentest nicht vollständig korrekte Angaben: Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von WhatsApp sei nicht bestätigt, so heißt es in der Detail-Beschreibung. Allerdings ist seit Ende April klar, dass zwischen Android-Nutzern das sicher verschlüsselnde Axolotl-Protokoll zum Einsatz kommt.
Bei Threema wiederum ist den Testern entgangen, dass der Nutzer seine Chats auf einem neuen Smartphone wiederherstellen kann. Außerdem erscheint auch die Bewertung der Privatsphäre-Einstellungen merkwürdig: Im direkten Vergleich mit Hoccer sind diese bei Threema ausführlicher - eine weitgehend anonyme Nutzung ist auch bei Threema möglich. Denkbar ist jedoch, dass die laxeren Voreinstellungen bei Threema zu einer niedrigeren Wertung als bei Hoccer führten.